Ganz nach Hägglinger Manier
26.04.2024 Hägglingen, Region UnterfreiamtMit Hut und Charme
Neues Theater in Hägglingen im Jahr 2026
Ein weiteres Freiämter Theaterspektakel ist geplant. Der Verein Tellspiele Hägglingen spannt mit Paul Steinmann und Brigitt Maag zusammen.
Glimmt das ...
Mit Hut und Charme
Neues Theater in Hägglingen im Jahr 2026
Ein weiteres Freiämter Theaterspektakel ist geplant. Der Verein Tellspiele Hägglingen spannt mit Paul Steinmann und Brigitt Maag zusammen.
Glimmt das Theaterfeuer in Hägglingen nach den beiden erfolgreichen Stücken «Emmetfeld» (2016) und Roduner & Co. (2022) noch? Für den Verein Tellspiele ganz klar Ja. Deshalb möchte der Verein zusammen mit dem Freiämter Autor Paul Steinmann und der Regisseurin Brigitt Maag (bekannt aus Karl’s kühnen Gassenschau) in zwei Jahren erneut ein Freilichttheater produzieren. In der Eigeninszenierung geht es um Hägglingen in den 60er-Jahren, eine Hutfabrik und eine Radio-Live-Sendung, die im Dorf für Aufruhr sorgt. --sab
Der Verein Tellspiele Hägglingen plant für das Jahr 2026 erneut ein Freilichttheater
Einen Titel hat das neue Stück noch nicht. Klar hingegen ist, dass der Verein Tellspiele wieder mit grosser Kelle anrühren wird. Paul Steinmann schreibt ein massgeschneidertes Stück für Hägglingen. Brigitt Maag, bekannt aus «Karl’s kühne Gassenschau», übernimmt die Regie.
Sabrina Salm
Die Schweiz im Jahr 1968. Frauen haben kein Stimm- und Wahlrecht, das Zusammenleben ohne Trauschein ist verboten. Gegen herrschende Normen und Werte wird demonstriert. Eine gesellschaftliche Aufbruchsstimmung ist im Gange. Und in Hägglingen? Wie es dem kleinen Freiämter Dorf in dieser Zeit erging, damit hat sich Paul Steinmann befasst. Er schreibt im Auftrag des Vereins Tellspiele Hägglingen ein Stück. Einen Titel hat es noch nicht. Doch das Konzept steht und fix ist, dass es Tiefgang (Realitätsbezug), Schönes fürs Auge (Kostüme, Farben, Licht), Humor, Überraschendes und Musikalisches enthalten wird und die Zuschauer in die 60er-Jahre zurückführt.
Für Eigenproduktion entschieden
Nach dem erfolgreichen Theaterspektakel «Emmetfeld» im Jahr 2016 ist es die zweite Zusammenarbeit vom Verein Tellspiele Hägglingen und dem Freiämter Autor. «Wir freuen uns sehr, dass wir Paul Steinmann für eine weitere Produktion gewinnen konnten», sagt Christian Roth, Co-Präsident und Produktionsleiter. Die Suche nach einem neuen Stück sei nicht einfach gewesen. «Wir haben vieles angeschaut und sind schlussendlich darauf gekommen, dass wir wieder ein massgeschneidertes Theaterstück für Hägglingen wollen.»
Und so soll es sein. «Es wird die frühere Hägglinger Hut- und Strohindustrie thematisieren», lässt Steinmann durchblicken. Denn schliesslich ist Hägglingen weltberühmt für seine Hüte. «Wer Hut trägt, geht nach Hägglingen. Deshalb lag es auf der Hand, dass dieses Thema im Stück vorkommen muss», findet der Autor. So feiert die bekannte Hutfabrik in Hägglingen ihr 50-Jahr-Jubiläum und steht im Mittelpunkt einer Livesendung von Radio SRF, die im Dorf stattfindet (siehe Kasten). Der 1. Teil des Stücks handelt von den Vorbereitungen zu dieser Unterhaltungssendung. Der 2. Teil ist der Liveanlass selbst. «Darin kann viel passieren und das ergibt eine gute Komik», ist er überzeugt. Ebenfalls dürfen Konflikte nicht fehlen. «Zu einer guten Geschichte gehören nun mal Konflikte», weiss Steinmann und schmunzelt.
Zusage, ohne das Stück zu kennen
Für die Regie fand die Projektkommission mit Brigitt Maag, wohnhaft in Othmarsingen, eine Idealbesetzung. Sie ist ausgebildete Schauspielerin, Regisseurin und Mitgründerin sowie Mitinhaberin von Karl’s kühne Gassenschau. Eine Freilichtproduktion in Hägglingen habe sie bisher nicht gesehen, da sie immer selbst auf der Bühne stand. Da sie sich gerade neu ausrichte, sei die Anfrage des Vereins Tellspiele genau zur richtigen Zeit gekommen. «Dorftheater finde ich super», sagt Brigitt Maag. Solche Projekte seien mehr als ein Theater, «Es ist ein zusammen Gestalten, ein zusammen Herausfinden. Es ist eine Form der Auseinandersetzung und eine Form von Zeigen.» Von Laienschauspielern zeigt sie sich sehr fasziniert, deshalb arbeitet sie auch gerne mit ihnen. «Man muss die Spieler abholen und schauen, dass sie sich wohlfühlen und sie in die richtige Stimmung kommen.»
Als ehemalige Buchhändlerin lebe sie für Geschichten. Die Zuschauer mit ihrer Inszenierung auf allen Ebenen berühren ist ihr Ziel. «Sie sollen lachen können, die Emotionen fühlen, etwas visuell Ansprechendes zu sehen bekommen und danach auch darüber reden.» Karl’s Kühne Gassenschau ist bekannt für pompöse Inszenierungen. Darf man das auch in Hägglingen erwarten? «Ich bin sehr auf Visuelles ausgerichtet. Daher kann ich mir schon vorstellen, dass auch bei der Hägglinger Freilichtproduktion visuelle Effekte in irgendeiner Form vorkommen. Doch ich kenne das Stück ja noch gar nicht, daher kann ich nichts darüber sagen», meint sie lachend. Aber sie kenne Paul Steinmann und habe daher vollstes Vertrauen in ihn, dass ihr das Stück passen werde.
Auch Steinmann freut sich über die Zusammenarbeit mit Maag. Für den Autor sei es toll, wenn man vor dem Stückschreiben weiss, wer die Regie übernimmt. «So habe ich einen Gesprächspartner.» Man erlebe zusammen den Prozess.
Rund 40 Sprechrollen
Premiere wird das Stück entweder am 7. oder am 14. August 2026 haben. 20 Aufführungen während einer Spielzeit von sechs Wochen sind beim Forsthaus Hägglingen vorgesehen. Das Stück weist rund 40 kleinere und grössere Sprechrollen auf. Rollen werden besetz durch Mitglieder des Vereins Tellspiele Hägglingen und befreundete Personen aus der näheren Umgebung. Alles Laienschauspieler. Das Konzept sieht zudem musikalische Unterstützung vor. Das künstlerische Team stellt sich aus Profis ihres Fachs zusammen. Viele von ihnen wie Stefan Hegi (Bühnenbild / szenischer Raum), Elisabeth Geissmann (musikalische Leitung), Martin Brun (Lichtdesign) oder Mariana Coviello (Choreografie) arbeiteten schon 2022 bei der letzten erfolgreichen Theaterproduktion «Roduner & Co.» zusammen. Das aktuelle Budget geht von einem Aufwand von rund 350 000 Franken aus. Gedeckt werden soll dieser einerseits durch Einnahmen durch Besucher sowie andererseits durch Sponsorenbeiträge. Am 16. November wird ein Informationstag durchgeführt.
Noch ist zwar vieles nicht fix, doch der Rahmen steht und kann nun in den nächsten Monaten wachsen. Bei einem sind sich die Verantwortlichen aber jetzt schon sicher: Man darf sich auf ein Theater nach Hägglinger Manier freuen.
Das Stück
Das Schweizer Radio SRF hat sich gerade vom Radio Beromünster gelöst. Für die eigene Unterhaltungssendung will man live aus Hägglingen senden. Bei den Recherchen ist die Redaktion darauf gestossen, dass eine ortsansässige bekannte Hutmacherei ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Dieses Jubiläum soll der Mittelpunkt der Sendung werden. Doch auch lokale Musikbeiträge, kurze Gespräche mit amüsanten Gemeindemitgliedern und ein paar sympathische Originaltöne aus dem Dorf sollen präsentiert werden.
Während einer Woche wird die Livesendung vorbereitet. Ein ganzes Dorf ist in Aufruhr. Hägglingen will sich der Schweiz natürlich von seiner besten Seite zeigen. Da gibt es Leute, die unbedingt ins Radio wollen, und solche, die auf keinen Fall wollen. Doch passt da ein Auftritt der jungen Rockgruppe «Maiengreen» hinein? Nach der Meinung einiger älterer Dorfbewohner nicht. Denn sie sind alles andere als Fans von Rockmusik und finden, dass die Jugend die von Mode, Musik und der politischen Situation angestachelt werden, nichts sagen dürfen. Konflikte sind programmiert. Schliesslich findet die Livesendung statt. Anders als geplant. Doch sicher ist: Das kleine Dorf kommt ganz gross heraus.