Handgeflochtene Kunstwerke
24.10.2023 GewerbeFür die Herstellung der traditionellen Zwiebelzöpfe braucht es viel Geschick, Fleiss und Erfahrung. Wir besuchen eine Meisterin dieser aufwendigen Disziplin auf ihrem Betrieb in Finsterhennen.
Text: Milena Wyss
Bilder: zVg Genossenschaft Migros Aare
Wer Barbara ...
Für die Herstellung der traditionellen Zwiebelzöpfe braucht es viel Geschick, Fleiss und Erfahrung. Wir besuchen eine Meisterin dieser aufwendigen Disziplin auf ihrem Betrieb in Finsterhennen.
Text: Milena Wyss
Bilder: zVg Genossenschaft Migros Aare
Wer Barbara Marti beim Flechten eines Zwiebelzopfs beobachtet, kommt aus dem Staunen kaum heraus: Ein Stück Chinaschilf aus regionaler Produktion in der einen, eine Schnur in der anderen Hand – und los gehts: Mit geübtem Auge pickt sie abwechslungsweise rote und weisse Zwiebeln vom Rüsttisch und bindet diese mit routinierten Handbewegungen blitzschnell an das Stück Schilf. Schon bilden sich vier Längsreihen, immer eine Zwiebel ein bisschen grösser als die vordere. Eine Sekunde weggeschaut – schon ist der Zopf fertig, und im Nu ist auch das finale Blumensträusschen befestigt. «Mein Rekord sind 13 Zwiebelzöpfe in einer Stunde», lacht Barbara Marti. Schon fast ihr ganzes Leben lang beschäftigt sie sich mit dieser Tradition. «Meine Grossmutter ging bereits mit ihren Zöpfen an den Berner Zibelemärit. Mir war von klein auf klar, dass ich das auch mal machen will.» Doch bis die glänzenden Zöpfe an den Märkten feilgeboten werden, braucht es erst mal eine Menge fleissiger Hände.
Handarbeit von A bis Z
Spätestens Mitte März werden die Zwiebeln auf den Feldern von Barbara Martis Betrieb im seeländischen Finsterhennen ausgesät. Nur zwei Sorten eignen sich dank ihrer flachen Form zum Zöpfeln: Weisse Hiesiger und Rote Savoyer. Anfang August werden die Zwiebeln noch grün geerntet und in luftdurchlässige Säcke gepackt, um sie trocknen zu lassen. Nun kommt der aufwendigste Teil: Bei unserem Besuch sind Hanni, Margrit, Rosmarie und Res hochkonzentriert daran, mit einem Messer die glänzende Schicht der Zwiebeln freizulegen. Ob einem da abends nicht die Finger wehtun? «Alles eine Frage der Gewohnheit», schmunzelt Hanni – wie alle Anwesenden hat sie schon jahrelange Erfahrung im Zwiebelrüsten.
Dekorative Blütenpracht
Mit den Zwiebeln allein ist es aber noch nicht getan, denn die wahre Leidenschaft von Barbara Marti sind die kleinen Sträusschen aus Trockenblumen, die manche Zwiebelzöpfe zieren. Die Blumen wachsen direkt neben ihrem Zuhause in Kallnach – darunter Strohröschen, Zinnien, Schafgarbe und die sogenannte Jungfer im Grünen, die besonders hübsche bunte Blüten produziert. «Damit kann ich so richtig kreativ werden und mir an langen Sommerabenden die Zeit vertreiben, das mache ich wahnsinnig gerne», schwärmt Barbara Marti und zeigt stolz auf das Blütenmeer in ihrem Lager.
Stammkunden bis nach Griechenland
Tonnenweise Zwiebeln werden hier jede Saison zu Zwiebelzöpfen verarbeitet. Ein Teil davon geht an Detailhändler, Firmen und Privatpersonen. Der Rest wird an verschiedenen Märkten im Oktober und November verkauft, allen voran natürlich am Berner Zibelemärit. Barbara Marti erzählt: «Ein Kunde kommt jährlich aus Griechenland extra vorbei, um Zwiebelzöpfe zu kaufen und seine Familie zu besuchen. Das freut mich jedes Mal sehr.» Ebenso sehr freut sie sich aber auch auf den Moment, wo der Zibelemärit vorbei ist und wieder etwas Ruhe einkehrt: «Diesen Winter gehen wir zum ersten Mal seit 20 Jahren als Familie in die Ferien. Ich kann es kaum erwarten!»