«Ich stehe für Kontinuität»
31.01.2025 BremgartenDiesmal ohne Partnerin
SP-Aargau-Präsidium: Dietrich über Kandidatur
Der Bremgarter Lehrer möchte im SP-Präsidium bleiben. Ende April tritt Dietrich am Parteitag gegen zwei Frauen an.
Seit über drei ...
Diesmal ohne Partnerin
SP-Aargau-Präsidium: Dietrich über Kandidatur
Der Bremgarter Lehrer möchte im SP-Präsidium bleiben. Ende April tritt Dietrich am Parteitag gegen zwei Frauen an.
Seit über drei Jahrzehnten ist Stefan Dietrich politisch aktiv. Vor drei Jahren wurde er gemeinsam mit Nora Langmoen Co-Präsident der Aargauer SP. Nach dem vorzeitigen Aus des Duos aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen kandidiert er nun allein für die Nachfolge und sieht sich einer weiblichen Gegenkandidatur gegenüber. Wir haben mit ihm gesprochen. --huy
Stefan Dietrich will an der Parteispitze der SP Aargau bleiben
Der Bremgarter Grossrat kandidiert am 26. April erneut für das kantonale Parteipräsidium. Nach dem Rücktritt der Präsidentschaft mit Nora Langmoen tut er dies nun allein. Dietrich über seine Beweggründe und Überzeugungen.
Marco Huwyler
Nach der Ankündigung des Rücktritts Anfang November haben Sie Ihre künftige Rolle in der Partei offen gelassen. Was hat dazu geführt, dass Sie nun erneut für das Präsidium kandidieren?
Stefan Dietrich: Es waren intensive, aufwühlende Wochen seither. Die schier unzähligen Feedbacks und Zusprüche, die ich nach der Ankündigung erhalten habe, haben mich berührt und gestärkt. Ich habe intensive Gespräche geführt. Mit Parteimitgliedern, mit der Basis und natürlich mit der Familie. Letztlich bin ich zum Schluss gekommen, dass ich gerne weitermachen möchte. An die Aufbauarbeit der letzten drei Jahre möchte ich anknüpfen. Und angestossene innerparteiliche Projekte zu Ende führen.
Das Co-Präsidium gemeinsam mit Nora Langmoen haben Sie beide «aufgrund von unterschiedlichen Vorstellungen» frühzeitig beendet. Präzisieren wollten Sie dies damals nicht. Kann man jetzt mehr dazu sagen?
Nein. Das sind interne Dinge, die immer noch nicht in die Öffentlichkeit gehören. Was ich aber sagen kann: An persönlichen Animositäten lag es nicht. Und auch nicht an inhaltlichen Differenzen. Wir haben jederzeit an einem Strang gezogen und werden dies auch weiterhin tun bis am 26. April.
Co-Präsidien sind aktuell im Trend. Im Herbst haben Sie eine erneute Präsidiums-Partnerschaft für sich als Möglichkeit bezeichnet. Weshalb treten Sie nun allein an? Gibt es keinen geeigneten Co-Präsidenten für Dietrich in der SP?
Das würde ich so bestimmt nicht unterschreiben (lacht). Ich habe mir durchaus Optionen überlegt und auch Gespräche geführt. Ein Co-Präsidium hat sich aber daraus nicht ergeben. Ich bin überzeugt, dass ich das auch als alleiniger Präsident in Zusammenarbeit mit Geschäftsleitung und Sekretariat gut hinbekommen werde. Mein Ziel ist es, die Parteileitung noch breiter aufzustellen und der Fraktion und Geschäftsleitung noch mehr Gewicht zu geben.
Sie sind Lehrer mit einem 90-Prozent-Pensum, Grossrat und auch anderweitig vielerorts engagiert. Bereits als Co-Präsident eilten Sie von Termin zu Termin. Keine Angst, dass Sie sich als Alleinverantwortlicher übernehmen könnten?
Man muss dafür ein Stück weit gemacht sein. Ich bin seit den 90er-Jahren politisch engagiert, mag es so und werde von meiner Familie und Freunden unterstützt. Es gibt auch immer wieder ruhigere Zeiten. Und man muss auch sehen, dass Nora und ich als Co-Präsidium sehr aktiv waren und mehr als das vorgesehene Pensum gemacht hatten. Wir übernahmen die Partei in einer schwierigen Phase, wollten die Probleme überall und im Detail verstehen und bestritten gleichzeitig innert kurzer Zeit zwei intensive Wahlkämpfe. Einiges dürfte jetzt weniger turbulent werden. Vieles hat sich eingependelt. Ich kenne Personen und Abläufe in der Partei. Darauf könnte ich aufbauen und profitieren.
Mit Lucia Engeli und Anja Gestmann sehen Sie sich einem weiblichen Duo als Gegenkandidatur gegenüber.
Ja und das ist gut so. Die SP ist eine demokratische, lebendige Partei. Ich bin froh, dass die Basis eine Auswahl hat. Das verleiht dem künftigen Präsidium mehr Rückhalt. Ich kenne die beiden gut und schätze sie. Es ist auch nicht so, dass die Partei je nach Wahl in eine komplett andere Richtung driftet. Grundsätzlich wollen wir das Gleiche. Konzentration auf unsere Kernthemen. Und eine SP, die sich für einen solidarischen und sozialen Staat einsetzt.
Womit wollen Sie die Basis von sich überzeugen?
Ich stehe für eine lösungsorientierte Politik. Und für Kontinuität. Ich denke, der Partei würde diese in der jetzigen Lage gut anstehen, nach doch vielen Wechseln in den letzten Jahren. Ich kenne unsere Partei und ihre Strukturen – inklusive etwaiger Schwachstellen, die ich willens bin anzugehen. Ich bin gut vernetzt – intern, aber auch mit anderen Parteien und den Medien. Und ich versuchte in Vergangenheit allen immer auf Augenhöhe zu begegnen und mir Zeit für die unterschiedlichsten Anliegen zu nehmen. Ich denke, dass man dies innerparteilich zu schätzen weiss (lächelt).
Bei den Wahlen im Herbst ist der Aargau nach rechts gerückt. Mitte-Links-Anliegen dürften kaum mehr Mehrheiten finden in dieser Legislatur. Wie würden Sie als SP-Präsident damit umgehen?
Das Wahlergebnis schmerzt natürlich noch immer, auch wenn es abzusehen war. Wir finden uns nun in der Oppositionsrolle wieder und die nehmen wir auch an. Die SP muss und wird versuchen aktiv zu sein und auf Missstände aufmerksam zu machen. Wenns sein muss auch laut. Dennoch wird es mir wichtig bleiben, stets die Balance zwischen Opposition und Pragmatismus zu finden. Wenn es der Sache dient, bin ich viel lieber Teil der Lösung als derjenige, der aus Prinzip ideologische Schlachten schlägt.
Mit welchen Themen würde die SP unter Präsident Dietrich bei der Wählerschaft punkten wollen?
Wir müssen unser Profil weiter schärfen und uns auf unsere Kernthemen konzentrieren. Für bezahlbaren Wohnraum einstehen, für die Bildung und gegen den Abbau des Sozialstaates. Wir kämpfen für konkrete Verbesserungen im Alltag der Menschen. Das sollen die Leute auch sehen und spüren.
Noch sind es knapp drei Monate bis zum Parteitag. Wie nutzen Sie die Zeit bis dahin?
Man ist viel unterwegs in so einer Situation. Ich kenne es ja bereits von vor drei Jahren (lächelt). Wir haben 11 Bezirke im Aargau mit rund 70 SP-Sektionen. Da gilt es nochmals die Klinken zu putzen. Sich vorstellen, seine Vorstellungen präsentieren, zuhören und Fragen beantworten.
Wie beurteilen Sie Ihre Wahlchancen?
Ich kann und möchte keine Prognosen abgeben. Doch wie auch immer es herauskommt – ich nehme es sportlich. Das kann ich versprechen.
Aber eine erneute Wahl als SP-Aargau-Präsident würde Ihnen viel bedeuten.
Natürlich. Ich kämpfe mit Herz und Verstand für die Werte der Partei und fühle mich hier seit über 30 Jahren politisch zu Hause. Und ich bin überzeugt davon, dass ich der Kantonalpartei mit meinen Erfahrungen und meiner Herangehensweise weiterhin viel geben könnte als Präsident. Aber ich werde ihr auch bei einer Nichtwahl treu bleiben und mich voll engagieren, wo es mich braucht.