Grosse Meisterparty
14.03.2023 Eishockey, SportFischbach-Göslikon gewinnt Final
Es war hochspannend bis zum Ende. Doch Fi-Gö siegt 4:3 und holt sich den 3.-Liga-Titel.
In der Ilfishalle in Langnau wird sonst NLA-Eishockey gespielt. Am Sonntagabend duellierten sich Ursellen und ...
Fischbach-Göslikon gewinnt Final
Es war hochspannend bis zum Ende. Doch Fi-Gö siegt 4:3 und holt sich den 3.-Liga-Titel.
In der Ilfishalle in Langnau wird sonst NLA-Eishockey gespielt. Am Sonntagabend duellierten sich Ursellen und Fischbach-Göslikon zum Play-off-Final der 3. Liga. Die Freiämter krönten ihre Glanzsaison mit dem 4:3-Sieg. Es ist der grösste Titel der 70-jährigen Vereinsgeschichte. Und das wurde gefeiert. --spr
«Unglaublich» – Fi-Gö ist Meister
Eishockey, 3. Liga: Play-off-Final: Der HC Fischbach-Göslikon bezwingt Ursellen mit 4:3 und feiert den ersten Titel
Als Spielertrainer Michel Simmen den Pokal in den Händen hält, schaut er ihn fast ungläubig an. «Das kann man nicht hoch genug einordnen. Es ist für alle der erste Titel», sagt er mit grosser Genugtuung. Das Märchen von Fischbach-Göslikon findet ein Happy End und ist ein Meilenstein der Vereinsgeschichte.
Alexander Wagner
Schon vor dem Spiel verwandelten die mitgereisten Fans aus dem Freiamt die Ilfishalle im Emmental in eine Heimspielarena. Wo sonst die NLA-Cracks auf dem Eis kurven, wurden rund um den Rink grosse Plakate von Fi-Gö montiert. Und bereits nach dem ersten Puck-Einwurf waren die vielen Fans lautstark mit ihren Anfeuerungsrufen und Glocken zu hören. «Es macht mich extrem stolz», meinte Spielertrainer Michel Simmen sichtlich bewegt. «Ich bin aus dem Dorf und seit ich fünf Jahre alt bin, habe ich mir die Spiele von Fi-Gö angeschaut. Dass wir jetzt mit diesem Verein den Titel holen, ist unglaublich», ergänzte er und schüttelte immer wieder ungläubig den Kopf. «Jahrelang waren wir hinten und jetzt stehen wir da mit Medaillen und dem Chübel.»
Die Hälfte der Fans aus Fi-Gö mitgereist
Über 60 Fans sind mit dem Car angereist, dazu noch viele mit dem Privatauto. Von den 285 Zuschauern war sicherlich die Hälfte aus dem Freiamt – und sie waren deutlich lauter und euphorischer.
Nicht nur die Bedeutung des Spiels war einmalig, sondern auch die Umgebung. Doch die Spieler liessen sich dadurch nicht beirren. Das war jedoch nicht immer so. «Wir hatten ein Testspiel in Zug. Da haben alle nur das Stadion bestaunt», erinnert sich Simmen lachend, bevor er den Pokal an Captain Vincenzo Di Federico weiterreichte. Auch für ihn war es mehr als nur ein besonderer Tag: Sein Grossvater war 1952 einer der Mitgründer des Vereins. «Mein Vater, mein Götti, alle haben für Fi-Gö gespielt. Das ist das absolut Grösste in meiner Karriere», versucht er es einzuordnen. «Ein Spiel in diesem Stadion, mit den vielen Fans und den Glocken. Das motiviert unglaublich. So etwas habe ich noch nie erlebt.» Natürlich auch für Coach Urs Simmen war es ein Tag, den er nie vergessen wird. Er hat 1976 seine erste Hockey-Lizenz gelöst und ist vor sechs Jahren als Coach eingestiegen.
Zusammenhalt als Schlüssel
Auch wenn es einige schwierige Momente im Verein gab, hat er immer geglaubt, dass es wieder aufwärtsgeht. Der Schlüssel dazu ist der Zusammenhalt. «So etwas haben wir noch nie erreicht. Und dies, weil wir eine sehr gute Truppe haben. Auch charakterlich», betont der Coach. «Michel Simmen hat ein gutes Händchen gehabt, als er die Spieler ausgewählt hat», betont Urs Simmen. Aber diese kommen nicht nur zum Hockeyspielen, sondern beteiligen sich auch am Vereinsleben. «Sie machen bei der Papiersammlung mit und sind Teil des Vereins», freut er sich. «Dies ist der absolute Höhepunkt. Wir mussten auch unten durch, das ist jetzt die Entschädigung», ergänzte der Coach und die grosse Genugtuung war zu spüren.
Einer, der zurück ins Freiamt kehrte, ist der bullige Patrick Bula. Vier Jahre hat er mit dem Eishockey aufgehört, zuvor spielte der Wohler, der in Dintikon wohnt, ein Jahrzehnt bei Aarau. «Wir haben schon die ganze Saison viel Spass zusammen. Wir wussten, dass wir Potenzial haben. Der Zusammenhalt ist riesig», meint er lachend, bevor er genüsslich einen Zug an seiner Meisterzigarre nimmt.
Lange Meisternacht
Als die riesige Ilfishalle bereits leer war und sich auch Ursellen mit hängenden Köpfen in die Kabine verschlauft ist, kommen die meisten Fi-Fö-Spieler wieder raus. Teilweise noch in Vollmontur, teilweise bereits ohne Schlittschuhe und Schoner. Alle wollten sie diesen einmaligen Moment nochmals so richtig geniessen und auskosten. «Jetzt muss ich noch meinen Chef anrufen, damit ich morgen frei habe», meint Michel Simmen grinsend. Aber an diesem Abend war er auf dem Eis der Chef einer einmaligen Truppe, die Historisches geschaffen hat.
Fast der Saft ausgegangen
Das Spiel zwischen Fi-Gö und Ursellen war hochspannend
Der Start in die «Belle», das alles entscheidende Spiel, gelang dem HC Fischbach-Göslikon in der grossen Ilfishalle in Langnau fast optimal: Bereits nach vier Minuten konnte Yves Simmen auf Pass seines Bruders Lars die Freiämter in Führung bringen – und der Hexenkessel explodierte zum ersten Mal.
In einer harten, schnellen und intensiven Partie ging es richtig zur Sache. So mussten bereits im ersten Drittel zwei Berner auf die Strafbank, daraus konnten die Gäste jedoch kein Kapital schlagen. Dafür brachte Marc Gisin nach nur 66 Sekunden im zweiten Drittel die Freiämter weiter in Front (2:0). Doch Ursellen legte nochmals einen Zacken zu und verkürzte (2:1). Fi-Gö wurde deswegen nicht etwa nervös, sondern konnte im Stile einer echten Klassemannschaft reagieren und hatte prompt die richtige Antwort bereit: Boris Neher (in der 34. Minute) und wenig später Matthias Konrad erhöhten auf 4:1 für Fi-Gö. Bei beiden Toren hatte Captain Vincenzo die Federico seinen Stock im Spiel.
Doch kurz vor dem letzten Seitenwechsel konnten die Gastgeber aus dem Emmental verkürzen. Zwei Drittel lief es hervorragend für Fischbach-Göslikon, im dritten Umgang drohte dann aber Ungemach: Nach nur 49 Sekunden verkürzte Ursellen auf 4:3 – und ebenfalls in der ersten Minute des Schlussdrittels – verletzte sich Marc Gisin. Der Stürmer stürzte nach einem harten Bandencheck und hat sich das Handgelenk gebrochen. Es ist noch unklar, ob er sich einer Operation unterziehen muss. «Wir haben drei ausgeglichene Blöcke. Und wenn dann auf einmal ein Spieler ausfällt, wird es schwierig für uns», meinte Spielertrainer Michel Simmen nach der Partie sichtlich erleichtert.
Dies merkte man, Fi-Gö kam zu deutlich weniger Abschlüssen und musste sich immer mehr im eigenen Drittel wehren. Es schien, als seien die Batterien nach einer intensiven und aussergewöhnlich langen Saison langsam leer. Doch Goalie Ramon Hüsser wehrte sich einmal mehr hervorragend, die gesamte Mannschaft verteidigte leidenschaftlich, und wenn man doch einmal einen Schritt zu spät war, warf sich einer mutig in die Schüsse.
Fischbach-Göslikon brachte den knappen Vorsprung mit letztem Einsatz über die Zeit und konnte danach mit den zahlreich mitgereisten Fans im Emmental den ersten Meistertitel in der 70-jährigen Vereinsgeschichte feiern. --awa