«Gemütlich statt perfekt»
02.05.2025 Bremgarten«Stadthof» öffnet wieder
Neue Betreiber, neues Konzept – im Juni wird wieder gewirtet
Über ein Jahr stand er leer. Der prestigeträchtige und traditionsreiche «Stadthof» im Herzen der Altstadt. Nun wurden neue ...
«Stadthof» öffnet wieder
Neue Betreiber, neues Konzept – im Juni wird wieder gewirtet
Über ein Jahr stand er leer. Der prestigeträchtige und traditionsreiche «Stadthof» im Herzen der Altstadt. Nun wurden neue Pächter gefunden. Sie haben Grosses vor und freuen sich auf ihr Bremgarter Abenteuer.
Marco Huwyler
«Wir werden die Gastronomie in Bremgarten nicht neu erfinden», sagt Thomas Krebs. Doch das, was man unter einem guten Restaurant gemeinhin verstehe, das wolle man so gut als möglich umsetzen. «Der gute Ruf des ‹Stadthofs› soll wieder über die Stadtgrenzen hinaus strahlen und die Menschen an diesen wunderbaren Ort ziehen», sagt er. Krebs hat Erfahrung in derlei. Seit über drei Jahrzehnten betreibt er vornehmlich im Kanton Zürich diverse unterschiedliche Gaststätten und ist eine Grösse in der Szene. Einem Traditionshaus neuen Glanz verleihen – so was macht er nicht zum ersten Mal. Und für sein Bremgarter Abenteuer hat er sich zwei alte Weggefährten an seine Seite geholt. Mit guter, erschwinglicher Schweizer Küche wollen Thomas Krebs, Federico Freiermuth und Bernhard Schuster den «Stadthof» wieder zur ersten Adresse für Gastronomie im Städtli machen.
Ambitionierter Zeitplan
«Wir haben Respekt vor der Aufgabe. Aber wir freuen uns sehr darauf», sagt Freiermuth. Er und Krebs werden im Hintergrund wirken. Präsenter und sichtbarer Geschäftsführer wird Schuster, der in den letzten Wochen nach Bremgarten gezogen ist. Von hier aus möchte er den Gastro-Puls der Bevölkerung fühlen. Der Abschluss des neuen Pachtvertrags ist noch frisch und erst ein paar Tage her. Und doch soll nun alles ganz schnell gehen. Die Wiedereröffnung ist schon in ein paar Wochen geplant. Bis dann soll der «Stadthof» nach den Vorstellungen der Neuen umgestaltet sein und ein schlagkräftiges Team stehen. Dafür wird hinter den Türen der Antonigasse 22 ab sofort mit Hochdruck gearbeitet.
Wie das neue «Stadthof»-Team den Ort wieder zum Leben erwecken will
Sie sind erfahren, vernetzt und wissen bestens, wie man erfolgreich wirtet. Die Köpfe hinter dem bevorstehenden «Stadthof»- Neustart klingen verheissungsvoll. Genauso wie ihre Pläne mit dem Bremgarter Vorzeigerestaurant.
Marco Huwyler
Thomas Krebs ist Zürcher. Gebürtiger Stadtzürcher gar. Und in der Gastroszene ein grosser Name. 18 Jahre lang führte er das «Chez Fritz» in Kilchberg. Er ist Pächter der «Seerose» in Wollishofen. Exklusive Restaurants am noblen Zürichseeufer, von denen er über die Jahrzehnte manche betrieb und gross machte. Und doch wurde dieser Mann hellhörig, als er mitbekam, dass im aargauischen Bremgarten der «Stadthof» leer steht.
«Wir gingen während meiner Kindheit oftmals am Sonntag auswärts essen», erklärt er. Ausflüge, die Krebs prägten und seine Laufbahn wohl bereits damals in ihre Bahnen lenkten. «Ich habe mich jeweils sehr darauf gefreut.» Eine der Lieblingsadressen der Familie: der «Stadthof». «Eine hervorragende Adresse, die man auch bei uns kannte», sagt Krebs. Er wusste deshalb bestens: «Der Ort, die Lage, die Terrasse hier – alles einfach ein Traum.»
Man kennt sich schon lange
Gut fünf Wochen ist es erst her, dass Krebs auf die aktuelle «Stadthof»-Vakanz im Reussstädtchen aufmerksam wurde. Zusammen mit Geschäftspartner Federico Freiermuth, mit dem er auch andernorts gemeinsame Sache macht, kontaktierte der Gastrounternehmer in der Folge die Investoren des Traditionshauses, die seit der Schliessung im vergangenen Frühjahr glücklos eine valable Nachfolge für ihr Vorzeigerestaurant gesucht hatten. Gegenseitig war man schnell «Feuer und Flamme», wie Freiermuth es nennt. Auch er verliebte sich sofort in Lage und Verhältnisse. Hinzu kam eine denkbar glückliche Fügung des Schicksals. Bernhard Schuster, mit dem Krebs seit bald zwei Jahrzehnten zusammenarbeitet, war vor erst ein paar Wochen umgezogen – ausgerechnet nach Bremgarten. «Wir haben uns gesagt, wenn Bernhard zusagen würde, im ‹Stadthof› die Geschäftsleitung zu übernehmen, dann müssen wir das Abenteuer hier einfach wagen», lächelt Krebs. Und Schuster nahm das Angebot an.
Eröffnung bereits in einem Monat
Die Tinte unter dem Pachtvertrag ist noch kaum trocken – erst vor wenigen Tagen wurde der Vertrag unterschrieben. Doch die drei Gastronomen geben in Bremgarten bereits Vollgas. Als Erstes wurden die Kreidetafeln vor dem «Stadthof»-Eingang neu beschrieben. Statt dem traurigen «Geschlossen bis auf Weiteres» steht da nun Verheissungsvolles – und der Aufruf an fähige Gastro-Leute, sich beim neuen «Stadthof»-Team zu melden (vgl. Bild). Noch besteht dieses lediglich aus den drei Köpfen von Krebs, Freiermuth und Schuster. «Es ging alles so schnell. Wir hatten noch keine Zeit, ein Team zusammenzustellen.» Und doch kommuniziert man bereits heute offensiv und proaktiv, dass im Juni wiedereröffnet werden soll. «Das ist unser grosses Ziel, und wir sind zuversichtlich, dass wir das hinkriegen», sagt Freiermuth. Schliesslich wolle man die schönste Terrasse Bremgartens zur schönsten Jahreszeit auch zugänglich machen. Das genaue Datum der Wiedereröffnung ist noch zu definieren.
Eine Chance für ambitioniertes Personal
Die Personalsuche läuft deshalb auf Hochtouren. Bereits hätten sich mehrere Leute auf den Tafel-Aufruf gemeldet. Trotz ziemlicher Zeitknappheit und generellem Personalmangel in der Gastrobranche ist man guten Mutes, bald ein Team auf die Beine gestellt zu haben, welches die Wiedereröffnung in Angriff nehmen kann. «Und im Zweifelsfall haben wir noch unser Netzwerk», sagt Krebs. Bei Personalmangel können Leute aus anderen Restaurants nach Bremgarten abgezogen werden. Primär setzen die neuen Betreiber aber auf die Ausstrahlung des Hauses und sein Potenzial. «Hier beim neuen ‹Stadthof›-Projekt mitwirken zu dürfen, ist für ambitionierte Leute auch eine grosse Chance», glaubt Freiermuth. Denn läuft alles nach Plan, sei das Restaurant bald wieder eine richtig gute Adresse. Und beim Wiederaufschwung des Bremgarter Traditionshauses mitgewirkt zu haben, macht sich in jedem Lebenslauf gut.
Man schwärmt – und will doch Veränderung
Zumal die Voraussetzungen, hier zu wirten, hervorragend sind, das betonen die drei Neuen immer wieder. «Ich habe schon viel erlebt – aber eine solch fantastische Küche habe ich noch nirgends angetroffen», sagt Krebs etwa. Auch sonst sehe man an jeder Ecke: «Hier wurde bei der Renovation nirgends gespart.» Doch dem Erfolgsgastronomen ist das Haus fast zu perfekt. Zu schön designt, zu penibel aufeinander abgestimmt, zu steif, zu nobel. Das neue Team plant deshalb eine sanfte Pinselrenovation. «Etwas Farbe, etwas Helligkeit und etwas mehr Leben tun dem ‹Stadthof› gut», findet der neue Pächter. «Gemütlich und sympathisch statt erdrückend perfekt» soll das Restaurant unter dem neuen Team daherkommen.
Wandelbare Schweizer Küche
Die Vorgeschichte mit der nur achtmonatigen Betriebszeit nach der feierlichen Wiedereröffnung des «Stadthofs» 2023 haben die neuen Pächter natürlich inzwischen auch mitbekommen. Genauso wie die Ursachenforschung und das Wehklagen in Bremgarten damals. Dennoch glaubt man bei den neuen Betreibern, dass man es deutlich besser hinbekommt. «Ich habe den Eindruck, dass in der Vergangenheit nicht optimal kalkuliert wurde hier», sagt Freiermuth diplomatisch. Die jetzigen Pächter haben dagegen hinlänglich Erfahrung mit derlei – und den notwendigen langen Atem. Kritischen Stimmen wollen sie mit Optimismus begegnen.
«Wir sind zwar aus Zürich, aber wir wissen selbstredend, dass wir hier keine Zürcher Preise verlangen können», sagt Krebs. «Wir streben keine Gault-Millau-Auszeichnung an im ‹Stadthof›.» Und doch wollen die neuen Pächter vor allem mit ihrer guten Küche überzeugen. «Alles andere ist Makulatur, wenn das Essen nicht stimmt», nennt es der künftige Geschäftsführer Schuster. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei letztlich das alles Entscheidende. «Das A und O in der Gastronomie generell.»
Die Bremgarter überzeugen wollen die neuen Betreiber vorwiegend mit sogenannt gutbürgerlicher Küche, «auch wenn ich diesen Begriff gar nicht mag», wie Krebs sag. Züri-Gschnätzlets, Entrecote, Café de Paris mit Pommes – solches werde zum Beispiel auf der Speisekarte stehen. «Wir werden aber auch noch Inputs des neuen Küchenteams berücksichtigen», sagen die drei Neuen. Auch wenn die Stossrichtung schon vorgegeben ist: «Schweizer Küche in einem modernen Gewand. Neuzeitlich und doch auch traditionell.» Ganz wichtig ist es den Pächtern auch, nicht abgehoben daherzukommen. «Bei uns gibt es keine weissen Tischtücher – und bei den Speisen soll man auf Anhieb sehen, was man auf dem Teller hat.»
Lokale Produkte
«Für rund 20 bis 25 Franken gibt es hier künftig ein Mittagsmenü», verspricht Freiermuth den Bremgartern. Dazu sei es das maximale Gebot des Personals, künftig stets freundlich und herzlich zu sein im «Stadthof», Vollgas zu geben und flexibel zu bleiben. «Wichtig wird es auch sein, auf die lokale Bevölkerung einzugehen und sie wo immer möglich mit einzubinden», ergänzt Schuster. Ihm schwebt eine Zusammenarbeit mit lokalen Produzenten vor – der Fischzucht Bremgarten beispielsweise. Mit Angus-Rind-Haltern der Region. Oder mit Gemüsebauern und Güggelihof-Betreibern in der Gegend. Letztlich konstatieren die drei: «Wenn wir unsere Arbeit machen und der ‹Stadthof› einfach wieder richtig gut ist, dann werden die Leute auch kommen.» Denn Name und Lage des Hauses seien heute immer noch so gut wie bereits vor 50 Jahren.
Voraussichtliche Öffnungszeiten ab Juni: Mo bis Fr, 11.30 bis 14 Uhr und wieder ab 18 Uhr. Sa und So ab 10 Uhr durchgehend. Dienstag und Mittwoch Ruhetag.