«Nebelspalter»-Verleger und -Chefredaktor Markus Somm sprach an der Bundesfeier
Eine eindrückliche 1.-August-Ansprache hielt der «Nebelspalter»-Verleger und -Chefredaktor Markus Somm in Zufikon. Er ist überzeugt, dass die Schweiz ihre ...
«Nebelspalter»-Verleger und -Chefredaktor Markus Somm sprach an der Bundesfeier
Eine eindrückliche 1.-August-Ansprache hielt der «Nebelspalter»-Verleger und -Chefredaktor Markus Somm in Zufikon. Er ist überzeugt, dass die Schweiz ihre Erfolgsgeschichte auch nach über 700 Jahren wird fortsetzen können.
«Wir sind in einer neuen Epoche angekommen. Trotzdem glaube ich stark daran, dass wir gut durch diese Zeiten kommen», sprach Markus Somm den Anwesenden Mut zu. «Die Zollpolitik der USA ist eine ganz andere als früher. Kein anderes Land wird mit den jetzt angekündigten 39 Prozent Importzöllen für Schweizer Produkte in den USA schlechter behandelt als wir – ausser Länder wie zum Beispiel Syrien oder Kambodscha.» Somm gab zu bedenken: «Aufgrund unseres politischen Systems kann Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter keine 600 Milliarden US-Investitionen verbindlich versprechen. Bis das alles bei uns durch wäre, würde es wohl 400 Jahre dauern», übertrieb er scherzhaft. «Und bis dann ist Trump wieder weg.»
Auf der Kuhwiese statt im Palast
Als Grund für seine Zuversicht nannte Markus Somm die ganz spezielle DNA der Schweiz. «Das zeigt sich zum Beispiel anhand der Bundesfeier, die dezentral in den Dörfern und Städten stattfindet. In welchem Land würde die Bundespräsidentin ihre Bundesfeieransprache schon auf einer Kuhwiese halten?»
Er berief sich auf den Bundesbrief von 1291. In diesem sei die Organisation der inneren und äusseren Sicherheit den Orten und nicht dem Adel zugesprochen worden. «Solche Bünde gab es damals viele. Bei uns machten aber bald städtische und ländliche Orte mit, ohne dass je einer die anderen komplett dominierte. Darum konnten wir uns in der Deutschschweiz auch nicht auf einen Dialekt als die gemeinsame Hochsprache einigen. Das alles führte dazu, dass wir gleichberechtigt und dezentral blieben.»
Als noch wichtiger als der Bundesbrief von 1291 erachtet Somm eine Urkunde von 1231. In dieser erklärte sich Uri als reichsunmittelbar und war somit direkt dem Kaiser unterstellt. «Damit führten sie die direkte Demokratie ein.» Die Schweiz sei somit eine der ältesten Republiken. «Nur San Marino ist eine noch ältere Republik», erklärte Markus Somm. «Wir dürfen zu allem unseren Senf dazugeben. Das macht uns zwar träge, schützt aber vor Schnellschüssen», ist er überzeugt. An der heutigen jungen Generation bemängelt er die Passivität. «Früher wollte man noch etwas werden. Heute scheint das vorbei zu sein.» Gleichzeitig ist er überzeugt: «Bisher wuchs jede Generation an ihren Herausforderungen. Weltweit sind wir nicht allein. Wir konnten uns immer durchschlagen und fanden Freunde. Wir sollten wagen, uns zu wehren. Schliesslich überleben wir gut. Und das seit über 700 Jahren.»
Bodenständig und gemeinsam
Was aus Gemeinschaft entstehen kann, lobte die Zufiker Gemeinderätin Gabriela Bereuter: «Die Sädelgeischter organisieren diese Bundesfeier. Und dies, obwohl sie wie viele andere mit dem grandiosen Zufikerfäscht sehr gefordert waren. So viel Einsatz und Herzblut macht eine Gemeinde aus.» Sie wies darauf hin, dass die Ortsbürger für diese Feier 5000 Franken gespendet hatten, damit die Essens- und Getränkepreise moderat gehalten werden konnten. «Bodenständig, herzlich und gemeinsam: Das macht unsere Gemeinde aus.» --rwi