Heimat für den Zirkustraum
06.06.2025 Arni, KelleramtSymbol für Dorfgemeinschaft
Mehr als eine Trainingshalle: feierliche Eröffnung des «Biberbaus» in Arni
Wenn sich zur Eröffnung eines Gebäudes gegen 300 Personen anmelden, so zeugt das von ...
Symbol für Dorfgemeinschaft
Mehr als eine Trainingshalle: feierliche Eröffnung des «Biberbaus» in Arni
Wenn sich zur Eröffnung eines Gebäudes gegen 300 Personen anmelden, so zeugt das von Wertschätzung. Und die geniesst der «Biber» definitiv – über Arni hinaus.
Thomas Stöckli
Der Jugend Circus Biber begeistert jedes Jahr wieder aufs Neue die Massen. Dabei sind es nicht internationale Stars, welche die Manege rocken, sondern die Dorfjugend. Oder treffender: die Jugend aus der ganzen Region.
Ort der Kreativität und Begegnung
Mit dem Ziel, diesen jungen Artistinnen und Artisten zeitgemässe Trainingsbedingungen zu ermöglichen, wurde der «Biberbau» initiiert. Kernstück ist eine hohe Halle, in der auch Luftakrobatik trainiert werden kann. Dieser neue Bau ist aber weit mehr als nur ein Trainingsort, wie Vizeammann Kurt Süess am offiziellen Festakt betonte. Vielmehr sprach er von einer neuen Heimat für den Jugend Circus Biber, einem generationenverbindenden Ort der Kreativität und der Begegnung, einem Ort, wo junge Leute ihre Talente entfalten können, aber auch von einem Symbol für lebendige Gemeinschaft.
Zirkus-Präsidentin Tine Schafhauser schwärmte vom Herzblut, mit dem alle Beteiligten ans Werk gehen, und Biberbau-Präsident Daniel Walter von der inspirierenden, zielorientierten Zusammenarbeit, aber auch vom Rückhalt, den das Bauvorhaben in der Bevölkerung geniessen durfte. Nur so konnte es dem Verein gelingen, die rund eine Million Baukosten zu stemmen. Das Land wurde der Stiftung von der Gemeinde im Baurecht zur Verfügung gestellt.
Nun wurde also die Eröffnung gefeiert. Natürlich mit Artistik. Aber auch mit ganz viel Nostalgie.
Der «Biberbau» in Arni wurde festlich eröffnet
In Arni geht er für viele Kinder und Jugendliche in Erfüllung, der Traum vom Zirkus. Mit dem eigenen Trainingszentrum erfährt der innovative Verein eine deutliche Aufwertung. Das dient der ganzen Dorfgemeinschaft.
Thomas Stöckli
Gerade mal vier Trainings hatten sie vor dem grossen Auftritt, sagt Yannick Schatzl. In diesen vier Einheiten hat der junge Trainer mit den noch jüngeren und doch schon so routinierten «Biber»-Artisten eine Poi-Lichtshow einstudiert, welche die weit über 200 Besucherinnen und Besucher im «Biberbau», der neuen Trainingshalle des Jugendcircus, mit ihrer Synchronität zu begeistern vermag.
In einer effektvollen Choreografie bewegen sich die Jugendlichen auf ihrer runden Bühne und lassen dabei die Schnüre mit den LED-Kugeln wirbeln. Es ist der zweite Showblock, einer emotionalen Eröffnungsfeier. Zuvor haben schon die Kugelläufer für Stimmung gesorgt.
Als Kinderidee gestartet
Nun hat er also seine eigene Trainingshalle, der Jugendcircus, der schon seit 41 Jahren in Arni und weit darüber hinaus für Begeisterung sorgt. Initiiert durch den Traum von Beat Rhyner. «Ich bin megastolz auf den ‹Biber›», sagt er und schleppt einen alten Überseekoffer an. Eine Schatztruhe voll mit Trouvaillen aus der Gründerzeit, mit welchen nun die neue Halle ausgestattet werden kann. Etwa das einzige erhaltene Exemplar seines ersten farbigen Zirkusplakats. Oder eines der ursprünglichen T-Shirts in Anfänger-Orange. Über Fortgeschrittenen-Weinrot reichte die Palette damals bis zu Könner-Blau. Auch eine alte Aufnahme von 1992 und eine der ersten Blachen zaubert Rhyner aus seiner Truhe.
«Der ‹Biber› hat eine tolle Vergangenheit», ist sich Präsidentin Tine Schafhauser bewusst. «Ich freue mich auf die nächsten 40 Jahre – jetzt endlich mit einem richtigen Zuhause.» Die Jugendlichen Freia und Nina zeigen auf, was das konkret bedeutet: Keine kalten Füsse mehr in der zugigen Scheune, keine Handschuhe und Kappe mehr nötig beim Training, und auch keine «gfürchige» Spinnweben mehr in den Ecken.
Und wie bestellt beginnt am Eröffnungsabend draussen ein Sturm zu toben. Drinnen bekommt man davon kaum etwas mit. Zumindest keine Windböen, wie sie durchs Zelt oder zwischen den Scheunenbrettern pfeifen würden.
In seiner Begrüssung streift Daniel Walter, Präsident der Stiftung Biberbau, die Baugeschichte der Millionenprojekts nur am Rand. Die ebenso beschwerliche wie hoffnungsvolle Reise, die vor acht Jahren losging – und nun mit der Eröffnung einen Höhepunkt finden sollte. Vielmehr geht es ihm darum, sich bei all denen zu bedanken, die ihren Teil dazu beigetragen haben, in einer «inspirierenden, zielorientierten Zusammenarbeit», wie es der Stiftungspräsident formuliert.
Was Zirkus-Präsidentin Tine Schafhauser beeindruckt hat, war vor allem das Ausmass der Unterstützung. Als Beispiel nennt sie die Migros-Sammelbon-Aktion. Stundenlang habe sie Bons eingescannt, die ihr in den Briefkasten gelegt wurden.
Gemeinschaft pflegen
Auch Vizeammann Kurt Süess würdigt die Einweihung des «Biberbaus» im Namen des Gemeinderats als «besonderen Moment» für den Jugendcircus und für das ganze Dorf. Wobei er dem Bau als Ort der Begegnung, der Kreativität und des gemeinsamen Wirkens eine verbindende Bedeutung über Generationen- und Kulturgrenzen hinweg zuspricht: «Vereine wie der ‹Biber› sind tragende Säulen unseres gesellschaftlichen Lebens», so Süess, voll des Lobs über einen neuen Ort, an dem junge Leute ihre Talente entfalten können. Einen Ort, der nicht nur den Traum vom Zirkus wahr werden lässt, sondern die Jugend auch in verschiedensten Lebenskompetenzen stärkt, vom Selbstvertrauen bis zum Gemeinschaftsgefühl. «Der Biberbau ist nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern ein Symbol für lebendige Gemeinschaft.»
Und diese Gemeinschaft wird denn nach dem offiziellen Festakt noch weiter gepflegt, bei Grilladen und Getränken an den Festbänken des angrenzenden Werkhofs. Und natürlich nutzen auch viele Interessierte die Gelegenheit, den Biberbau zu erkunden. Nebst der hohen Halle für die Luftakrobatik-Disziplinen gehören auch noch ein zweiter Trainingsraum und sanitäre Anlagen zum Raumangebot. Ein würdiges Zuhause für einen einzigartigen Verein.