Gerne länger geblieben
12.12.2025 Oberwil-Lieli, MutschellenDas Positive überwiegt
Im September wurde Frau Vizeammann Gabriela Bader-Füglistaler von Oberwil-Lieli aus ihrem Amt abgewählt. Trotzdem blickt sie stolz auf die letzten acht Jahre zurück und nennt zahlreiche Herausforderungen, die sie mit viel ...
Das Positive überwiegt
Im September wurde Frau Vizeammann Gabriela Bader-Füglistaler von Oberwil-Lieli aus ihrem Amt abgewählt. Trotzdem blickt sie stolz auf die letzten acht Jahre zurück und nennt zahlreiche Herausforderungen, die sie mit viel Herzblut gemeistert hat. --rwi
Gabriela Bader-Füglistaler verlässt den Gemeinderat nach acht Jahren
Seit 2018 setzt sich Gabriela Bader-Füglistaler im Gemeinderat und als Frau Vizeammann für Oberwil-Lieli ein. Im September schaffte sie die Wiederwahl nicht mehr. Trotzdem überwiegen bei ihr die positiven Erfahrungen und Erlebnisse der letzten acht Jahre.
Roger Wetli
«Das Grösste für mich ist, wie gut es jetzt in der Primarschule geht», strahlt Gabriela Bader-Füglistaler. «Das so hinzubringen, war ein riesiger Aufwand. Umso schöner, dass das Team aus Schulleitung, Schulverwaltung und Lehrpersonen zusammenhält und die Mitarbeitenden der Tagesstruktur, mit den gleichen pädagogischen Regeln wie in der Schule, Hand in Hand mit der Schule zusammenarbeiten.»
Dass die Primarschule jetzt wieder gut aufgestellt ist, ist nicht selbstverständlich. Die Frau Vizeammann erinnert sich: «Vor zwei Jahren hatten wir einen Lehrerexodus. Wir mussten neue Lehrpersonen und eine neue Schulleitung rekrutieren und ein neues Team aufbauen.» Gabriela Bader-Füglistaler bezeichnet den Einfluss des Gemeinderates auf die Schule als sehr gross. «Nicht operativ – aber durch die Einstellung und Führung der Schulleitung und die Bereitstellung der IT und der Infrastruktur gestalten wir die Schule mit.» Sie findet es deshalb sinnvoll, dass der Kanton für die Ressortleiter Schule im nächsten Jahr eine Weiterbildung anbietet. Sie selbst konnte in diesem und weiteren Ressorts von ihrer Tätigkeit als Mitarbeiterin Human Resources eines Unternehmens mit 110 Mitarbeitenden profitieren. «Der Mensch steht bei meinen Entscheidungen definitiv immer im Mittelpunkt», erklärt sie.
Personellen Wechsel ermöglicht
Als eigentlich ungeduldige Person fand sie es sehr spannend, die Abläufe und Zahnräder von Verwaltungen kennenzulernen. «Was die Gemeinde betrifft, sind wir immer sehr effizient und zeitnah unterwegs. Viel länger dauert es, wenn der Kanton oder andere Gemeinden involviert sind.» Als Beispiel nennt sie den Gemeindeverband «Kreisschule Mutschellen» (KSM). «Die Evaluation der Renovation der KSM 2 und die Anschaffung eines neuen Pavillons benötigten viel Zeit. Die Verbandsgemeinden waren sich in der Ausführung nicht einig. Das war eine sehr intensive Zeit. Zudem hatten wir in der KSM noch weitere Themen, die dringenden Handlungsbedarf aufgewiesen haben. »Sie selber gab vor einiger Zeit in diesem Verband ihre Verantwortung an Gemeinderatsmitglied Dominik Widmann ab. «Ich konnte dieses Ressort aus zeitlichen Gründen nicht mehr stemmen. Zudem wollte ich durch meinen Rückzug einen personellen Wechsel in der strategischen Leitung ermöglichen.» Sie hoffe, dass die KSM den Rank wieder finde – sowohl im Bereich Infrastruktur wie auch in der Schulführung.
Zuerst skeptisch
Gabriela Bader-Füglistaler stand immer zu ihrer Meinung. «Das ist nicht immer bei allen auf Zustimmung gestossen», gibt sie zu bedenken. «Ich habe mich immer mit viel Herzblut, gesundem Menschenverstand, lösungsorientiert für die Sache eingesetzt.» Mit dieser Haltung engagierte sie sich im Gemeinderat. «Mit Gemeindeammann Ilias Läber musste sie sich aber zuerst finden. «Ich war wohl ihm gegenüber etwas skeptisch. Er als Finanzmensch und einer, der gefühlt noch nicht lange im Dorf wohnte», so die Ortsbürgerin, die in Oberwil-Lieli aufgewachsen ist. Vor sieben Jahren schweisste die beiden der Rücktritt der gesamten Schulpflege zusammen. «Der Gemeinderat musste dadurch rund zwei Jahre früher als alle anderen Gemeinden die Führung der Schule übernehmen. Wobei wir trotz Differenzen von der Schulpflegepräsidentin mit Rat und Tat unterstützt wurden», ist die Frau Vizeammann dankbar. Die Frau Vizeammann freut sich aber auch über die positive Laudatio von Ilias Läber an der letzten Gemeindeversammlung. «Seine Worte haben aufgezeigt, dass unsere Zusammenarbeit stets konstruktiv und wertschätzend war. Wir haben uns sehr gut ergänzt.»
Als Ortsbürgerin lernte sie bei der Kandidatur für den Gemeinderat Stefan Strebel richtig kennen und schätzen, der ebenfalls Ortsbürger und in Oberwil-Lieli aufgewachsen ist. «Ich ging zwar einst mit seiner Schwester in die Schule, hatte aber vorher keine Berührungspunkte mit ihm.» Mit Strebel zusammen trieb sie unter anderem den Bau von zwei Mehrfamilienhäusern der Einwohner- und der Ortsbürgergemeinde voran. «Es gab viele Sitzungen und ich war oft auf der Baustelle. Umso schöner, dass jetzt die Wohnungen bezogen werden konnten.» Ob es noch ein offizielles Einweihungsfest geben wird, weiss Gabriela Bader-Füglistaler nicht. Sie selber war sich nicht zu schade, eine der Wohnungen einem Interessenten zu zeigen, als die sonst Zuständigen mal nicht konnten. «Umso schöner, dass diese Person jetzt tatsächlich auch eingezogen ist.»
Eine der grössten Krisen erlebte die Frau Vizeammann an der Winter- «Gmeind» vor zwei Jahren, als zwei Gemeinderäte bei der Schlussabstimmung für das Teichprojekt Fischgraben stimmten, das der Gesamtgemeinderat zur Ablehnung empfohlen hatte. Die Mehrheit der anwesenden Stimmberechtigten stimmte damals für das Projekt. «Diesen demokratischen Entscheid habe ich selbstverständlich akzeptiert. Ich war schlicht enttäuscht vom Verhalten der beiden Gemeinderäte. Um das wieder zu kitten, brauchte es im Gemeinderat Gespräche. Trotzdem konnten wir weiterhin gut zusammen arbeiten.» «Ich verstehe nicht, wieso die Gemüter derart stark erhitzt wurden und dass das so viel Unruhe ins Dorf gebracht hat.» Sie betont: «Dass das Weiherprojekt noch nicht weiter fortgeschritten ist, liegt an den Verwaltungsmühlen des Kantons.»
Zeitpunkt des Abschieds lieber selbst bestimmt
Die letzten acht Jahre im Gemeinderat schaut sie als gute Erfahrung an. «Ich habe sehr viele Leute kennengelernt, mit denen ich sonst wohl nie in Kontakt gekommen wäre. Ich fand das sehr spannend. Ich habe enorme positive Erfahrungen gemacht, die ich nicht missen möchte.» Sie denkt nicht, dass ihre Arbeit den Ausschlag für ihre Abwahl gegeben habe. Dass diese schmerzt, gibt sie unumwunden zu. «Ich hätte den Zeitpunkt meines Abschieds aus dem Gemeinderat lieber selbst bestimmt», erklärt Gabriela Bader-Füglistaler. «Zumal mit dem Abschluss der Qualitätskontrolle und der Schulentwicklung der Primarschule eine spannende Zeit bevorsteht, die ich mit meinem in den letzten acht Jahren angeeigneten Fachwissen gerne begleitet hätte. Jetzt gibt es wohl einen kurzen Zwischenhalt.» Komme dazu, dass es nun an die Vorbereitung der erweiterten Schulinfrastruktur mit neuer Turnhalle und mehr Platz für die Tagesstrukturen geht. «Als die Tagesstrukturen 2015 eingeführt wurden, nutzten sie pro Tag maximal 10 bis 15 Kinder. Heute wird an zwei Tagen pro Woche für 60 Schülerinnen und Schüler gekocht. An den anderen Tagen sind etwas weniger Kinder anwesend. Die Tagesstrukturen benutzen zum Ausweichen Schulzimmer, die früher oder später wieder ausschliesslich von der Schule besetzt werden, deshalb benötigen sie mehr Platz.»
Ihre gemeinderätlichen Termine im Jahr 2026 hat sie alle dem Gemeindeschreiber geschickt. Spätestens ab den Weihnachtsferien gibt es für sie keine Termine mehr mit Bezug auf ihr Amt als Frau Vizeammann. «Fast», schmunzelt sie. «Am 31. Dezember besuche ich sicher den Feuerwehr-Apéro. Schliesslich erlebte ich im Zuge der Beschaffung eines neuen Tanklöschfahrzeugs eine intensive, konstruktive und tolle Zeit mit ihr.»
Spontaner sein
Ihre neu gewonnene Zeit wird Gabriela Bader-Füglistaler nutzen, um mit ihrem Mann wieder mehr tanzen zu gehen. «Das kam in den letzten Jahren definitiv zu kurz. Und ich freue mich, aufgrund der deutlich weniger Termine wieder spontaner sein zu können.» Die Gemeinde- und Ortsbürgerversammlungen wird die Frau Vizeammann weiterhin besuchen. «Dann aber als normale Einwohnerin und Ortsbürgerin, wie ich es vor meiner Amtszeit auch gepflegt habe», sagt sie. «Ich hatte nie eine politische Karriere mit Stationen wie Gross- oder Nationalrat im Sinn. Das strebe ich auch weiterhin nicht an, sondern werde bald wieder mein Privatleben geniessen.»


