Gelegenheit am Schopf gepackt
02.12.2025 Bremgarten, Finanzen, AbstimmungenEin prägendes Duo sagt Adieu
Emotionale Verabschiedung von Stadtammann Raymond Tellenbach und Frau Vizeammann Doris Stöckli
Gemeinsam über vier Jahrzehnte standen Raymond Tellenbach und Doris Stöckli im Dienst der Bremgarter ...
Ein prägendes Duo sagt Adieu
Emotionale Verabschiedung von Stadtammann Raymond Tellenbach und Frau Vizeammann Doris Stöckli
Gemeinsam über vier Jahrzehnte standen Raymond Tellenbach und Doris Stöckli im Dienst der Bremgarter Bevölkerung – haben für die Stadt gekämpft und sie mitgeprägt. Für ihren unermüdlichen Einsatz wurde ihnen an der «Gmeind» mit rührenden Worten, lang anhaltendem Applaus und Standing Ovations gedankt.
Sabrina Salm
«Ihr hinterlässt ein grosses Vermächtnis», waren sich die verbleibenden Gemeinderäte Stephan Troxler, Daniel Sommerhalder und Claudia Bamert einig. Mit einer langen und persönlichen Laudatio haben sie ihre abtretenden Ratskollegen geehrt. Raymond Tellenbach wirkte 19 Jahre, davon 16 als Stadtammann, und Doris Stöckli 12 Jahre als Frau Vizeammann im Bremgarter Stadtrat. Vor dem Zusammenschluss war sie zudem 12 Jahre in Hermetschwil-Staffeln tätig. Die beiden, die keine weitere Amtszeit mehr machen, hätten nicht nur Ämter besetzt, sondern sie gelebt. «Mit Herzblut, mit Überzeugung und manchmal auch mit schlaflosen Nächten», sagt Bamert. «Heute sagen wir euch Danke für das, was ihr für Bremgarten geleistet und was ihr uns als Stadträte mitgegeben habt», so Troxler weiter. Sommerhalder ergänzt: «Ihr habt zugehört, vermittelt, moderiert und Menschen zusammengebracht. Mit eurer Fähigkeit, Brücken zu schlagen, habt ihr entscheidend dazu beigetragen, Geschäfte ins Trockene zu bringen, und dafür gesorgt, dass Probleme gelöst werden konnten.» Tellenbach, der mit seiner ausgeglichenen Präsenz dem Gremium auch in schwierigen Zeiten Halt gegeben hat, und Stöckli, mit ihrer herzlichen und verbindenden Art. Sie seien ein Duo, welches die Kultur im Stadtrat geprägt hat. «Ihr habt gezeigt, dass man auch unterschiedlicher Meinung sein kann, aber einander schlussendlich immer mit Respekt begegnet.» Dieses Erbe wollen Troxler, Bamert und Sommerhalder weiterführen.
Mit Tränen in den Augen und einem Lächeln im Gesicht genossen die beiden ihre Verabschiedung sichtlich. Richtig emotional wurde es dann, als Raymond Tellenbach und Doris Stöckli sich bei den Menschen, mit denen sie zusammengearbeitet haben, bedankt haben. Die Stimme brach den Abtretenden, als sie sich an ihre Familien wandten: «Ohne euch wäre es nicht möglich gewesen.» An der letzten «Gmeind» von Stöckli und Tellenbach im Stadtrat wurden zuvor weitere wichtige Entscheidungen von den Bremgarter Stimmbürgern getroffen. Mit der Annahme der beiden Kredite, zum einen für die Neugestaltung der Zürcherstrasse und zum anderen für den Neubau Busbahnhof, wird sich Bremgarten auch in Zukunft verändern.
Bremgarten sagt mit grossem Mehr Ja zu den Kreditanträgen für die Zürcherstrasse und den Busbahnhof
Sie sind elementare Puzzleteile für das künftige Eingangstor beim Bahnhof Bremgarten: die Neugestaltung der Zürcherstrasse und der neue Bushof beim Bahnhof. Die Millionenkredite für die geplante ÖV-Drehscheibe wurden vom Stimmvolk mit nur wenigen Gegenstimmen angenommen.
Sabrina Salm
Über die neue Zürcherstrasse, welche sicherer, entschleunigter, begrünter, leiser und schlicht schöner daherkommen soll, wurde schon viel informiert. Deshalb hielt sich der verantwortliche Stadtrat Stephan Troxler kurz. Zum Strassenprojekt begründete er nochmals, warum man sich für das «moderne Gestaltungselement» Mehrzweckstreifen entschieden hat. «Die Sicherheit und der Verkehrsfluss werden so gesteigert. Die Skepsis ist verständlich, aber ein Mehrzweckstreifen trägt massgeblich dazu bei, von einer verkehrsorientierten zu einer siedlungsorientierten Strasse zu gelangen.» Ein Velostreifen hingegen würde das Gegenteil bewirken. «Für die Gestaltung des Strassenraums würde dann auch der Platz fehlen.» Neu werde es sechs als wie bisher vier Fussgängerstreifen geben. «Und zwar an den richtigen Orten», so Troxler. Im gleichen Atemzug wird die Stadt die Werkleitungen sanieren und die Strassenbeleuchtung auf LED umrüsten.
«Langfristig können wir mit dem vorliegenden Projekt für die Neugestaltung der Zürcherstrasse Kosten sparen», liess Markus Locher, Präsident der Finanzkommission, verlauten.
Dank der koordinierten Umsetzung entstehe ein guter Verkehrsraum. «Die Aufwertung ist ein wichtiger Schritt.» Neben der Stadt werden sich auch Kanton, Bund und AVA beteiligen. Diese Argumente schienen die Bremgarterinnen und Bremgarten überzeugt zu haben. Sie bewilligten den Kreditantrag von 4,1 Millionen Franken (2,7 Millionen für die Umgestaltung und 1,3 Millionen für die Werkleitungen und neue Strassenbeleuchtung) mit einem grossen Mehr.
Wenig Verständnis für Park-and-Ride-Parkplätze
Etwas mehr Fragen wurden zum geplanten Bushof am Bahnhof Bremgarten gestellt. Dieser geplante neue Bushof wird die Bremgarter ÖV-Drehscheibe ganzheitlich vom Obertorplatz an den Bahnhof verlegen. Am zentralen Bahnhof sollen eingebettet zwischen Zürcherstrasse und Bahnbetrieb fünf neue Buskanten für die bestehenden sechs Postautolinien entstehen, welche das Ein-, Aus- und Umsteigen von Zug zu Bus beziehungsweise von Bus zu Bus bequem, zeitgemäss und behindertengerecht ermöglichen. Der Wegfall der Bushaltestelle auf dem Obertorplatz liegt immer noch einigen Einwohnenden schwer auf dem Magen. «Was aus dem Platz wird, wissen wir noch nicht. Es hat aber keinen Einfluss auf die heutigen Projekte, über die wir abstimmen», erklärte Stephan Troxler. Für Bedenken sorgten auch die geplanten Park-and-Ride- und Bike-and-Ride-Parkplätze. Die heutigen rund 30 Parkplätze werden zukünftig unterirdisch in der neuen Tiefgarage untergebracht. «Das ist viel zu teuer. Und nebenan ist die Tiefgarage des Sunnemärts, in der oft viele Parkplätze frei sind», so ein Votant. Raymond Tellenbach entgegnete: «Die Parkand-Ride-Parkplätze sowie das Angebot von Bike-and-Ride sind vom Kanton vorgegeben. Man muss dies machen.» Insgesamt kostet der Neubau 9,8 Millionen Franken. Die Stadt muss diese Kosten aber nicht alleine tragen. 50 Prozent übernimmt der Kanton. «Wir haben auch die Gemeinde Zufikon für eine Kostenbeteiligung angefragt, denn wir sehen dazu eine Berechtigung», erklärt der Stadtammann. So sei die Nähe der Gemeinden gegeben und der Zufiker Ortsbus benutze den Busbahnhof ebenfalls. «Bisher haben wir noch nichts gehört.»
Dem Projekt wohlgesinnt zeigte sich auch die Fiko und unterstützte den Antrag des Stadtrats: «Wir sind uns bewusst, dass auf Bremgarten in den nächsten Jahren eine grosse Investitionswelle zukommt. Doch so günstig wie jetzt bekommen wir es nicht mehr.» Dies sah der Souverän gleich und genehmigte auch dieses Projekt mit nur 16 Gegenstimmen.
Demokratischen Entscheid mit Füssen getreten
Damit hat ein Mammutprojekt ein Meilenstein erreicht. Es wird das Gesicht des Städtli langfristig und nachhaltig prägen. Bei günstigstem Verlauf wäre Baubeginn je nach Teilprojekt 2028 oder 2029. Inbetriebnahme der neuen ÖV-Drehscheibe, des Bahnhofs und der Zürcherstrasse könnte frühestens 2030 sein.
Für Kopfschütteln sorgte hingegen der beantragte Zusatzkredit für die BNO-Revision von 200 000 Franken. Diese hat das Bremgarter Stimmvolk eigentlich bereits im Oktober 2024 mit drei kleineren Anpassungen nach entsprechenden Anträgen angenommen. Für den Kanton sind diese Anpassungen so aber nicht genehmigungsfähig, da sie «wesentlich» seien. Zur Erklärung: Der Gesetzgeber unterscheidet zwischen «unwesentlichen» Änderungen, welche der Souverän im Rahmen der Gemeindeversammlung vornehmen darf, und «wesentlichen» Änderungen, welche nicht auf diesem Weg beschlossen werden dürfen. «Das ist gegen das demokratische Recht», fanden einige Bürgerinnen und Bürger. Der demokratische Entscheid werde so vom Kanton mit Füssen getreten, meinte ein Votant. Der Stadtrat findet das genauso und hat ebenfalls Unverständnis für den Entscheid des Kantons. «Wir haben mehrere Briefe an den Regierungsrat geschrieben und Gespräche gesucht», betont Tellenbach. Der Stadtrat wolle jedoch abgesichert sein und den Kredit schon haben, falls man tatsächlich nochmals über die Bücher müsse. Schliesslich wurde der Antrag mit 172 Ja- zu 42 Nein-Stimmen genehmigt.
Ebenfalls wurde das Budget 2026, mit einem Verlust von 304 600 Franken, mit nur einer Nein-Stimme angenommen. Der Steuerfuss von 104 Prozent bleibt unverändert.


