Gewinn statt Verlust
21.04.2023 BremgartenPositive Jahresrechnung 2022
Die Stadt präsentiert einen positiven Rechnungsabschluss für das abgelaufene Jahr.
691 Franken betrug die Schuld der Stadt Bremgarten per Ende 2021 für jeden Einwohner. Ein Jahr später ist dieser Betrag ...
Positive Jahresrechnung 2022
Die Stadt präsentiert einen positiven Rechnungsabschluss für das abgelaufene Jahr.
691 Franken betrug die Schuld der Stadt Bremgarten per Ende 2021 für jeden Einwohner. Ein Jahr später ist dieser Betrag erfreulicherweise auf 498 Franken geschrumpft. Dank einem positiven Rechnungsergebnis konnte Bremgarten im vergangenen Jahr seine Nettoschuld verringern. Statt des budgetierten Verlustes machte man vergangenes Jahr über 2 Millionen Franken Gewinn.
Weil die Nettoschuld pro Kopf aber vergleichsweise immer noch hoch ist und über die kommenden Jahre grosse Investitionen anstehen, heben die Verantwortlichen trotz des guten Ergebnisses den Mahnfinger. --huy
Erholung vor den grossen Brocken
Die Bremgarter Jahresrechnung 2022 schliesst mit rund 2,2 Millionen im Plus
Die Stadt vermeldet für das abgelaufene Jahr einen nicht budgetierten Gewinn. Damit kann die Nettoschuld Bremgartens weiter abgebaut werden. Angesichts der anstehenden Investitionen ein unerwartetes, aber hochwillkommenes Ergebnis.
Marco Huwyler
«Sie sehen es vielleicht an unseren Mienen. Mirjam Zedi und ich sind erfreut und entspannt angesichts dessen, was wir zu berichten haben», lächelt Raymond Tellenbach zu Beginn der Informationsveranstaltung in die kleine Runde. Der Stadtammann und die neue Leiterin der städtischen Finanzabteilung präsentieren gemeinsam den Rechnungsabschluss Bremgartens für das abgelaufene Jahr. Und dieser fällt weit besser aus als einst erwartet. Statt des budgetierten Verlusts von rund 300 000 Franken weist die Erfolgsrechnung 2022 einen Gewinn von rund 2,23 Millionen Franken aus. Also 2,53 Millionen Franken besser als budgetiert.
Gewinn auch ohne Aufwertungsreserve
Zwar entstammen rund 950 000 Franken des resultierten Gewinns der jährlichen Entnahme aus der Aufwertungsreserve (noch etwa 10 Jahre bis zirka 2032 wird die städtische Rechnung durch diese aufgehübscht, bevor sie aufgebraucht ist), doch das Resultat wäre auch ohne
diesen Betrag klar positiv. Ausgaben von 37,11 Millionen Franken stehen Einnahmen von 38,39 Millionen gegenüber. Rund 1,28 Millionen beträgt damit der effektive operative Ertragsüberschuss 2022.
Dieser kommt insbesondere auch durch unerwartet hohe Steuererträge zustande. Die Einnahmen aus Einkommens- und Vermögenssteuern der natürlichen Personen fielen im abgelaufenen Jahr fast 1,7 Millionen Franken höher aus als erwartet. Bei den Grundstückgewinnsteuern resultierten Mehrerträge von rund 200 000 Franken. Und auch die Steuern der juristischen Personen – also der Unternehmen – bescherten der Stadt 750 000 Franken mehr als budgetiert.
Gut betuchte Neuzuzüger
«Das konnte so positiv wirklich nicht erwartet werden», sagt Tellenbach. Der Trend zu zunehmenden Steuereinnahmen war zwar bereits zum Zeitpunkt der Budgetierung erkennbar – deshalb waren diese im Vergleich zum Budget 2021 um 1,7Millionen Franken erhöht worden –, doch die Erwartung wurde trotzdem nochmals um rund 11Prozent übertroffen. «Die Firmen und Arbeitnehmer der Stadt sind ganz offensichtlich sehr stark aus der Pandemie hervorgegangen», resümiert der Stadtammann zufrieden. «Zudem profitieren wir in Bremgarten momentan auch von zumeist gut betuchten Zuzügern.» Rund 100 Personen betrug der Einwohnerzuwachs von 2021 auf 2022. Doch dies allein erklärt den hohen Steuerzuwachs noch nicht. «Die Bremgarter haben allgemein im Durchschnitt mehr verdient als in der Vergangenheit», sagt der Stadtammann.
Während sich die Ertragsseite der Erfolgsrechnung im Vergleich zum Budget also klar erhöhte, hielt sich die Stadt auf der Aufwandsseite ziemlich genau an die budgetierten Aufwände. Zwar ergaben sich vor allem im Sozialbereich, wie beispielsweise ukrainekriegsbedingt beim Asylwesen (+295 000), bei den Kosten für Pf legefinanzierung (+142 000), den Beiträgen an die Kinderbetreuung (+69 000) und an die Spitex (+59 000) zum Teil beträchtliche Mehrausgaben, diese konnten jedoch durch Einsparungen bei anderen Posten kompensiert werden. Dies vor allem auch, weil ausgabenintensive längerfristige Projekte wie der Ausbau des Radwegs in Hermetschwil oder die Sanierung inklusive Flüsterbelag bei der Zufikerstrasse weniger rasch voranschritten als geplant. So belasten diese die Rechnung 2022 noch kaum und werden erst künftig stärker zu Buche schlagen. Insgesamt wurden im steuerfinanzierten Bereich 2,91 Millionen Franken investiert, wobei der Hauptfokus mit 1,41Millionen bei der Bildung lag – insbesondere bei der Erneuerung der ICT-Mittel.
Schuldenabbau vor den grossen Aufgaben
Der Überschuss aus der Erfolgsrechnung von 1,62 Millionen Franken dient Bremgarten zur Reduzierung seiner Nettoschuld. Diese beträgt per Ende 2022 noch rund 4,34 Millionen oder 498 Franken pro Einwohner im Vergleich zu 691 wie noch Ende 2021. Diese Reduktion ist beträchtlich und reiht sich in eine positive finanzielle Entwicklung ein. Ende 2020 hatte die Nettoschuld pro Kopf noch 888Franken betragen.
Dennoch wäre es verfrüht, von einer komfortablen finanziellen Situation zu sprechen. «Im Vergleich mit den anderen Aargauer Gemeinden, wo der Mittelwert bei 73 Franken Schulden pro Einwohner liegt, ist der Betrag immer noch klar höher», sagt Mirjam Zedi. «Zudem müssen wir in im Kantonsvergleich mit einem ziemlich genau im Schnitt liegenden Normsteuerertrag, aber einem mit 94 Prozent bedeutend tieferen Steuerfuss als dem Normsteuerfuss von 102 Prozent wirtschaften.» Einer durchschnittlichen Steuerkraft steht also ein unterdurchschnittlicher Steuerfuss gegenüber.
Eine grosse Herausforderung, angesichts des beträchtlichen Investitionsvolumens, das in Bremgarten in den nächsten zehn Jahren anstehen wird. Neben den omnipräsenten Strassenprojekten kommen in dieser Zeit auch die grossen finanziellen Brocken «Sportanlage Bärenmatt», «Casino-Areal» und «Schulraumplanung» auf Bremgarten zu. Dafür werden Mehrausgaben bzw. Investitionen von rund 60 Millionen nötig. «Das jetzige Ergebnis ist daher zwar sehr erfreulich – für den Moment dürfen wir zufrieden sein», sagt Stadtammann Tellenbach. «Doch letztlich ist es eine Momentaufnahme und nicht mehr als ein hochwillkommener Tropfen auf den heissen Stein.»
Auch Ortsbürger mit Gewinn
Die Jahresrechnung der Ortsbürger weist für 2022 einen Ertragsüberschuss von knapp 700 000 Franken aus. Das ist deutlich höher als die erwarteten rund 477 000 Franken. Das Ergebnis ist hauptsächlich auf niedrigere Ausgaben für den baulichen Unterhalt der Mehrfamilienhäuser im Fuchsäcker zurückzuführen, der grösstenteils auf 2023 verschoben wurde.
Die Bilanz wurde durch zahlreiche Neubewertungen von Liegenschaften und Grundstücken stark beeinflusst. Insgesamt hielten sich die Auf- und Abwertungen aber ungefähr die Waage. Sie wirkten sich auf die Erfolgsrechnung mit einem Nettoertrag von rund 69 000 Franken aus. --huy