Ihre Sprache heisst Kunst
22.05.2024 Mutschellen, WidenKunst in der DNA
Sie ist ein Organisationstalent, eine Weltenbummlerin und eine Familienmanagerin. Doch vor allem ist Evelyne Brader-Frank aus Widen durch und durch eine Kunstschaffende. «Ich lebe, atme, mache Kunst. Kurz: Ich bin Kunst», meint die ...
Kunst in der DNA
Sie ist ein Organisationstalent, eine Weltenbummlerin und eine Familienmanagerin. Doch vor allem ist Evelyne Brader-Frank aus Widen durch und durch eine Kunstschaffende. «Ich lebe, atme, mache Kunst. Kurz: Ich bin Kunst», meint die 54-Jährige. --sab
Die Künstlerin und Galeristin Evelyn Brader-Frank aus Widen mischt in der internationalen Kunstszene gross mit
Ihre Werke stehen in Kanada, in Dubai oder in Mallorca. Evelyne Brader-Frank wird von vielen führenden Galerien vertreten. Ihre Skulpturen zelebrieren die menschliche Form. Inspiration holt sich die 54-Jährige aus dem Alltag. Und in Widen. «Das Dorf ist für mich ein inspirierender Ort.»
Sabrina Salm
Zweimal 24 Stunden. Dies wäre für Evelyne Brader-Frank perfekt. Bei ihr ist immer viel los und sie ist immer auf Zack. Doch es ist nun mal so, dass ein Tag nun einmal 24 Stunden hat. So macht sie das Beste daraus und somit nicht selten auch die Nacht zum Tag. «Da ich viel in Kontakt mit Galeristen oder Künstlern aus dem Ausland bin, ist es unumgänglich, dass ich auch mal nachts arbeite und telefoniere», erklärt sie. Die Kunstszene sei ein hart umkämpftes Pflaster. «Es braucht vieles, um in diesem Haifischbecken zu bestehen», sagt Brader-Frank. Eine gute Vernetzung sei deshalb sehr wichtig. Vernetzt ist Brader-Frank in den USA, Dubai, Deutschland oder Schweden. Aber vor allem nach Kanada hat sie einen guten Draht. Hier hat ihre Eroberung der Kunstszene vor gut dreissig Jahren begonnen.
Zunächst hatte sie in Alberta keine Arbeitsbewilligung. «So habe ich für mich Kunst gemacht.» Kanada habe sie sehr offenherzig empfangen. «Ich war ein Exot in der Kunstszene», erinnert sich die ausgebildete Bankfrau. «Ich hatte das Glück, gute Menschen zu treffen, die an mich und meine Kunst glaubten. So wurde mir hier mein Weg in die Kunstwelt geebnet.»
Als Bildhauerin und Galeristin etabliert
Sie hat sich in Kanada als Bildhauerin etabliert. Nach mehreren Jahren zog die Familie wieder zurück in die Schweiz und fanden in Widen ihr neues Zuhause. «Ich liebe den Blick in den Himmel und den habe ich hier in Widen wunderbar. Das Dorf ist für mich ein inspirierender Ort.» Die Fernsicht sei für sie befreiend. Von Anfang an habe sie sich in Widen wohlgefühlt. Natürlich richtete sie sich ein Atelier ein, in dem sie weiter Skulpturen hauptsächlich aus Stein, Bronze und Stahl anfertigt. Ihre Werke zelebrieren meist die weibliche Form, und sind inspiriert von der griechischen Mythologie. Wieso weibliche Figuren? «Weil sie mir die Möglichkeiten bieten, organische und ausdrucksstarke Silhouetten zu erschaffen. Sie eröffnet ein breites Spektrum von künstlerischen Möglichkeiten.» Evelyn Brader-Frank eröffnete ebenfalls eine eigene Galerie in ihrem Privathaus. Die Halde Galerie feierte kürzlich ihr 20-jähriges Bestehen. «Ich wusste damals nicht, ob es überhaupt funktioniert», meint die Unternehmerin lächelnd. Vor allem kanaddische Künstler vertritt sie in ihrer Galerie, die in den Räumlichkeiten der einstigen Shampo-Fabrik beherbergt ist. Das Galerieprogramm umfasst zeitgenössische Kunst. «Die Galerie soll ein Ort der Begegnung sein. Ich möchte die Kunst allen zugänglich machen.» Die Anfangszeit zurück in der Schweiz sei karrieretechnisch nicht einfach gewesen. Es habe lange gedauert, bis sie in Europa an die Erfolge in Kanada anknüpfen konnte. Doch das ist Schnee von gestern. Ihre Skulpturen befinden sich in Sammlungen auf der ganzen Welt. So zum Beispiel in einem Park in Pennsylvania, USA.
Weltenbummlerin mit Kochleidenschaft
Evelyne Brader-Frank wurde in einer künstlerisch begabten Familie geboren und wuchs in Würenlos auf. Ihr Grossvater war ein Landschaftskünstler und ihr Bruder malt ebenfalls. Bevor sie zur Bildhauerei kam, experimentierte sie mit verschiedenen Medien wie Bleistift, Airbrush oder Aquarell. Künstlerisch tätig war Brader-Frank auch lange als Theaterregisseurin. So führte sie Regie bei der Theatergruppe Bünzen, Zufikon oder beim Jugendtheater Widen. «Heute inszeniere ich nur noch zu Hause», meint sie lachend. Das Gespür für Kunst sei in ihrer DNA. Und dies habe sie auch ihren Kindern weitergegeben. «Zwar in einer anderen Form, aber ja, meine beiden Kinder sind ebenfalls von der Muse geküsst.» Sich selbst beschreibt sie als eine gemütliche, witzig-analytische, gesellige Person. Und als eine Kosmopolitin. Ein Jahr lang ging sie mit ihrer Familie auf Weltreise. «Wir wollten unseren Kindern mitgeben, dass die Welt ein freundlicher Ort ist und das man allen gegenüber Respekt hat und offen für alles sein soll.» Sie liebe es zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen.
Ebenfalls verlässt sie auch gerne ihre Komfortzone. So hat sie vor einem Jahr bei «Das perfekten Dinner», einer in Deutschland beliebten Fernsehsendung, mitgemacht. «Ich koche unheimlich gerne und beim Fernsehformat mitzumachen, war ein tolles Erlebnis.»
Geschichten erzählen
Evelyne Brader-Frank ohne Kunst geht gar nicht. «Es ist mein Ausgleich, mein Stimulus, fast wie eine Sucht für mich.» Es sei die Sprache, die sie spreche. «Wenn ich lange nicht ins Atelier komme, merkt man mir das an», lacht sie. Ihre grössten Erfolge? «Im Privatleben ist es sicherlich, dass ich meine Familie und meine Karriere unter einen Hut bekommen habe.» Durch die Kunst habe sie eine Freiheit gehabt, ganz für ihre Kinder da zu sein, als sie sie brauchten.
Karrieremässig, sei sie wohl noch zu jung, um eine Retroperspektive zu machen. «Ich bin mittendrin», meint sie. Sie möchte noch weiter die Kunstwelt aufmischen und hat verschiedene Ziele. «Einmal an der Art Basel ausstellen zu können, wäre schon schön», sagt die 54-Jährige. Aber viel mehr möchte sie, dass ihre Kunstwerke die Menschen weiterhin berühren. «Jede Skulptur oder Ausstellung, die ich organisiere, erzählt eine Geschichte. Gerne würde ich noch viele davon erzählen.»