Hausarztpraxen auf dem Land – ein harter Kampf
08.04.2025 LeserbriefeDass Hausarztpraxen es auf dem Land schwer haben, weiss jedes Kind. Viele Ärztinnen und Ärzte stehen kurz vor der Pensionierung oder möchten sich langsam aus diesem oft nervenaufreibenden Beruf zurückziehen. So auch die einzige Hausärztin in Zufikon, die ihre Praxis ...
Dass Hausarztpraxen es auf dem Land schwer haben, weiss jedes Kind. Viele Ärztinnen und Ärzte stehen kurz vor der Pensionierung oder möchten sich langsam aus diesem oft nervenaufreibenden Beruf zurückziehen. So auch die einzige Hausärztin in Zufikon, die ihre Praxis im Erdgeschoss an der Oberdorfstrasse 4 in-Zufikon betreibt. Frau Dr. Dagmar Koppe hat auf eigene Initiative eine Nachfolge gesucht und gefunden. In der Praxis liegt ein Flyer auf, dass die Praxisübergabe am 1. Januar 2026 an Herr Dr. Umer Hameed übergeht. Das heisst, Frau Dr. Koppe lässt die Patienten nicht einfach im Regen stehen, denn in der Umgebung nehmen die Hausärzte keine Neupatienten mehr auf. Der Wohn- block, in dem die Praxis eingelagert ist, gehört der Ortsbürgergemeinde Zufikon. Dort wurde beschlossen, im Erdgeschoss eine grössere Asylunterkunft für 220 000 Franken, was ja edel ist, einzurichten – aber, mit dem grossen Umbau entstand natürlich auch ein entsprechender Lärmpegel für alle Mieter. Frau Dr. Dagmar Koppe berichtete, dass sensible Patientengespräche dadurch erheblich gestört wurden, da eine ungestörte, konzentrierte Gesprächsatmosphäre kaum noch möglich war. Eine belastende Situation. Doch anstatt nach einer Lösung zu suchen, entschied sich die Gemeinde für eine andere Massnahme: eine Mietzinserhöhung um 147 Stutz pro Monat – schliesslich wurde ja «umgebaut». Und damit es klar ist, in der Praxis wurde kein Pinselstrich gemalt. Als die Ärztin sich dagegen wehrte und die Entscheidung anfocht, erhielt sie prompt eine Betreibung. Ein Beispiel für eine «erfolgreiche Gemeinde-Arbeitsgemeinschaft für Lebensqualität» – oder sollte man es besser «Flucht in die Unwirklichkeit» nennen?
Besonders ärgerlich: Die Gemeinde schreibt tiefschwarze Zahlen, doch die «umsichtigen» Gemeinderäte basteln an ein paar Hundert Franken herum und machen es ausgerechnet einer Ärztin schwer, die sich für das Wohl der Bevölkerung einsetzt. Solche Vorgänge sind schwierig zu begreifen. Das ist keine durchdachte Finanzstrategie – das ist «Fast-Food-Politik» oder eine «verbissene Geldgier-Strategie», da die Gemeinderechnung 2024 mit einem Gewinn von gut 1,3 Millionen Franken abschloss. Da steckt ein grotesker Fleiss dahinter. Aber, ein schwacher Trost für Frau Dr. Dagmar Koppe. Mit solchen Aktionen macht sich Zufikon äusserst unattraktiv für eine neue Hausarztpraxis. Andere Gemeinden machen es subtiler und weitherziger: Die Gemeinde Möhlin hat im vergangenen Jahr eine Arztpraxis gekauft, um sie an einen Haus- oder Landarzt zu vermieten. Oder: Die Ortsbürger von Meisterschwanden bieten 100 000 Franken als Starthilfe für eine Hausärztin oder einen Hausarzt.
Alois Steigmeier, Zufikon, alt Vizeammann