Gemeinschaftsgefühl erzeugen
09.01.2024 Zufikon, Region BremgartenMehrgenerationenhaus geplant
In Zufikon möchten Florian Baumgartner und Robert Benz zusammen mit ihren Partnerinnen und Benz’ Eltern ein Mehrgenerationenhaus bauen. Teil des Konzepts sind verschiedengrosse Wohnungen, Gemeinschaftsräume und Begegnungsorte, ...
Mehrgenerationenhaus geplant
In Zufikon möchten Florian Baumgartner und Robert Benz zusammen mit ihren Partnerinnen und Benz’ Eltern ein Mehrgenerationenhaus bauen. Teil des Konzepts sind verschiedengrosse Wohnungen, Gemeinschaftsräume und Begegnungsorte, die ein Miteinander ermöglichen. --rwi
Aktuell liegt ein Baugesuch für ein Mehrgenerationenhaus auf
Wo heute an der Zufiker Oberdorfstrasse ein ehemaliges Bauernhaus mit angebauter Scheune und Schopf steht, soll schon bald ein Mehrgenerationenhaus mit neun Wohnungen entstehen. Die Bauherrschaft wird gleich selbst dort einziehen.
Roger Wetli
«Dieses Haus soll stets belebt sein», erklärt Florian Baumgartner. Der Architekt plant zusammen mit Robert Benz und dessen Eltern ein Mehrgenerationenhaus mitten in Zufikon. Auch die Partnerinnen der beiden sind aktiv an der Planung beteiligt. Zusammen mit ihren drei kleinen Kindern bilden sie die «Baugemeinschaft im Oberdorf», wie sie sich selbst nennen. «Unser Projekt haben wir ‹Laubehuus› getauft. Als Baugemeinschaft möchten wir mit diesem Vollholzbau und einer genau auf den Ort angepassten Architektur ein starkes Gemeinschaftsgefühl schaffen», so Baumgartner.
Alle zusammen statt jeder für sich
Geplant ist, das ehemalige Bauernhaus am Ende der Ättigüpf durch einen Neubau mit neun Wohnungen zu ersetzen. Diese sind aufgeteilt in drei 2,5-, zwei 3,5-, zwei 4,5und zwei 6,5-Zimmer-Wohnungen. «Einerseits ermöglichen wir so älteren Personen und jungen Erwachsenen, auf kleinem Raum zu leben. Aber auch Familien und Paare mit einem grösseren Raumbedarf finden im Haus Platz», erklärt Robert Benz. Den Bewohnern des «Laubehuus» stehen ausserdem mehrere Orte zur gemeinsamen Nutzung zur Verfü- gung: ein Gemeinschaftsraum mit Küche und Toilette, gleich daneben eine Werkstatt und der Gewölbekeller aus dem 19. Jahrhundert. Dieser lädt zu Anlässen in spezieller Atmosphäre ein. Im Sommer können sich die Hausbewohner zudem am gemeinsamen Schwimmteich oder bei der Pflege der Gartenbeete treffen. «Unser Ziel ist, dass nicht jeder alles selber besitzt, sondern dass man sich zusammentut», gibt Florian Baumgartner Einblick ins Konzept. Dazu gehört auch das Teilen von Autos. «Wir sehen bewusst bei neun Wohnungen nur neun Parkplätze und einen Besucherparkplatz vor. Mindestens die Familien Baumgartner und Benz, gerne aber auch weitere Eigentümer können Autos untereinander teilen und somit bedarfsgerecht nutzen», so Robert Benz. «Zudem ist man hier gar nicht so sehr auf ein Auto angewiesen. Mit dem Velo lässt sich vieles erledigen. Die Bushaltestelle und der Volg befinden sich gleich in Sichtweite des Hauses. Kindergarten und Schule sind sehr nah.»
Bäuerliche Strukturen erhalten
Aufgrund der Erkundung des Ortes hat sich Architekt Baumgartner entschieden, einige Elemente und Strukturen des bisherigen Baus zu übernehmen. So werden die Autos etwa dort eingestellt, wo sich heute der Stall befindet. «Der Stall bleibt in gewissem Sinne seiner Funktion als Depot für Fortbewegungsmittel treu», sinniert Florian Baumgartner. Dass das Haus über keine Tiefgarage verfügt, sei neben dem ökologischen Aspekt aber einem weiteren Grund geschuldet. «Es gibt hier einen wunderbaren Gewölbekeller. Wir haben darum gekämpft, eine Lösung zu finden, ihn zu erhalten. Darum werden die Autos jetzt ebenerdig und nicht unterirdisch eingestellt. Neben dem Gewölbekeller bauen wir zudem einen weiteren regulären Keller», gibt Robert Benz Einblick.
Die Baugemeinschaft nutzt aber noch ein weiteres bestehendes Loch. Unter dem Schopf hinter dem Bauernhaus gibt es einen weiteren Keller. Den Schopf möchten sie abreissen, den Keller aber offen zu einem Schwimmteich umwandeln.
Die bäuerliche Struktur wird mit dem Mehrgenerationenhaus mit einem Laubengang betont, der im Sommer Schatten spendet und im Winter bei tiefem Sonnenstand Strahlen in die Wohnungen leitet. «Wir realisieren unser Haus aus Überzeugung in Vollholz-Bauweise und verwenden innen Lehm-Elemente für ein optimales Raumklima. Diese neuartige Konstruktion stellen wir auf einen Sockel aus Beton. Zudem sind die Wohnungen der oberen Stöcke über einen Lift erreichbar», so Benz. Die grosse Douglasie und der Quittenbaum sollen stehen bleiben dürfen, sofern es baulich möglich ist. Zudem sind eine Solaranlage und eine Grundwasser-Heizung beziehungsweise -Kühlung geplant. Das Regenwasser soll in einer Zisterne gesammelt und für WC-Spülung und Waschmaschine genutzt werden.
Beispiel darf Schule machen
Beide hoffen, dass das Mehrfamilienhaus im Frühling 2026 bezugsbereit sein wird. Die drei planenden Parteien werden drei Wohnungen selber belegen. «Wir freuen uns riesig auf diesen Moment», strahlen beide.
Architekt Florian Baumgartner plant auch andere Häuser. «Ich sammle hier viele Erfahrungen, die ich auch in Projekte dritter Bauherrschaften weitergebe. Dieses Mehrgenerationenhaus darf gerne Schule machen. Wir schaffen hier die Voraussetzungen für das Zusammenleben verschiedener Generationen.» Und Robert Benz betont: «Wir besinnen uns hier auch ein bisschen auf die alten Werte, in denen unter einem Dach die Kinder, Eltern und Grosseltern zusammenlebten – und passen sie an die heutige Zeit an.»