Geburtenbäume sorgen für Vielfalt
16.05.2023 Eggenwil, Region BremgartenGeburtenbäume gepf lanzt
Am Eggenwiler Waldumgang stand die Vielfalt im Zentrum. Dazu wurden für die Geburtenjahrgänge 2021, 2022 und 2023 Moorbirken, der aktuelle «Baum des Jahres», gesetzt. Diese tragen zu einer grösseren ...
Geburtenbäume gepf lanzt
Am Eggenwiler Waldumgang stand die Vielfalt im Zentrum. Dazu wurden für die Geburtenjahrgänge 2021, 2022 und 2023 Moorbirken, der aktuelle «Baum des Jahres», gesetzt. Diese tragen zu einer grösseren Artenzusammensetzung bei. --rwi
Waldumgang stand im Zeichen von Diversität und jungem Leben
Zur Tradition des Eggenwiler Waldumgangs gehört das Pflanzen von Geburtenbäumen. Diese bringen eine zusätzliche Vielfalt in den Wald. Davon konnten sich am letzten Samstag alle Teilnehmenden selber überzeugen.
Roger Wetli
«Da wir immer am Eggenwiler Waldumgang den aktuellen ‹Baum des Jahres› als Geburtenbaum pflanzen, haben wir heute mehr Arten im Eggenwiler Wald als früher», war Revierförster Urs Huber am Waldumgang begeistert. «Mehr Vielfalt bedeutet, dass wir flexibler bezüglich der Auswirkungen des Klimawandels und sich ständig verändernder Kundenwünsche sind. Zudem schaffen wir so keine Monokulturen, was die Bäume weniger anfällig für Schädlinge macht.»
Moorbirke gepflanzt
Der aktuelle «Baum des Jahres» ist die Moorbirke. Am Ende des Waldumgangs pflanzten sieben Familien solche für ihre Kinder mit den Jahrgängen 2021, 2022 und 2023 und erhielten dafür ein Zertifikat überreicht. «Es ist eine unkomplizierte Baumart, die bis zum Polargürtel vorkommt und Temperaturen bis minus 40Grad Celsius überlebt. Sie gilt als nördlichster Baum Europas», so der Förster. Gemeinderätin Sabrina Meyer erklärte zu Beginn des Waldumgangs: «Die Moorbirke ist eine Überlebenskämpferin und hart im Nehmen. Sie gilt zudem als Zeichen des Neuanfangs. All das passt hervorragend zu den Neugeborenen.» Die Moorbirke wuchs bisher nicht im Eggenwiler Wald. «Sie ist deshalb als einheimische Art eine zusätzliche Ergänzung», so Revierförster Huber. Er wies ebenfalls auf die Flatterulmen hin, die als Geburtenbäume 2019 gesetzt wurden. «Sie haben sich gut entwickelt. Flatterulmen wachsen zuerst etwas schräg, richten sich aber später auf.»
Totholz lebt
Vielfalt war am Eggenwiler Waldumgang aber auch ohne die Geburtenbäume ein wichtiges Thema. Kreisförster Rolf Fankhauser klärte über die auffälligen Waldrandaufwertungsmassnahmen auf. «Es handelt sich um eine gezielte Naturschutzaufwertung. Im Kanton Aargau verfügen wir über rund 4000 km Waldrand, wovon wir zirka 250 km aufwerten möchten. Man greift ziemlich stark ein, damit genügend Licht auf den Boden gelangt. Davon profitieren viele Tier- und Pflanzenarten», so Fankhauser. «Wir lassen bewusst auch Totholz liegen, da von rund 20 000 bekannten hiesigen Waldorganismen rund 4500 auf Totholz angewiesen sind. Totholz ist nicht tot, sondern lebt.» Die mit «S» markierten Baumstämme werden stehen gelassen und verrotten langsam.
Revierförster Urs Huber betonte, dass aktuell noch viele Äste im Eggenwiler Wald herumliegen würden. «Aufgrund des nassen Wetters konnten wir sie mit den schweren Maschinen noch nicht herausnehmen. Wir werden es aber noch tun und sie verwerten.» Im Eggenwiler Wald wächst jährlich Holz im Umfang von 160m¥. «Diese Menge dürfen wir nutzen – aber nicht mehr.»
Mammutbäume sind verschwunden
Auf einige starke Eingriffe angesprochen, erklärte Huber, dass es sich dabei um Notfällungen von Eschen handle, da diese durch einen eingeschleppten Pilz getötet werden. «Deren Stammholz wird im Ausland zu Stielen und Möbeln verarbeitet. Das anfallende Hackholz lassen wir zu Holzschnitzeln verarbeiten.» Rund zwei Drittel des Eggenwiler Waldes dienen zur energetischen Nutzung vor Ort. Angesprochen wurden auch zwei Mammutbäume, welche der ehemalige Förster Hans Kaufmann vor 25 Jahren im Eggenwiler Wald gepflanzt hatte. «Wo diese denn stehen», wollte jemand wissen. Das wussten weder die beiden Förster noch andere Teilnehmende am Waldumgang. Einer sei wohl mal umgefahren worden.
Nicht nur Platz für Eichen
Etwas stolz ist Urs Huber, dass der Eggenwiler Forst praktisch nur aus einheimischen Baumarten besteht. «Und wenn wir Eichen fördern, achten wir darauf, dass daneben auch noch andere Arten Platz haben. Wir streben einen Dauerwald an, in dem immer wieder etwas nachwächst.» Würde der Forst einen Baum fällen, schaffe das Licht für jüngere nachkommende Bäume. «Darunter fallen auch die zehn Geburtenbaumarten, die wir seit Start dieser Tradition gepflanzt haben.»