Massnahmen am Wehr müssen früher umgesetzt werden als geplant
Das Wehr in der Tieffurt kommt weg, das ist schon länger klar. Die Arbeiten sollten im Winter durchgeführt werden. Weil ein Teil des Wehrs gebrochen ist, muss früher gehandelt werden. ...
Massnahmen am Wehr müssen früher umgesetzt werden als geplant
Das Wehr in der Tieffurt kommt weg, das ist schon länger klar. Die Arbeiten sollten im Winter durchgeführt werden. Weil ein Teil des Wehrs gebrochen ist, muss früher gehandelt werden. Um die Fische zu schützen, müssen sie an einen neuen Ort gebracht werden.
Chregi Hansen
Ungewöhnliche Szenen erlebten die Spaziergänger und Hundehalter, die gestern im unteren Teil der Bünz unterwegs waren. Wo es sonst so wunderbar friedlich und ruhig war, fuhren Baumaschinen auf, warnte ein Schild vor Strom im Wasser und waren vier bestiefelte Männer im Wasser unterwegs.
Daneben beobachtete interessiert Daniel Ackermann die Arbeiten. Seiner Familie gehören die Gebäude in der Tieffurt. Und damit auch das Wehr. Seit dem 12. Jahrhundert stand hier eine Mühle, die mit Wasserkraft angetrieben wurde. Später wurde ein kleines Kraftwerk für die Stromerzeugung gebaut. Mit dem Wehr wurde das Wasser gestaut und bei Bedarf umgeleitet. Wegen der neuen Vorschriften ist die Konzession zur Stromerzeugung nicht verlängert worden. Und im Rahmen der Revitalisierung der Bünz soll auch das Wehr verschwinden.
Der Rückbau selber ist für den Winter geplant. Vor einigen Wochen aber ist eine Tafel des Wehrs gebrochen. «Erst war da nur ein kleiner Riss. Aber weil immer mehr Material angeschwemmt wurde, ist es komplett geborsten», berichtet Ackermann. Damit ist das angestaute Wasser abgeflossen und brachte die Sedimente zum Vorschein, die sich hier über Jahre abgelagert haben. Diese Sedimente müssen schnellstmöglich abgesaugt, nach Belastungen untersucht und deponiert werden. «Es ist schon verrückt. Jahrzehntelang hat das Wehr gehalten. Und wenige Monate vor dem Rückbau geht es jetzt kaputt», kommentiert Ackermann.
Schritt für Schritt flussaufwärts
Bevor aber die Bagger in die Bünz fahren und ihre Arbeit beginnen können, müssen die Fische entfernt werden. Gestern Vormittag fand darum das Abfischen statt. Dafür kam die Elektrofischerei zum Einsatz. Dabei wird Strom ins Wasser geleitet, der die Tiere kurz betäubt und so das Einsammeln vereinfacht. Sie werden in Kisten gebracht und weiter unten wieder in die Bünz gelassen. Fische, die in der Bünz eigentlich nichts zu suchen haben, werden mitgenommen und andernorts eingesetzt.
Gleich zweimal gehen Urs Gsell und das Team des Forstbetriebs Suhrental Ruedertal den Abschnitt zwischen Wehr und Bahnhofstrasse ab, um möglichst viele Fische zu erwischen. «Es ist erstaunlich, wie viele Arten wir hier erwischen. Das deutet auf ein sehr gesundes Umfeld hin», sagt Urs Gsell, der solche Aufträge regelmässig übernimmt. Viele Bachforellen sind darunter, aber auch Elritzen, Alete und andere Arten. Ackermann hört das gerne. Und erinnert sich, wie dreckig die Bünz früher war. «Als ich Kind war, stellten wir uns jeden Tag die Frage, welche Farbe das Wasser heute hat», schmunzelt er. Die Färberei in Wohlen und die EMS leiteten ihre Abwässer damals einfach in die Bünz. Heute hat sich der Fluss erholt. Nach den geplanten Revitalisierungsmassnahmen wird er noch gesünder sein.
Zahlen muss der Besitzer
Das Ausfischen ist im Prinzip eine einfache Sache. Das Problem ist aber: Wie hindert man die Fische, wieder an ihre alten Orte zurückzukehren? Dazu wird unterhalb des Wehrs ein kleiner Wall aus Kies erstellt. «Der Kies lässt das Wasser durch, hindert aber die Fische, wieder nach oben zu schwimmen», erklärt Ackermann. Gleichzeitig hält es die aufgeschwemmten Sedimente zurück. Der Aufwand für die Aktion ist gross, bezahlen muss ihn die Familie Ackermann als Besitzer des Wehrs.
Diese jetzigen Arbeiten haben nichts mit der Tieffurtbrücke zu tun. Wann und wie diese ersetzt ist, bleibt