Geschichten in Kleinformat
29.11.2022 BremgartenMit «Rock ’n’ Roll im Swimmingpool» erscheint Selina Luchsingers drittes Buch
Es ist ein «Best of» ihrer «kleinen» Meisterstücke: Die ehemalige Kolumnistin Selina Luchsinger veröffentlicht ihre sechzig besten ...
Mit «Rock ’n’ Roll im Swimmingpool» erscheint Selina Luchsingers drittes Buch
Es ist ein «Best of» ihrer «kleinen» Meisterstücke: Die ehemalige Kolumnistin Selina Luchsinger veröffentlicht ihre sechzig besten Kolumnen.
Celeste Blanc
Ehrlich, tiefgründig, direkt und unverblümt schaffte es die Bremgarterin Selina Luchsinger, während zehn Jahren Anekdoten aus ihrem Leben in Worte zu fassen. Weit über 100 Kolumnen sind von 2011 bis 2020 für den «Bremgarter Bezirks-Anzeiger» sowie den «Wohler Anzeiger» entstanden. Und das tat die ehemalige Journalistin, die heute als Dozentin und Psychotherapeutin arbeitet, so gut, dass sie immer wieder auf ihr Schaffen angesprochen wurde. «Hey, Sie kenne ich doch!» ist dabei ein Satz, den Luchsinger so manches Mal beim Einkauf im Coop oder beim Bummeln durch die Marktgasse gehört hat. «Das hat mich immer wieder überrascht. Denn obwohl ich die Person noch nie gesehen hatte, meinte diese, mich zu kennen», lacht sie.
Bereichernder Nebeneffekt
So habe ihr das Kolumnenschreiben viele schöne Begegnungen ermöglicht, in denen sie mit ihr «bekannten, aber auch vielen unbekannten Menschen» ins Gespräch gekommen ist. «Das war rückblickend ein bereichernder Nebeneffekt.» Über die Jahre habe sich eine treue Fanleserschaft, wie Luchsinger es beschreibt, gebildet. Und ebendiese Leserschaft sei auch der Grund dafür gewesen, wieso die ehemalige Kolumnistin nun
«Best-Of» veröffentlicht.
Jeder Moment eine Inspiration
Selina Luchsinger präsentiert ihr neues Werk «Rock ’n’ Roll im Swimming Pool» im Zeughaus am Freitag, 9. Dezember
10 Jahre schrieb die Bremgarterin Selina Luchsinger als Kolumnistin über Dinge, die sie erlebte und die sie bewegten. In ihrem neuen Buch «Rock ’n’ Roll im Swimming Pool» fasst sie ihre besten Stücke zusammen.
Celeste Blanc
Es ist eine Szene, die wohl so manches Paar kennt: Sie mag es opulent und «barock», er eher schlicht und puritanisch. Während sie in der Adventszeit am liebsten alles voll mit glitzernden Engeln behängen und mit goldigkitschigen Figürchen dekorieren würde, ist ihm jedes Dekostück eines zu viel.
Es sind ebendiese kleinen Alltagsmomente, die Stoff für Geschichten liefern. So auch bei der ehemaligen Kolumnistin dieser Zeitung, Selina Luchsinger. «Der nüchterne Weihnachtsbaum» ist nur eine von vielen Kolumnen, in denen sie Gespräche und Erlebnisse mit ihrem Mann Patrik Lüscher, aber auch vielen anderen Protagonisten verarbeitet hat. Und die heute zu ihren Lieblingsbeiträgen zählt. Denn: Es ist eine Kolumne, die es geschafft hat, dass sich die Leserinnen und Leser mit ihr identifizieren konnten. Diese sowie weitere 59 «kleine Meisterstücke» hat Luchsinger nun in in ihrem kürzlich erschienenen Buch «Rock ’n’ Roll im Swimming Pool» zusammengetragen, welches sie in knapp zwei Wochen im Zeughaussaal vorstellen wird.
Kolumnen schreiben – eine Herausforderung
Eine gute Kolumne verfassen – das ist eine Arbeit, die gemäss Selina Luchsinger ganz schön herausfordernd sein kann: «Auf sehr wenig Platz erzählt man eine ganze Geschichte.» Quellen der Inspiration gab es über die Jahre reichlich. Hauptsächlich dienten Alltagsmomente als Grundlage, aber auch Dinge, über die Luchsinger beim Lesen oder durch Gespräche mit Freunden gestolpert ist, fanden Eingang in ihre Arbeit. Doch allein mit der Themenfindung war es nicht getan: «Bevor ich den ersten Buchstaben überhaupt setzen konnte, musste ich mich eine gewisse Zeit mit dem Thema auseinandersetzen.» Mäppchen um Mäppchen mit verschiedenen Ideen stapelten sich bei ihr. Zusätzliche Anregung fand sie beim Austausch mit guten Freunden und Freundinnen. «Dank den verschiedenen Aspekten, die ich so zusammentragen konnte, war es möglich, eine solide Basis und durchdachte Zusammenhänge für einen Text zu schaffen», so die gebürtige Oberlunkhoferin.
Der Sinn des Lebens
Als Beispiel nimmt sie ihre Kolumne «Ikigai». «Ikigai» ist Japanisch und bedeutet «Wofür es sich zu leben lohnt». «Während dem Lesen bin ich über diesen Ausdruck gestolpert. Als ich später dann eine interessante Begegnung mit einer ehemaligen Schülerin von mir hatte, konnte ich diese Begegnung damit verknüpfen.» So entstand ist weiteres kleines Meisterstück der Kolumnistin. «Quintessenz war, dass es mir bei den Schülern dieser Klasse gelang, das Besondere an ihnen wahrzunehmen.» Beim Schreiben der Kolumne habe sie etwas Wesentliches über sich gelernt: «Anderen ihren Wert erkennen zu lassen – das ist das, was mir für mein Leben Sinn gibt.» Zu guter Letzt muss die Umsetzung gelungen sein, weiss die 56-Jährige. Ein schwungvoller Einstieg, ein roter Faden, der sich durch die Geschichte zieht sowie ein pointierter Abschluss mit einer Prise Humor sind für Luchsinger die wesentlichen Voraussetzungen einer stimmigen Kolumne. Auch Wortwitz und eine bedachte, gezielte Sprache dürfen nicht fehlen. «Wie gesagt: Man hat nur eine begrenzte Anzahl Zeichen. Da muss jedes Wort präzise sein.» Besonders gern liest Luchsinger unter anderem die Kolumnen von Peach Weber: «Peach Weber schreibt sensationell, vor allem sein Sprachwitz ist beeindruckend.»
Mehrere Herzen schlagen in ihrer Brust
Dass sich die Bremgarterin überhaupt mal als lokale Kolumnistin einen Namen mache würde, damit hatte die sympathische Luchsinger nach Abschluss ihrer Lehrerausbildung nicht gerechnet. Erst im Alter von 30 Jahren kam sie zum Journalismus, der ihr das Werkzeug für das Kolumnenschreiben geben sollte. Als Journalistin beim «SonntagsBlick» schrieb sie aber hauptsächlich Reportagen und Artikel. «Nur selten habe ich eine Kolumne geschrieben», erinnert sie sich zurück. Nach acht Jahren im Job merkte Luchsinger dann, dass ihr etwas fehlt. Es war die Nähe zu und das Begleiten von Kindern und Jugendlichen gewesen: «Ich meiner Brust schlagen viele Herzen. Und so benötigte ich erneut einen Tapetenwechsel.» Von 2005 bis 2010 studierte sie an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften Psychologie und machte danach die Ausbildung zur Psychotherapeutin. Seither führt sie eine eigene Praxis und doziert an der Pädagogischen Hochschule der FHNW in Brugg. Während dieser Zeit ging die Tür zu dieser Zeitung auf. Angesprochen wurde sie von der ehemaligen Redaktorin Lis Glavas. «Am Anfang hatte ich Respekt vor dieser Aufgabe. Mittlerweile muss ich sagen, dass mir diese Schreibform wirklich liegt.»
Grosse Vorfreude auf Heimspiel
Mit «Rock ’n’ Roll im Swimming Pool» veröffentlicht Selina Luchsinger nach einem Roman und einer Sammlung an Weihnachtsgeschichten bereits ihr drittes Buch. Illuster «untermalt» werden die einzelnen Kolumnen mit sogenannten «Stadtsichten», einem passenden Bilderformat des Illustrators Hartmut Kaiser – ein guter Freund von Luchsinger. Eine Lesung aus dem Kolumnenbuch, musikalisch von Ehemann Patrik Lüscher auf dem Fagott und der Blockflöte begleitet, findet im Zeughaussaal in Bremgarten statt. Auf dieses Heimspiel freut sich Luchsinger ganz besonders. «So etwas mache ich total gerne. Und ich hoffe sehr, wie die letzten Male, viele bekannte – und gerne auch unbekannte – Gesichter unter den Zuhörerinnen und Zuhörern zu erblicken.»
Selina Luchsingers musikalische Lesung aus dem Kolumnenbuch «Rock ’n’ Roll im Swimming Pool» findet am Freitag, 9. Dezember, um 19 Uhr im Zeughaussaal in Bremgarten in Zusammenarbeit mit der Stadtbibliothek statt. Um Anmeldung unter kolumnen@gmx.ch wird gebeten.