Gute Lösungen schneidern
02.12.2025 Dottikon, Region UnterfreiamtHeidi Hegglin war 10 Jahren in der Schulpflege und 16 Jahre im Gemeinderat tätig
Maximal ein Jahr lang wollte sie bleiben, als sie 1983 mit ihrem Mann nach Dottikon zog. Jetzt kann sie sich einen Wegzug nicht mehr vorstellen. Heidi Hegglin ist im Dorf bestens ...
Heidi Hegglin war 10 Jahren in der Schulpflege und 16 Jahre im Gemeinderat tätig
Maximal ein Jahr lang wollte sie bleiben, als sie 1983 mit ihrem Mann nach Dottikon zog. Jetzt kann sie sich einen Wegzug nicht mehr vorstellen. Heidi Hegglin ist im Dorf bestens verwurzelt. Und hat viel geleistet für die Gemeinschaft.
Chregi Hansen
Sie hat gerade die letzte Sitzung mit der Jugendkommission hinter sich. Bald folgt der letzte Workshop in der Oberen Mühle Villmergen. Auch die allerletzte Gemeinderatssitzung rückt näher. «Es ist derzeit oft das letzte Mal», stellt Heidi Hegglin nüchtern fest. Es gehe jetzt darum, alles so zu hinterlassen, dass ihre Nachfolgerin gut einsteigen kann. Sie kann ihre Dossiers mit einem guten Gewissen übergeben. «Da kommen keine negativen Überraschungen zum Vorschein», versichert sie.
Bald geht es auch zum letzten Mal in den «Güggel» zum «Schnipo-Essen». Wie fast nach jeder Sitzung mit dem Gemeinderat. «Dabei mochte ich früher Schnitzel mit Pommes gar nicht», erzählt Hegglin schmunzelnd. Aber am Montag haben in Dottikon keine anderen Restaurants offen. Und so gab es eben jeden zweiten Montag «Schnipo» im «Güggel». Wobei das Kulinarische für Heidi Hegglin dabei nicht an erster Stelle stand. «Ich fand es schön und wertvoll, dass wir nach wirklich jeder Sitzung gemeinsam gegessen haben. Sogar dann, wenn es vorher vielleicht mal laut wurde», sagt sie. Selbst solche seltenen Auseinandersetzungen konnten ihr den Spass an ihrem Amt nicht verderben. «Es gab in diesen 16 Jahren keinen Tag, an dem ich bereut habe, das Amt übernommen zu haben.»
26 Jahre lang hat sich Heidi Hegglin für die Gemeinde engagiert. Erst zehn Jahre in der Schulpflege, danach 16 Jahre im Gemeinderat. Dabei wollte sie doch höchstens ein Jahr bleiben, als sie 1983 mit ihrem Mann nach Dottikon zog. Beide waren in Villmergen aufgewachsen und wollten nach einem Abstecher nach Dagmersellen wieder dahin zurück. Weil sie keine Wohnung fanden, landeten sie eben in Dottikon. Vorübergehend, war Hegglin überzeugt. Heute kann sie sich nicht mehr vorstellen, irgendwann von hier wegzuziehen. «Ich fühle mich hier zu Hause. Wenn ich unterwegs bin im Dorf, treffe ich immer jemanden, den ich kenne», erklärt sie. Überhaupt: Dottikon sei besser als sein Ruf. «Es gibt hier viele engagierte Menschen und Vereine. Und durch die Renaturierung der Bünz wurde auch das Dorfbild aufgewertet.»
Von der Geburt bis zum Tod und alles dazwischen
Dass Dottikon eine funktionierende Gemeinschaft hat, daran hat auch die scheidende Gemeinderätin ihren Anteil. 16 Jahre lang hatte sie das Ressort Soziales unter sich. «Ich habe mich um das ganze Leben gekümmert. Von der Mütter- und Väterberatung bis zum Altersheim und Friedhof», berichtet sie lachend. Grosse Auswahl hatte sie nach ihrer Wahl nicht – es war eben das Ressort, das frei war. Später wollte sie nicht mehr wechseln. Sie mochte ihre Aufgaben, war überzeugt, etwas bewirken zu können. So war sie massgeblich verantwortlich für die Einführung der Jugendarbeit. Aber hat auch das sich in Schieflage befindliche Altersheim in sichere Gewässer geführt, indem sie beim Altersheimverein Villmergen-Dintikon um Hilfe bat. «Uns da anschliessen zu können, war für uns wie ein Lottogewinn.» Auch als Vorstandsmitglied des KESD war sie gefordert, als sich dieser in der Krise befand. «Diese Phase, in der wir für zwei Mietverträge zahlen mussten, hat mich belastet», gibt sie zu.
Ein grosses Thema waren und sind die Sozialhilfebezüger. Davon gibt es in Dottikon recht viele. «Es gelingt dem Sozialdienst dank guter Arbeit, sehr viele Betroffene wieder ins Arbeitsleben zu integrieren und die Dossiers abzuschliessen. Aber es kommen immer wieder neue Fälle dazu. Diese vielen Wechsel sind mit enormem Aufwand verbunden», sagt sie. Ihr war es wichtig, beim Erstgespräch dabei zu sein, «nur so konnte ich den Ratskollegen danach klar machen, wozu wir das Geld brauchen.» Aber es sei doch schön, wenn man dazu beitragen kann, dass ein Mensch sein Leben wieder in den Griff kriegt. Manchmal brauche es Investitionen in eine Massnahme, damit lasse sich später Geld sparen.
Nie das Rampenlicht gesucht
Die vielen Schicksale, denen sie begegnet ist, liessen sie nicht kalt. Aber haben ihr nicht den Schlaf geraubt. «Ich hatte immer die Devise: Wenn ich nach Hause gehe, dann lasse ich das Amt und die damit verbundenen Probleme hinter mir. Wenn mir das nicht mehr gelungen wäre, dann hätte ich schon früher den Rücktritt erklärt.»
Heidi Hegglin galt stets als stille Schafferin. Sie hat nie das Rampenlicht gesucht. Sie war immer gut vorbereitet, hat sich eingelesen in die Materie. Zudem war sie gut vernetzt und stets lösungsorientiert. Den grossen Aufwand konnte sie leisten, weil sie nicht berufstätig war und sich die nötige Zeit nehmen konnte. Gelernt hatte sie einst Damenschneiderin. «Aber das war mehr der Wunsch der Familie als meine Leidenschaft. Ich wäre lieber Lehrerin geworden», schaut sie zurück. Später arbeitete sie im Verkauf, bevor sie Mutter von vier Kindern wurde und sich vor allem um die Familie kümmerte. Lehrerin wurde sie zwar nicht, aber dafür hat sie sich danach als Schulpflegerin engagiert. Und später als Gemeinderätin. Beides mit grossem Engagement. Aber auch mit viel Herzlichkeit.
Auf Ja zum Fussballplatz hoffen
Nun aber ist Schluss. Der Zeitpunkt stimmt für sie. Heidi Hegglin ist inzwischen 66 Jahre alt, ihr Mann ist pensioniert. Jetzt will das Paar etwas mehr Zeit für sich – grosse Pläne haben die beiden aber noch keine geschmiedet. Und sowieso, bis Ende Jahr ist sie noch im Amt. «Es waren gute Zeiten. In der Schulpflege wie auch im Gemeinderat. Ich konnte mit vielen guten Leuten zusammenarbeiten. Auch auf der Verwaltung haben wir super Leute», schaut sie zurück. Sie werde weiterhin aufmerksam verfolgen, was im Dorf passiert, sich aber nicht in Diskussionen einmischen. Gerade auch die Zukunft des Fussballplatzes beschäftigt sie. «Ich hoffe sehr, dass wir zusammen mit Hägglingen eine Lösung finden. Es braucht einen Fussballplatz für die Jungen», ist sie überzeugt. Dass dieser neu nur noch im Nachbardorf sein soll, stört sie nicht. Ein Teil ihrer heute erwachsenen Kinder hat im FC Hägglingen gekickt. «Ich habe viel Zeit auf der Zinsmatte verbracht», schmunzelt sie.

