FidM setzt aus
21.03.2023 BremgartenIn den vergangenen zehn Jahren hat sich das «Festival i de Marktgass» einen Namen in der Szene gemacht als buntes, fröhliches Musikspektakel, dem es trotz Wachstum gelungen ist, seinen familiären Charakter zu wahren. Wetterpech, eine riskante Strategie und Knatsch um die ...
In den vergangenen zehn Jahren hat sich das «Festival i de Marktgass» einen Namen in der Szene gemacht als buntes, fröhliches Musikspektakel, dem es trotz Wachstum gelungen ist, seinen familiären Charakter zu wahren. Wetterpech, eine riskante Strategie und Knatsch um die abgesperrte Marktgasse führten im vergangenen Jahr allerdings zu einem grossen Minus. Im Rahmen einer Neukonzeptionierung hat man deshalb beschlossen, 2023 auszusetzen. --huy
«Brauchen Zeit zum Durchatmen»
Das «Festival i de Marktgass» setzt dieses Jahr aus
Nach einem schwierigen letzten Jahr haben sich die Verantwortlichen dafür entschieden, eine Pause einzulegen. Diese soll dazu dienen, sich neu zu organisieren, um danach mit frischem Elan wieder anzugreifen.
Marco Huwyler
Für viele gehört es mittlerweile zum kulturellen Inventar Bremgartens. Das «Festival i de Marktgass», kurz FidM, welches das Zentrum des Altstädtli jeweils Anfang August in eine bunte Konzertmeile verwandelt. Ein Anlass, in dessen Charme und spezieller Atmosphäre sich nicht nur das Publikum, sondern auch die Künstler besonders wohl fühlen und der Strahlkraft über Bremgarten hinaus besitzt.
Risiko hat sich nicht gelohnt
2023 allerdings wird es kein FidM geben. Die Organisatoren haben sich dafür entschieden, ein Jahr zu pausieren. «Nach einem intensiven Jubiläumsjahr brauchen wir Zeit, um durchzuatmen, ein wenig auf Distanz zu gehen und uns neu zu sammeln», erklärt Nico Schulthess vom Organisationskomitee.
Für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen war 2022 ein schwieriges Jahr. Unglückliche Umstände und eine riskante Strategie sorgten dafür, dass aus der zehnten Ausgabe des Festivals ein grosses finanzielles Loch resultierte. Der mutige Schritt, es im Sinne einer Dekommerzialisierung fast gänzlich ohne Sponsoren zu wagen und grösstenteils auf die Ticketeinnahmen zu setzen, die im Jubiläumsjahr ein Rekordbudget refinanzieren sollten, erwies sich letztlich als zu ambitioniert. Am Ende resultierte für den Verein ein fünfstelliger Verlust.
Dafür, dass die Rechnung nicht aufging, war wohl grösstenteils das schlechte Wetter verantwortlich. Hinzu kamen Unstimmigkeiten mit potenziellen Besuchern, Anwohnern und Passanten, weil die Marktgasse für die Dauer des Festivals gesperrt und zahlenden Gästen vorbehalten blieb. «Alles in allem hinterliessen diese Nebengeräusche bei uns auch viel Wehmut, dass es uns für einmal nicht genug gut gelang, den Anlass in dem entspannten, positiven und stimmigen Rahmen durchzuführen, der ihn immer ausmachte», bilanziert Schulthess.
Fertig mit Wachstum
Das OK werde nun seine Lehren daraus ziehen, sagt der 35-Jährige. «Wir sind daran, das Konzept zu überdenken und uns neu aufzustellen.» Das Motto generell wird lauten «Back to the roots». «Noch mehr wachsen soll das FidM auf jeden Fall nicht mehr.» Und auch zur Abriegelung der Marktgasse werde es in einer künftigen Auflage nicht mehr kommen, so viel steht schon mal fest.
Was das OK gerne beibehalten möchte, ist die letztes Jahr eingeführte dritte Bühne beim Stadtgarten. «Sie war der grosse Lichtblick der vergangenen Ausgabe», sagt Schulthess. «Dort wurde in einer ganz speziellen Atmosphäre genau dieser positive Vibe von den Künstlerinnen und Künstlern zum Publikum und umgekehrt transportiert, wie wir uns das vorstellen.»
Kein Teil des Leuefäschts
Ein wesentlicher Grund für das Pausieren dieses Jahr ist für das FidM auch das Ende Juni erstmals stattfindende «Leuefäscht». «Es überstrahlt 2023 alles andere. Bloss einen guten Monat später noch mit dem FidM hinterherzukommen, hätte sich für uns nicht gut angefühlt.» Geprüft wurde dagegen, ob man sich am grossen Bremgarter Stadtfest als eine der Festinseln engagieren sollte. Die Abklärungen für eine «FidM-Insel», die man gemeinsam mit anderen Vereinen beim Stadtgarten betrieben hätte, waren ziemlich konkret. Letztlich wurde die Idee aber doch noch verworfen. «Insgesamt wäre es für uns dann doch zu viel und zu kurzfristig gewesen. Das Bauchgefühl sagte uns, dass es klüger ist, nun einmal durchzuatmen», sagt Schulthess. «Zumal nach den Schwierigkeiten und Herausforderungen, mit denen wir uns nach dem letzten Jahr konfrontiert sehen.» Das finanzielle Loch in der Vereinskasse wurde einstweilen durch Privatgelder der OK-Mitglieder gestopft. Kleinere Anlässe in den nächsten Monaten sollen zusätzlich etwas Geld in die klamme Kasse spülen.
Positiv in die Zukunft
Dass man das Festival ganz fallen lässt, stand trotz des Entscheides, dieses Jahr keine Ausgabe durchzuführen, nie ernsthaft zur Debatte. «Dafür steckt viel zu viel Enthusiasmus und Herzblut im FidM», sagt Schulthess. Nachdem die Kräfte gebündelt sind und das Konzept überarbeitet ist, wollen die Verantwortlichen 2024 neu angreifen und das FidM in seiner 11. Ausgabe wieder zu dem werden lassen, was es so einzigartig macht. Ein fröhliches Musikfest für jeden, das für positive Gefühle, gute Laune und viele strahlende Gesichter sorgt.
Bis dahin wollen Schulthess und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter aber erst mal den ungewohnt entspannten und stressfreien Sommer geniessen. «Wir freuen uns alle sehr aufs Leuefäscht und darauf, das pulsierende und feiernde Bremgarten für einmal nur als Aussenstehende geniessen zu können.»


