Gäste aufs Sofa verfrachtet
22.10.2024 Meisterschwanden, Region UnterfreiamtDeborah Zimmerli ist mit ihrem Cateringunternehmen auf Erfolgskurs
Ob eine Geburtstagsfeier im ganz kleinen Rahmen oder ein Dorffest mit 1000 Personen: «Debbys Apéro Traum» kann für jeden Anlass das passende Essen bereitstellen. Als Ein-Frau-Firma ...
Deborah Zimmerli ist mit ihrem Cateringunternehmen auf Erfolgskurs
Ob eine Geburtstagsfeier im ganz kleinen Rahmen oder ein Dorffest mit 1000 Personen: «Debbys Apéro Traum» kann für jeden Anlass das passende Essen bereitstellen. Als Ein-Frau-Firma gestartet, beschäftigt Deborah Zimmerli inzwischen bereits drei Angestellte. «Ich lebe für das, was ich tue», sagt sie von sich.
Chregi Hansen
Vom Fenster ihrer Wohnung sieht sie auf ihren früheren Arbeitsplatz. Sieben Jahre führte Deborah Zimmerli die Café-Bar Speuzli in Meisterschwanden. «Ich war die 14. Wirtin dort. Aber niemand hat so lange durchgehalten wie ich», berichtet sie mit einem gewissen Stolz. Mit 23 Jahren hat sie ein Lokal übernommen, in dem sich zuvor die Pächter die Klinke in die Hand gegeben hatten. «Ich wollte immer etwas Eigenes. Und ich wusste, ich kann das», schaut sie auf ihren Einstieg zurück.
Einfach war es nicht. Aber mit ihren eigenen Ideen und ihrer fröhlichen Art konnte sie überzeugen. Sie stellte einen mehr als vier Meter langen Stammtisch ins Lokal, bei ihr sassen die Gäste zusammen, hier trafen sich der Bauer und der Banker, hier wurde diskutiert, gelacht und gestritten. Und Deborah Zimmerli liebte ihre Rolle als Gastgeberin. Obwohl der Aufwand riesig war und sie sich kaum Freizeit gönnte. «In dieser Zeit habe ich gemerkt, ich kann das, ich kann einen eigenen Betrieb führen. Aber ich wollte etwas Neues machen. Etwas, bei dem ich noch kreativer sein kann», erklärt sie. Die ruhige Coronazeit nutzte Zimmerli, um Berechnungen zu machen für ein eigenes Cateringunternehmen. Vor drei Jahren wagte die Wirtin dann den Schritt und gründete «Debbys Apéro Traum». Der Weggang fiel ihr nicht ganz leicht. «Ich habe das Lokal mit Herzblut geführt», sagt sie.
Ursprünglich Köchin gelernt
Leute kulinarisch zu verwöhnen, das liegt ihr. Die gebürtige Menzikerin hat eine Kochlehre absolviert. Die erste Hälfte in einem Speiserestaurant mit gehobenem Standard, die zweite Hälfte im Spital Muri. Zimmerli ist froh um die unterschiedlichen Erfahrungen. «Im Restaurant lernte ich, anzupacken und im Stress zu funktionieren. Im Spital konnte ich mir nachher all das Basiswissen aneignen, für das am ersten Ort zu wenig Zeit blieb.» Einfach mal zwei, drei Stunden nur Fische zu filetieren beispielsweise. Sie lobt Markus Weisshaupt, den Küchenchef des Spitals. «Von ihm habe ich sehr viel gelernt.»
Bei ihr gibt es keine 08/15-Angebote
Seit drei Jahren führt die junge Unternehmerin nun ihr eigenes Cateringunternehmen. Angefangen hat alles ganz klein mit Apéroplättchen im traditionellen Stil. Aber schon damals mit dem Anspruch, dass alles selbst gemacht ist. Sie kauft möglichst regional ein, setzt auf Frische und vor allem auf ganz viel Kreativität. «Ich probiere gerne Neues aus, bilde mich weiter. Suche nach Alternativen für Leute, die sich vegetarisch oder vegan ernähren oder unter Intoleranzen leiden.» Sie will sich abheben, denn die Konkurrenz sei gross. Anfänglich waren es vor allem ehemalige Stammgäste des «Speuzli», die sie buchten. Bald sprach sich herum, wie sehr ihr «Apéro Traum» die Gäste begeistert.
Ihre Stärke ist das Rundum-sorglos-Paket. «Ich habe keine Standardangebote, sondern bespreche jeden Auftrag mit den Kunden genau vor. Wer ist eingeladen, worum geht es, was soll geboten werden? Und ich kann alles bringen, was es braucht, vom Tiefkühlwagen über Geschirr und Besteck bis hin zum Personal», erklärt sie ihr Erfolgsrezept. Als Beispiel nimmt sie eine Beerdigung. «Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie man sich als Hinterbliebene fühlt. In solchen Momenten möchte man Zeit haben mit den Gästen und sich nicht um die Verpflegung kümmern», so Zimmerli. Das können sie und ihre Angestellten den Kunden abnehmen. Nicht immer braucht es aber die volle Ladung – je nachdem bringt sie auch nur die feinen Platten vorbei und holt sie leer wieder ab. «Ich will, dass die Kunden genau das bekommen, was sie brauchen, und passe mich den Wünschen an», sagt sie.
Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten, schon bald folgten grössere Aufträge. Neben Apéros bot sie auch Hauptgänge an. Und das führte zu logistischen Problemen. Konnte sie dank persönlichen Kontakten anfänglich die Küche eines Ausflugslokals mitnutzen, musste sie jetzt selber einen Raum einrichten. «Ich habe aus meinem Gästezimmer eine Produktionsküche gemacht», erklärt Deborah Zimmerli. «Wer über Nacht bleiben will, muss auf dem Sofa schlafen», fügt sie lachend an. Dass sich nun Arbeit und Privatleben mischen, stört die 33-Jährige nicht. «Es kommt schon mal vor, dass die Angestellten in der Küche werken, während ich unten in der Stube sitze, da kann ich trotzdem abschalten», versichert sie.
In der halben Schweiz unterwegs
Wobei, viel Zeit zum Abschalten bleibt nicht, «Debbys Apéro Traum» befindet sich auf der Erfolgsspur. Regelmässig kocht sie bei Anlässen in der Vianco-Arena, sie hat am Dorffest im eigenen Dorf 1000 Personen verköstigt, übernimmt die Verpflegung an Konzerten und anderen Events. Und beliefert auch schon mal Hochzeitsfeiern und Geburtstagsfeste in Zürich, Basel oder Bern. Selbst in Graubünden waren ihre Dienste schon gefragt. «Das war auch ein Bekannter, der mich vom ‹Speuzli› her kannte. Und der unbedingt wollte, dass ich das Catering für seine Hochzeit mache. Und wenn es sich rechnet, dann mache ich das gern», erzählt sie. Dank ihrem Kühlanhänger mit eigenem Stromaggregat sind auch grössere Distanzen kein Problem für sie.
Neu auch Grillangebote
Inzwischen beschäftigt Deborah Zimmerli drei (Teilzeit-)Angestellte, bei Grossanlässen kommen weitere Aushilfen dazu. «Ich habe das Glück, dass ich Frauen gefunden habe, die mit der gleichen Leidenschaft am Werk sind wie ich.» Dazu kommt ein Lebenspartner, der eine Passion für das Grillieren hat und Mitglied ist des Smoker Teams Seetal. Die Zusammenarbeit bietet sich an, dank ihm konnte «Debbys Apéro Traum» die Produktepalette nochmals vergrössern. «Wir können jetzt auch Pulled Pork oder Spareribs liefern.» Aber auch Buffets mit American Hotdog, Tapas oder verschiedenen Burgern gibt es im Angebot. Nicht zu vergessen die süssen Verführungen zum Abschluss, bei denen die Köchin ihre Leidenschaft für das Kreative voll ausleben kann. Die Ideen gehen der Powerfrau nicht aus.
Traumjob gefunden
Der Erfolg gibt ihr recht, die Firma wächst, die Aufträge werden grösser. Darum muss sie auch eine neue Lösung für die Produktionsküche finden – das Gästezimmer ist bald zu klein. Doch zu schnell soll der Betrieb auch nicht wachsen. «Mir ist der persönliche Kontakt mit den Kunden wichtig, sie sollen nicht einfach zu einer Auftragsnummer werden», betont sie. Und wann immer möglich, ist sie selber vor Ort und schaut, dass alles richtig angerichtet ist. «Ich habe meinen Traumjob gefunden. Ich mag das, was ich tue. Und nehme in Kauf, dass ich auch in diesem Job wieder kaum Freizeit habe.» Dies wird in den kommenden Wochen nicht anders sein. «Jetzt kommt die Weihnachtsguetzli-Zeit, da wird wieder im grösseren Stil gebacken», lacht die Seetalerin. Aber sie kennt es eben nicht anders. «Ich lebe für das, was ich tue. Und ziehe durch, was ich anpacke.»