Glücksbringer Shahini
23.09.2025 Sport, Fussball1. Liga classic: FC Wohlen – Old Boys Basel 2:1 (1:0)
Erst klare Dominanz, dann ein unerklärliches Nachlassen. Erst auf der Siegesstrasse, dann viel Minimalismus. Der FC Wohlen machte sich den Auftritt gegen den Aufsteiger selber schwer. Mit einem herrlichen ...
1. Liga classic: FC Wohlen – Old Boys Basel 2:1 (1:0)
Erst klare Dominanz, dann ein unerklärliches Nachlassen. Erst auf der Siegesstrasse, dann viel Minimalismus. Der FC Wohlen machte sich den Auftritt gegen den Aufsteiger selber schwer. Mit einem herrlichen Weitschusstreffer sicherte der junge Djellon Shahini der Piu-Elf den Vollerfolg. Dieser war glücklich, aber nicht unverdient.
Was für ein Knaller, was für ein Prachtstor von der Strafraumgrenze. Es war das Geschoss von Djellon Shahini, das dem FC Wohlen den späten Sieg (95.) gegen Aufsteiger Old Boys Basel bescherte. Danach war praktisch Schluss und Djellon Shahini war der gefeierte junge Mann. «Ich habe es gewusst, dass ich noch den Siegestreffer erziele», strahlte er. Wie bitte? So ein Talent voller Selbstvertrauen. «Doch, ehrlich, ich habe es gespürt, als ich reingekommen bin. Ich war total motiviert und ich wusste, dass ich eine Chance bekommen werde.» Djellon Shahini, der nächsten Monat 19 Jahre jung wird, war grenzenlos happy. Er, der Rechtsfuss, hatte mit links zugeschlagen.
Es war der letzte Angriff der Wohler. Aussenverteidiger Berdan Senyurt schlug einen gigantischen Querpass über das halbe Feld, Edi Golaj leistete die Vorarbeit und Djellon Shahini traf herrlich. «Ich mag es ihm von Herzen gönnen», sagte draussen Trainer Piu. «Er ist pfeilschnell. technisch stark und hat einen ganz starken linken Fuss.» Und dann bewerkstelligt dieses junge Juwel den späten Siegestreffer mit rechts. «Und ja, er ist ein Weitschuss-Spezialist», erklärt der Trainer noch. Und das hat Djellon Shahini eindrücklich bewiesen.
Erst Dominanz, dann zurückgeschaltet
Es war ein versöhnlicher Schlusspunkt. Denn der FC Wohlen brachte sich selber in Schwierigkeiten. Erst spielte die Piu-Elf dominant, beherrschte den Gegner nach Belieben. Aber die Ausbeute war schlichtweg zu gering. Im ersten Durchgang war der FCW gefühlte 80 Prozent in Ballbesitz. Aber der FCW – durch Noel Romano (32.) auf Vorarbeit von Dramane Sissoko – erzielte nur einen Treffer. Wohlen führte zur Pause mit 1:0. Aber eigentlich hätte zu diesem Zeitpunkt die Partie entschieden sein müssen. Aber die Chancenauswertung war ein echter Schwachpunkt. Sissoko (10. und 21), Dalvand (17.) und Romano (22.) verpassten die frühe Führung. Und das Duo Sissoko/Boakye-Lüscher hätte die Führung vor der Pause zwingend ausbauen müssen. Chancenwucher und fehlende Effizienz waren ärgerlich. Und der Aufsteiger aus Basel war schlichtweg harmlos und teilweise überfordert.
Wohlen bestimmte die Gangart. Und liess alle Stärken nach dem Seitenwechsel urplötzlich vermissen. Zielstrebigkeit, Präzision und Tempo fehlten nun. Man schien sich der Sache wohl zu sicher, weg war die Dominanz der ersten Halbzeit. Und draussen schrie sich Trainer Piu heiser, es nützte nichts, sein Team war viel zu passiv.
Und die Gäste nutzten praktisch ihre erste Chance zum Ausgleich durch Barry (65.). Dem Treffer der Basler ging eine ganze Fehlerkette der Wohler voraus. Zu leichtsinnig, zu wenig konsequent gingen die Platzherren mit ihrer zu knappen Führung um.
Ein Sieg, der ungefährdet schien, rückte in weite Ferne. Und der FCW tat sich schwer, die Performance der ersten Halbzeit wieder zu finden. Erst ab der 80. Minute waren die Wohler zu einer Reaktion fähig. In den letzten zehn Minuten legten die Einheimischen zumindest einen kleinen Steigerungslauf hin. Die Basler fighteten um den einen Punkt, und Wohlen hätte durch Sinani (80.) und Sissoko (86) den Siegestreffer erzielen können.
Sehr emotionaler Gamechanger
«Ich weiss auch nicht genau, was los war nach der Pause», meinte Captain Alban Pnishi, «aber in der Schlussphase konnten wir nochmals zusetzen. Das davor halt einfach schlecht. Aber lieber schlecht spielen und gewinnen, als gut spielen und verlieren», schmunzelte der Captain. «Und ja wir machen es halt gerne spannend», fügt er noch an. Pnishi hatte den Humor nach Spielschluss rasch wieder gefunden. Logisch, wenn man praktisch mit dem letzten Schuss der Partie zu einem späten Sieg kommt.
«Es war ein herrliches Gefühl, einfach riesig emotional», so Siegestorschütze Djellon Shahini, der über die U23 in dieser Saison den Sprung ins Kader des Fanionteams geschafft ha. «Es gefällt mir riesig in dieser Mannschaft», sagte er noch, «und ich gebe immer hundert Prozent.»
Und genau diese Einstellung gefällt Trainer Piu, der übrigens zum zweiten Mal in Folge den Erfolg einwechselte. In Muttenz eine Woche zuvor traf der eingewechselte Kaan Yilmaz zum 2:2, nun erzielte der eingewechselte Djellon Shahini den Siegestreffer. «Bei mir heissen die Einwechselspieler eben Gamechanger», sagt Piu. Auch das passt. --dm
Warnungen nicht ernst genommen
FCW-Trainer Piu ziemlich unzufrieden
«Ich gratuliere der Mannschaft zum Sieg. Aber eigentlich bin ich überhaupt nicht zufrieden», sagte Wohlen-Trainer Piu nach Spielschluss. «Es waren zwei völlig verschiedene Halbzeiten. Als die Mannschaft ihre Schwächephase hatte, hätten wir schon längst klar führen müssen.»
«Umsonst sind die nicht aufgestiegen»
Und für ihn war es unverständlich, wie harmlos sich sein Team nach der Pause präsentierte. Man habe es vor dem Spiel angesprochen, dass Old Boys Basel durchaus seine Stärken hat. «Umsonst sind die ja nicht aufgestiegen.» Auch in der Pause habe er seine Mannschaft noch gewarnt. «die erste Halbzeit war super, und wir haben in der Pause besprochen, dass wir jetzt nicht nachlassen dürfen».
Erwartungen nicht ganz erfüllt
Genützt hat es wenig. Der FCW liess in den zweiten 45 Minuten ganz viel vermissen. «Aber die letzten zehn Minuten haben wir wieder Fussball gespielt, das war entscheidend», so Piu weiter.
Letztlich sei es ein glücklicher Sieg. «schön, dass wir noch gewonnen haben». Aber er wiederholte sich: «Ich kann nicht zufrieden sein.» Ähnlich sieht er es mit der gesamten bisherigen Bilanz. Mit zehn Punkten aus sieben Spielen habe man die Erwartungen nicht gänzlich erfüllt.
Wieder gegen einen Aufsteiger
Zumindest fehlt nach wie vor die Konstanz. Man wird nicht immer schlau aus diesem FC Wohlen. Eine Woche zuvor war man phasenweise besser als der ungeschlagene Leader Muttenz, und dann folgt gegen Schlusslicht Old Boys Basel eine unterdurchschnittliche Halbzeit. Antworten zur effektiven Formkurve gibt es eventuell in einer Woche, wenn der FC Wohlen beim zweiten Aufsteiger Buochs (Samstag, 16 Uhr) antreten muss. --dm