Gelegenheit macht Gemeinderäte
04.07.2025 Oberlunkhofen, KelleramtSeit Mitte Mai sitzt Dominique Fisch im Gemeinderat von Oberlunkhofen
Der Aufruf an der ausserordentlichen «Gmeind» lag am Ursprung. «Warum eigentlich nicht?», fragte sich Dominique Fisch. Einen Tag vor Ablauf der Anmeldefrist stellte er sich als ...
Seit Mitte Mai sitzt Dominique Fisch im Gemeinderat von Oberlunkhofen
Der Aufruf an der ausserordentlichen «Gmeind» lag am Ursprung. «Warum eigentlich nicht?», fragte sich Dominique Fisch. Einen Tag vor Ablauf der Anmeldefrist stellte er sich als Kandidat für den Gemeinderat zur Wahl. Mittlerweile hat er sich eingelebt und sagt: «Die Arbeit macht Spass.»
Annemarie Keusch
Alles andere als typisch. Dominique Fisch ist 32-jährig. So jung wie wenig andere Gemeinderäte. «Gerade als jüngere Person kann man in einem solchen Amt viel lernen.» Gemeinderat zu sein, beschreibt er als bereichernd. «Ich erhalte Einblicke in Themen, über die ich mir vorher kaum Gedanken gemacht habe.» Dass das Wasser aus dem Hahn floss, war selbstverständlich. Jetzt beteiligt er sich an Diskussionen über mögliche Investitionen ins Leitungsnetz. Schon nach wenigen Wochen im Amt sagt Fisch: «Ich lerne ganz viel Neues, entwickle mich weiter.» Dass die Zukunft einer Gemeinde auch jene mitgestalten, die künftig hier leben – also die jüngere Generation –, erachtet er als wichtig. «Hinzu kommt, dass jede Generation ihren eigenen Blickwinkel auf die unterschiedlichsten Themen hat. Insofern kann eine Durchmischung nur gut sein.»
Aber Dominique Fisch ist nicht nur des Alters wegen kein typischer Gemeinderat. Interessiert am politischen Geschehen sei er zwar seit einiger Zeit. «Je länger, je mehr.» Aber auf Gemeindeebene war dieses Interesse bis vor Kurzem nicht riesig. Einerseits, weil Fisch erst seit gut drei Jahren in Oberlunkhofen lebt. «Andererseits gehen die amtlichen Mitteilungen in der Flut an Informationen aus dem ganzen Land, der ganzen Welt fast etwas unter.» Dass Oberlunkhofen hierzu einen Newsletter lanciert hat, findet der Kommunikationsfachmann gut. «Aber es gibt sicher Potenzial, die Leute noch mehr auf dem Laufenden zu halten und ‹gluschtig› zu machen, sich im Dorf zu engagieren.» Die von Vorgängerin Barbara Weber lancierte Dorfzeitung «Lunki Leu» will er sicher weiterführen. «Eine tolle Sache.»
Wiederkandidatur im Herbst ist fix
Informieren, kommunizieren, das ist Dominique Fisch wichtig. Er arbeitet als Event- und Kommunikationsmanager bei einer Hochschule, beginnt in den nächsten Monaten ein Masterstudium in Business-Administration. «In meinem beruflichen Alltag gehört es auch zu meinen Aufgaben, Budgets zu erstellen und diese einzuhalten.» Zudem habe er an einer Wirtschaftsschule studiert. Mit Zahlen jongliert Dominique Fisch aber nicht täglich, erst recht nicht mit komplexen Gemeinderechnungen. Und dennoch war es das Ressort Finanzen, das ihn besonders gereizt hat. «Eine neue Herausforderung, das mag ich.» Er habe sich intensiv eingelesen, vieles erarbeitet und an der letzten «Gmeind» sogar schon die erste Jahresrechnung präsentiert. «Es macht sehr viel Spass», sagt er. Bald wird er an Kursen teilnehmen, die ihm weiteres Wissen rund um die Finanzen im Gemeindewesen vermitteln.
Spontan hat er sich damals für das Amt des Gemeinderates gemeldet. Bereut hat er dies noch nie, im Gegenteil. «Ich habe mich über den Zuspruch gefreut. Die Übergabe von Barbara Weber verlief ideal, was für mich sehr wertvoll ist. Auch im Gremium wurde ich gut aufgenommen.» Von Weber hat er aber nicht alle Ressorts übernommen. Fisch legt den Fokus auf Finanzen und Versicherungen, die anderen Ressorts wurden unter den bisherigen Ratsmitgliedern aufgeteilt. Weil auf Ende der Amtsperiode zwei weitere Rücktritte angekündigt sind, gibt es nochmals Rochaden. Die Ressorts werden entsprechend Anfang nächsten Jahres komplett neu aufgeteilt. Schon jetzt sagt Dominique Fisch: «Ich werde wieder kandidieren und ich würde mich freuen, mich weiterhin um die Finanzen kümmern zu können.»
Zuerst einen Überblick verschaffen
Nachhaltigkeit ist ein Thema, das dem neuen Oberlunkhofer Gemeinderat wichtig ist. «Nicht nur im ökologischen Sinn», sagt der Parteilose. Etwas zu machen, woran man möglichst lange Freude habe, das ist sein Anspruch, sein Ziel. «Dabei höre und sehe ich mir gerne die verschiedenen Argumente an, bevor ich entscheide, welches die aus meiner Sicht beste Lösung ist.» Konkrete Projekte, die er anzustossen plant, will Dominique Fisch noch keine nennen. «Zuerst geht es darum, einen Einblick in alles zu erhalten», sagt er. Aber etwa im Bereich der Digitalisierung, auf den er in seinem Masterstudium einen Fokus legt, sieht er Potenzial. «Die Aktenauflage im Gemeinderat erfolgt noch immer in physischer Form.» Überstürzen will er aber nichts. Auch nicht, als er nach dem Platzkonzert, das kürzlich stattgefunden hat, die Tatsache einbrachte, dass nur Würste vom Grill offeriert wurden, ohne Alternative für Vegetarier. «Ich weiss nicht, ob es das hier im Dorf auch wirklich braucht.» Es entspricht Dominique Fisch, auch solche Themen unkompliziert anzusprechen.
Die ersten Monate als Gemeinderat sind vorbei. Dominique Fischs Fazit fällt rundum positiv aus. «Ich bin froh, diese Chance genutzt zu haben», sagt er. Er weiss, dass er sich ohne diesen letzten Aufruf damals an der ausserordentlichen «Gmeind» wohl nicht gemeldet hätte. «Die Motivation und der Tatendrang entstanden erst dort», gibt er zu. Beides ist aber seither stetig gewachsen. Auch, weil er sich in Oberlunkhofen rundum wohlfühlt. Es war die Wohnung, die ihn damals ins Dorf lockte. «Die anfängliche Skepsis wegen des weiteren Arbeitsweges war schnell verflogen», sagt Fisch, der in Bonstetten aufgewachsen ist. Er schätze die Natur, das Miteinander. «Oberlunkhofen ist zum Rückzugsort geworden. Gleichzeitig ist der Anschluss an grössere Ortschaften sehr gut. Eine ideale Kombination für mich.»