Grosses Interesse an Hutmacherei
27.10.2023 Hägglingen, Region UnterfreiamtDie Freiämter Regionalzeitungen AG luden zu einem Besuch bei der Risa in Hägglingen ein
Die Abonnenten von «Wohler Anzeiger», «Bremgarter Bezirks-Anzeiger» und «Der Freiämter» werden viermal jährlich als Dankeschön zu ...
Die Freiämter Regionalzeitungen AG luden zu einem Besuch bei der Risa in Hägglingen ein
Die Abonnenten von «Wohler Anzeiger», «Bremgarter Bezirks-Anzeiger» und «Der Freiämter» werden viermal jährlich als Dankeschön zu spannenden Treffen eingeladen. Beim Aktiv-Anlass ging es nach Hägglingen in die letzte Schweizer Hutmanufaktur.
Walter Minder
Für die Betriebsführung der rund 50 angemeldeten Abonnenten mussten kurzfristig zwei Gruppen gebildet werden. Organisatorin Anita Pohl vom Abodienst meinte bei der Begrüssung: «Dank der Flexibilität von Risa-Mitinhaber Julian Huber ist es uns möglich, Ihnen allen die Möglichkeit zu bieten, in die Geschichte der traditionellen handwerklichen Hutmanufaktur einzutauchen.»
Von der Hutwerkstatt zur Dörrerei
Der 2008 in die Firma eingetretene Huber zeigte sich auch im Namen seiner Mutter Gaby Huber-Sax und seiner Grossmutter Monika Wicki-Sax sehr erfreut über das grosse Interesse und blickte auf die über 100-jährige Geschichte der Risa Hutwerkstatt zurück. 1919 gründete J. Marin Geissmann in der Blütezeit der Freiämter Strohindustrie eine kleine Hutmanufaktur, die hauptsächlich Damenhüte aus Stroh herstellte. Weil er dreissig erfolgreiche Jahre später in seinem Umfeld keine Nachfolgelösung finden konnte, machte er sich 1941 auf die Suche.
Mit Martin Richner-Wirth und Joseph Sax-Koch fand er zwei Nachfolger, die 1942 seine Fabrik mit damals zehn Mitarbeitenden übernahmen. Der Zweite Weltkrieg bedeutete einen Einschnitt in die Erfolgsgeschichte der Firma, da der Nachschub an Rohmaterial wie auch die Nachfrage von Modistinnen und Warenhäusern einbrachen. Dank der Idee, den vorhandenen Ofen zu einem Dörrofen umzubauen, konnten die schwierigen Kriegsjahre überbrückt werden, denn nun wurde aus Kartoffeln Kartoffelmehl produziert. Auch wenn der Bedarf mit den Jahren sank, blieb die Dörrerei ein Standbein der Firma, bis 1961 ein Brand das Fabrikgebäude zerstörte.
Und wieder wurde eine Neuorientierung notwendig und in der Kunststoffverarbeitung gefunden – ein wegweisender Entscheid. Anfangs produzierte die 1946 gegründete Riwisa AG auf einer ehemaligen Teigwarenpresse Hosenknöpfe aus Bakalit, später kamen unter anderem Regenschutzmänteli für die Migros dazu. Heute ist der erfolgreiche Kunststoff-Bereich in ein international tätiges Unternehmen integriert.
Hinunter in den Keller
Dann führte Huber die aufmerksame Gästeschar hinunter ins Lager mit den Filzrohlingen. Er erklärte, wie und aus welchen Tierhaaren Filz hergestellt wird, wie etwa vom Schaf, Kaninchen, Biber oder Alpaka. «Es gibt in Europa noch vier Filzhersteller, wir arbeiten mit einer Firma aus Portugal zusammen, ein Land, in dem dieses anspruchsvolle Handwerk seit über 200 Jahren zu Hause ist.»
Richtige Knochenarbeit
Anschliessend ging es hinauf zum Hutmacher Ahmet Yildirim, der seit über 36 Jahren bei der Risa arbeitet. Er demonstrierte an zum Teil sehr alten Maschinen, wie aus dem Filzrohling in mehreren, oft sehr anstrengenden Schritten ein Filzhut entsteht, eine «Knochenarbeit», wie Huber ergänzend festhielt. Zum Einsatz kommen Förmlinge aus Metall oder Holz, die Bearbeitung erfolgt durch Feuchtigkeit, Hitze und Druck. Dabei ist sowohl handwerkliches Know-how als auch ein perfektes Augenmass und grosses Feingefühl gefragt – von Yildirim eindrücklich demonstriert.
Morgen Samstag offene Türen
Und weiter ging es in die Strohhutherstellung – natürlich ebenfalls weitgehend Handarbeit, wie Huber Schritt für Schritt demonstrierte. Eindrücklich die acht alten, per Transmission angetriebenen Nähmaschinen. Auch hier erlebte man traditionelles Handwerk, umgesetzt in modischem Design. «Wir erhalten vereinzelt auch den Auftrag, für historische Vereine die Strohhüte nachzubauen. Das ist nicht immer einfach, da deren Herstellung nicht dokumentiert ist.»
Kundinnen und Kunden der Risa AG profitieren zudem von wechselnden saisonalen Kollektionen. Unter dem Motto «Risa erleben» öffnet die Hutmanufaktur darum jeweils ihre Türen und lädt zu einer «knackigen» Entdeckungsreise durch die Welt der modischen Stroh- und Filzhüte ein. Huber: «Knackig, denn wir bieten den Besuchern Fabrik-Feeling mit ‹Knackerli› aus der Festwirtschaft, und zwar am kommenden Samstag sowie am 25. November jeweils von 10 bis 16 Uhr.» Im Shop in Zürich und im Atelier in Basel kann man zudem in Ruhe nach dem persönlichen Lieblingsmodell schmökern, was selbstverständlich auch auf der Website www.risa.ch möglich ist.