Gedenkschiessen zum Zweiten
24.05.2024 Bremgarten
Das einzige historisch begründete Schiessen im Aargau geht in die zweite Ausgabe
Es gibt schweizweit nur gut zwanzig Schiessanlässe, die sich auf entscheidende Situationen der Geschichte stützen können. In Bremgarten ist es die «Schlacht in den ...
Das einzige historisch begründete Schiessen im Aargau geht in die zweite Ausgabe
Es gibt schweizweit nur gut zwanzig Schiessanlässe, die sich auf entscheidende Situationen der Geschichte stützen können. In Bremgarten ist es die «Schlacht in den Stauden» 1712. Schon die Premiere dieses historischen Gedenkschiessens vor Jahresfrist sah gut 400 Schützen aus der ganzen Schweiz aufmarschieren. Am 1. Juni erfolgt die Zweitausgabe.
Vor einem Jahr feierte das Staudenschlacht-Schiessen in Bremgarten eine erfolgreiche Premiere. Am Samstag in einer Woche folgt die Zweitauflage. Ein Schiessen, das an eine Schlacht in Bremgarten erinnert, die vor über 300 Jahren stattfand.
Blutiger Fronleichnamstag
Die Bremgarter begannen schon zur Zeit der Burgunderkriege (1476) mit Schiessübungen. Der Schiessplatz war auf der Wiese vor dem heutigen Restaurant Bijou vor der Stadt. Nun muss, wer ein solches historisches Gedenkschiessen zur Tradition machen will, sich auf eine sehr lange Schiesstradition stützen können und eine historische Schlacht beibringen. Die Schützengesellschaft der Stadt Bremgarten geht zurück auf die Sebastiani-Bruderschaft, an die die noch heute vorhandene damalige Vereinskasse von etwa 1680 erinnert.
Die «Staudenschlacht», auch «Schlacht bei Fischbach» genannt, war eine militärische Auseinandersetzung zwischen den reformierten und den katholischen Orten der Eidgenossenschaft während des Zweiten Villmergerkrieges. Die Schlacht fand am 26. Mai 1712 – einem blutigen Fronleichnamstag – südlich von Fischbach-Göslikon «in den Stauden» statt. In der Oberen Ebene von Bremgarten, dort, wo der Hohlweg Richtung Forsthaus abzweigt, steht ein ziemlich unscheinbarer Gedenkstein, der sich neckischerweise jetzt auf der exklusiven Staudenschlacht-Zielscheibe wiederfindet. Reformierte Berner Truppen befanden sich auf dem Weg von Mellingen nach Bremgarten, als sie in einen Hinterhalt der katholischen lnnerschweizer gerieten. Aus dem Kampf, der nur gerade zwei Stunden dauerte, ging Bern als Sieger hervor. Auf dem Schlachtfeld lagen 87 tote Berner, die Verluste der lnnerschweizer beliefen sich auf über 400 Gefallene, mehrheitlich Luzerner.
Historisches Schiessen unmittelbar am Schlachtort
Mit diesen konkreten historischen Eckwerten erreichte ein unabhängiges Komitee um Stefan Hausherr unter dem Patronat der Schützengesellschaft Bremgarten in langer Arbeit bis hinauf in den Armeestab die Anerkennung als historisches Erinnerungsschiessen und wurde in den Verein Historische Schützen Schweiz aufgenommen. Solche historische Schiessen sind schweizweit eine gepflegte Schützentradition. Die bekanntesten sind das Rütli- und das Morgarten-Schiessen.
Das Staudenschlacht-Schiessen von Bremgarten ist etwas speziell. Nur bei wenigen solcher Schiesswettbewerbe werden beide Waffen eingesetzt: Gewehr über 200 Meter Distanz, Pistole über 30 Meter, nur Ordonnanzwaffen sind zugelassen. Roland Stoller hat eine einzigartige, exklusive Staudenschlacht-Zielscheibe gezeichnet, sie zeigt links oben den verkleinerten Gedenkstein, der mit der höchsten Trefferpunktezahl gekennzeichnet ist. Die Herausforderung für die Schützen ist interessant: auf die spezielle Scheibe ohne einen einzigen Probeschuss zwölf Schuss auf eine ungewohnte Distanz in drei Minuten abgeben. Und: Der Schütze sieht seine Scheibe erst an der Rangverlesung wieder. Denn diese wird, mit seinem Namen versehen, eingerollt und versorgt, dann kann er sie mit nach Hause nehmen. Als Preise zeigen sich «Bundesgaben» (Ordonnanzwaffen), als Gruppenpreise eine Unze (28,35 Gramm) Silberstein in Form des Staudenschlacht-Gedenksteins, in der Lösli-Tombola ist aber auch eine Phoenix Predator zu gewinnen, eine Präzisionspistole, damit auch Schützen ohne Trefferglück als Gewinner nach Hause fahren können. Der Bezug der Waffe erfordert einen Waffenerwerbsschein.
Die organisierenden rund 60 Bremgarter Schützen, die am Anlass vom 1. Juni hinter den Kulissen dienen werden, dürfen unter den genau gleichen Bedingungen schon eine Woche vorher ein streng kontrolliertes Vorschiessen absolvieren. Auch sie sehen ihre Resultate erst am Rangverlesen. --hr