Für jede Klasse eine Säule
08.08.2023 Islisberg, KelleramtSommerserie «Kunst im öffentlichen Raum»: Die acht Säulen in Islisberg
Die acht Säulen auf dem Schulgelände in Islisberg stammen von Marcel Leuba. Einem Künstler aus dem Dorf, der nicht nur dort seine Spuren hinterlassen hat, sondern im ...
Sommerserie «Kunst im öffentlichen Raum»: Die acht Säulen in Islisberg
Die acht Säulen auf dem Schulgelände in Islisberg stammen von Marcel Leuba. Einem Künstler aus dem Dorf, der nicht nur dort seine Spuren hinterlassen hat, sondern im ganzen Freiamt.
Susanne Schild
«Für Marcel Leuba war es wichtig, immer einen Bezug zu dem Ort herzustellen, wo sein Kunstwerk stehen sollte. Er hat mit allen möglichen Materialien, ob Stein, Holz oder Metall, gearbeitet», sagt Fredy Lutz. Den ehemaligen Schulleiter und Ehrenbürger von Islisberg verband mit Leuba eine lang jährige Freundschaft. «Er war ein sehr umgänglicher Menschenfreund und hat sich mit der Schule Islisberg stark identifiziert», erinnert sich Lutz an ihn zurück.
Geboren wurde Marcel Leuba am 25. Juni 1939 in Buttes. Gestorben ist er im Alter von 65 Jahren am 5. Dezember 2004 in Islisberg. «Seine Asche ist im Gemeinschaftsgrab, das er für den Friedhof Islisberg gestaltet hat, begraben», sagt Lutz.
Seine Spuren hat der Künstler aber nicht nur in Islisberg hinterlassen. Unter anderem gestaltete er die Eingangspartie des Suva-Hauses in Aarau im Jahr 1987. Auch der «Strohspalter» vor der Kantonalbank in Wohlen stammt von ihm.
Werke mit Symbolik
Nach seiner Lehre als Möbelschreiner besuchte er die Kunstgewerbeschule in Zürich. Gleichzeitig arbeitete er als Volontär bei Peter Meister. Nach einem zweijährigen Parisaufenthalt bei François Stahly in Meudon folgten Aufenthalte bei Hans Aeschbacher, Ödön Koch und Silvio Mattioli. «Bei ihnen erweiterte Leuba seinen Blickwinkel», so Lutz. Für die Expo 64 war er im Büro Plancherel und Blumenstein in der Entwurfsund Ausführungsarbeit für 24 grosse Holzreliefs tätig. «All seinen Werken versuchte der Künstler eine Symbolik zu verleihen, so auch bei der Plastik auf unserer Schulanlage», sagt Fredy Lutz.
1966 heiratete Marcel Leuba die Künstlerin Erika Leuba-Gelbert. Mit ihr hatte er eine Tochter. Im gleichen Jahr begann er als freischaffender Plastiker tätig zu sein und wohnte in Islisberg. Sein Atelier hatte er in Arni, in der Scheune der Familie Huber. Dort skizzierte, entwarf, modellierte und verarbeitete er seine Ideen. Seine Werke entstanden vorwiegend aus Holz, Stein oder Stahl, die auch manchmal kombiniert wurden. «Die Arbeit eines Bildhauers erfordert hervorragende Materialkenntnisse und lange Jahre Erfahrung im Umgang mit diesen Rohstoffen. Das hatte Leuba», sagt Lutz.
Für den Entwurf von Leuba entschieden
«Im Frühjahr 1999 hat sich die Baukommission zum ersten Mal Gedanken zur ‹Kunst am Bau› gemacht», sagt Fredy Lutz. Man suchte ein Objekt für den Aussenbereich der neuen Schulanlage und entschied sich, das Ehepaar Leuba für einen Vorschlag anzufragen, da sich dieses seit Jahrzehnten für die Gemeinde eingesetzt hatte.
Ausgewählt wurde der Vorschlag von Marcel Leuba mit einer Säulenreihe in einem leicht geschwungenen Bogen mit acht abgestuften Säulen aus Liesberger Jura-Kalk, die die acht Schuljahre symbolisieren. Beginnend mit dem Kindergarten noch nahe am Gebäude, je höher die Klassen, die Säulen, desto grösser die Distanz zum Gebäude.
Kunst zum Anfassen und Erleben
«Da die Säulen auf dem Pausenplatz stehen, müssen sie auch die Funktion eines Spielgerätes erfüllen», sagt Lutz. Damit würden die Kinder auch direkt mit dem Material und den Dimensionen der Skulptur in Berührung kommen. «Marcel Leuba liebte es, Kunstwerke zum Anfassen, Begehen und Besteigen zu schaffen. Dazu ist diese Skulptur hervorragend geeignet», ist Lutz überzeugt. «Wenn es auch schon den einen oder anderen Armbruch gegeben hat», räumt er ein. Das soll zukünftig vermieden werden. Die Säulen mussten versetzt werden, da ein Pavillon für den Kindergarten auf dem Schulgelände errichtet wurde. «Im Zuge der Versetzung wurden vor den Sommerferien Fallschutzmatten passend zur Höhe der Säulen am neuen Standort installiert.» Der Brunnen, der ebenfalls zum Kunstwerk gehört, ist weiterhin an seinem ursprünglichen Platz zu finden. Verewigt sind Leubas Säulen nicht nur auf dem Schulplatz. Tobias Koch hat für die Einweihung der Schulanlage Steindler im September 2000 ein Logo gestaltet. Die Farben der Gemeinde Islisberg und die acht Säulen sind dort wiederzufinden.