Frauen sichtbar machen
01.12.2023 Dintikon, Region UnterfreiamtPetra Rohner aus Dintikon, Gründerin von Swonet und Gewinnerin des AFK-Frauenpreises
Im Internet kann man alles finden. Aber wie findet man das, was man wirklich sucht? Und vor allem: Wie wird man gefunden? Wenn es um die Sache der Frau geht, ist Swonet die richtige ...
Petra Rohner aus Dintikon, Gründerin von Swonet und Gewinnerin des AFK-Frauenpreises
Im Internet kann man alles finden. Aber wie findet man das, was man wirklich sucht? Und vor allem: Wie wird man gefunden? Wenn es um die Sache der Frau geht, ist Swonet die richtige Adresse. «Dass das mal so gross wird, hätte ich nie gedacht», sagt die Gründerin heute.
Chregi Hansen
Petra Rohner ist eine neugierige Frau. «Ich will wissen, wie etwas funktioniert, auch im digitalen Bereich», sagt die selbstständige Unternehmerin, Erwachsenenbildnerin und Autorin. Darum war sie schon früh online unterwegs. Und erkannte schnell das Potenzial von digitalen Businessnetzwerken.
Gleichzeitig fielen ihr Risiken auf. «Es gibt viel Lautes im Digitalbereich, während viele leise Perlen völlig untergehen», sagt sie. Einfach eine Webpräsenz aufbauen und hoffen, dass die User sie entdecken, das funktioniere eben nicht. Gerade Frauennetzwerke hatten es vor Jahren nicht einfach, öffentlich wahrgenommen zu werden, Männer hingegen hatten ihre traditionellen Service-Clubs, die Frauen mussten sich diese Präsenz erst aufbauen. In den letzten Jahren haben sie viel aufgeholt. Und daran hat Petra Rohner grossen Anteil.
Ganz klein angefangen
2007 war es, als die Dintikerin im Businessnetzwerk Xing die Gruppe Swonet (Swiss Women Network) gründete. Im Vordergrund stand der Gedanke, dass die immer stärker werdende digitale Kommunikation in den Businessnetzwerken verstärkt auch von Frauen genutzt werden sollte. «Damals waren nur wenige Frauen digital unterwegs», berichtet sie. Swonet soll die bestehenden Angebote und Organisationen bekannter machen, anderseits wollte Rohner auf diesem Weg den Austausch fördern. Die Angebote vernetzen. Dazu wurde 2008 eine entsprechende Plattform ins Leben gerufen. Eine Art Forum für Frauennetzwerke. «Es gibt so viele Frauenorganisationen, die an den gleichen Themen arbeiten. Gemeinsam können wir mehr erreichen», ist die Gründerin überzeugt.
Was ganz klein und auf privater Initiative gestartet wurde, ist in all den Jahren kräftig gewachsen. Beim Start im Jahr 2008 zählte Swonet vier Organisationen, heute gehören ihm 190 Frauenorganisationen und mittlerweile auch 12 Männernetzwerke an. Für Petra Rohner ist die Arbeit allein schon lange nicht mehr zu stemmen. «Ich mache das alles ehrenamtlich. Habe viel Zeit und Energie investiert. Umgekehrt habe ich selber viel profitiert von diesem Austausch», sagt sie. Seit der Gründung einer Stiftung im Jahr 2014 kann sie die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen.
Und das war dringend nötig, denn Swonet ist längst mehr als nur eine digitale Plattform, welche die Arbeit und das Engagement von Frauen sichtbar macht. Schon früh begann Petra Rohner auch mit der Organisation von Veranstaltungen. So findet jährlich der «Business & Network Day» statt, seit 2015 in der FHNW in Windisch. An dieser Tagung treffen sich ca. 300 Frauen und Männer aller Branchen und Positionen. Zudem organisiert die Stiftung Swonet das Gipfeltreffen der Präsidentinnen der Schweizer Frauennetzwerke und fördert so Austausch und Vernetzung untereinander. Etwas, was der Gründerin sehr stark am Herzen liegt.
Viele neue Projekte im Köcher
Swonet ist eine Erfolgsgeschichte. Aber auf den Lorbeeren ausruhen, das mag Petra Rohner nicht. Weitere Projekte kamen dazu. «Swonet on Stage» etwa bündelt mediale Artikel über Frauen oder von Autorinnen und gibt ihnen so eine grössere Reichweite. «Swonet Girl» wiederum bietet ab nächstem Jahr vielseitige Angebote zum Thema Berufsbildung. Schnuppertage werden gebündelt und mit einem Mentoringprogramm ergänzt. «Wir Frauen müssen Vorbilder für Mädchen werden und zeigen, was alles möglich ist in einer sich verändernden Berufswelt. Mit einem Zukunftstag allein ist es nicht getan», ist die Powerfrau überzeugt. Eltern und Schulen müssten wegkommen von der stereotypischen Vorstellung, was Männer- und Frauenberufe sind. Für «Swonet Girl» wurde ein Beirat zusammengestellt, «allein könnte ich das alles nicht mehr meistern», sagt Rohner.
Für ihr grosses Engagement erhielt die gebürtige Waldshuterin vor Kurzem den AFK-Frauenpreis. Mit ihrem Swiss Women Network schaffe sie es, über die gesellschaftlichen Schranken hinweg 190 Netzwerke zu bündeln und insbesondere digital sichtbar zu machen, heisst es in der Begründung. Und weiter: «Mit Begeisterung webt Frau Rohner ein wichtiges Beziehungsnetzwerk, in dem sich Frauen und Organisationen gegenseitig stärken können.»
«Die Auszeichnung hat mich emotional sehr berührt», schaut Rohner auf die Verleihung zurück. Dies, weil beim AFK-Preis vor allem das Engagement im Zentrum steht. «Frauen sind in ihrem Tun oft unsichtbar. Aber der Preis beweist: Das Engagement lohnt sich, weil der Nutzen ersichtlich ist und wertgeschätzt wird.». Sie habe sehr viele positive Reaktionen erhalten, berichtet sie. Das bestärke sie in ihrem Tun. Gleichzeitig macht sie deutlich, dass der Erfolg nicht nur ihr Verdienst ist. Sie viele Mitstreiterinnen hat.
Preis ist beste Werbung
Überhaupt: Im Stiftungsrat sei man daran, die Zukunft der Organisation zu planen. Damit sie ihr Lebenswerk einmal übergeben kann. «Ich hätte bei der Gründung vor 15 Jahren nie gedacht, dass es mal so gross wird», sagt Rohner. Und das Ende der Reise ist nicht erreicht. Bereits werden neue Projekte aufgegleist. Doch braucht es in der Zeit der Gleichberechtigung noch Frauennetzwerke? Es gehe weniger um den Kampf um Gleichberechtigung als um den Austausch, sagt die Gründerin. Und darum, dass Frauen Orte erobern können, die ihnen zu wenig offenstehen. Als Beispiel nennt Petra Rohner den Bereich der Kunst. «Künstlerinnen werden weniger gezeigt an Ausstellungen als ihre männlichen Kollegen. Das ist Fakt. Jetzt können Frauen resignieren. Oder eben selber aktiv werden», erklärt sie. Da konnte Swonet einen Beitrag leisten. Der Preis sorge nun für weitere Bekanntheit, freut sie sich.
Viel Zeit zum Feiern bleibt aber nicht. Zum einen muss sich Petra Rohner um ihr eigenes Geschäft kümmern. Zum anderen steht im Frühling die nächste Tagung an. Am Freitag, 26. April, feiert Swonet im Campussaal den 10. Geburtstag der Stiftung Swiss Woman Network unter dem Motto «Mind over Matter – Geist über Materie». Da gibt es für sie einiges zu tun. Aber sie leistet den Effort gern. «Dieses Zusammentreffen ist jedes Mal sehr bereichernd», sagt sie. Und freut sich schon aufs nächste Mal.