Feinkost fürs Gemüt
19.12.2023 Künten, Region BremgartenDer Musikverein Künten (MVK) lud am Sonntag ein zum Konzert in der Kirche
Mit einer breiten Palette an Stücken unterhielt der MVK das Publikum. Im Rucksack den beachtlichen 10. Rang am Schweizerischen Brassband-Wettbewerb im Luzerner KKL. Unter dem diskret ...
Der Musikverein Künten (MVK) lud am Sonntag ein zum Konzert in der Kirche
Mit einer breiten Palette an Stücken unterhielt der MVK das Publikum. Im Rucksack den beachtlichen 10. Rang am Schweizerischen Brassband-Wettbewerb im Luzerner KKL. Unter dem diskret sicheren Dirigat von Stefan Märki überzeugte das Ensemble und brachte festliche Adventsstimmung in die gut besetzte Kirche. Das Motto hiess «Soul Food».
Mit einem Bassbordun, einem gehaltenen Ton, erklangen die ersten Takte von «Stai si, defenda!» («Steh auf, verteidige!»), dem ersten Stück des Konzerts, während die Bühne noch halb leer stand. Überraschend musizierten die Cornettisten und Posaunisten zunächst hinten am Kircheneingang oder auf den Seitengängen und bewegten sich dann Richtung Bühne, wie in der Partitur als Szenario vorgeschlagen. Der bewährte Moderator des Programms, Daniel Wendel, erklärte anschliessend den rätoromanischen Titel: «Es geht dabei nicht um einen Krieg, sondern um das Schützen und Bewahren des Rumantsch, dank Bundesrat Etter im Jahr 1938 als vierte Landessprache etabliert. Das Stück nimmt Motive aus traditionellen Bündner Liedern auf.»
Dirigent Stefan Märki als Komponist
«Romance after Midnight», aus «Eine Schlittenfahrt im Sommer», komponiert vom Dirigenten Stefan Märki, trägt autobiografische Züge, wie der Moderator verriet. «Das Werk wurde inspiriert durch ein Theater in Leibstadt, wo Fürsten ihren Reichtum demonstrierten, indem sie Salz auf die Strasse schütteten und darauf mit Schlitten paradierten. Oder durch eine Guggenmusikreise 2001 an ein Musikfestival in Frankreich, wo auch Majoretten teilnahmen. Das könnte mit der Romanze nach Mitternacht zu tun haben», spekulierte Daniel Wendel augenzwinkernd.
Es folgte das niveaumässig als fordernd eingestufte «Lord of the Rings» von Andrew Duncan und Howard Shore, welches die Brassband beachtlich gut meisterte. Musikalisch wird darin packend umgesetzt, wie der junge Hobbit Frodo von seinem Onkel Bilbo einen magischen Ring erbt, aber auch eine Verantwortung, denn der Ring entpuppt sich als der eine Ring des bösen Zauberers Sauron, der ganz Mittelerde ins Verderben stürzen will. Der einzige Weg, Mittelerde zu retten, ist es, den Ring ein für alle Mal zu zerstören.
Ergreifend geblasener englischer Choral
Nach dieser dynamischen Gefühlsspirale in die Fantasiewelt versprach das Programm nun ein ruhigeres Stück: «Canterbury Chorale» von Jan van der Roost mit seinen breiten liegenden Tönen wurde für die Brassband Midden Brabant (Belgien) geschrieben. Unmittelbarer Anlass war die Besichtigung der wunderschönen Kathedrale von Canterbury, in welcher über Jahrhunderte hinweg so viele gute Kompositionen erklungen sind. Es ist ein Stück voller Dynamik, Klangfülle und lyrischer Kraft, das mit sanften Glockenschlägen ausklang und das Publikum in andere Sphären zauberte.
Cornettspieler mit zwölf – das geht
1813 schrieb Gioachino Rossini die Oper «Tancredi» mit Schauplatz Sizilien. Diese erzählt vom christlichen Ritter Tancredi und seiner verheimlichten Liebe zu der muslimischen Prinzessin Amenaìde. «Diese Ouvertüre», so der Moderator, «ist ein Paradebeispiel für Rossinis Fähigkeit im Kombinieren von mitreissenden Melodien, brillanten Orchestrierungen und lebendigen Rhythmen.» Diese Worte wurden durch die Interpretation des MVK eindrücklich belegt, die Mischung von südlich ausgelassenen Tarantella-Elementen samt Principal-Cornet-Soli fand begeisterten Anklang. Der jüngste Cornettspieler, der 12-jährige Felix Zimmermann, bestritt sein erstes Konzert mit dem Musikverein und freute sich über seinen Auftritt.
Der Wunsch nach andauerndem Frieden
Den Schluss des Abends bildete natürlich ein Weihnachtsstück, mit «Staila da Nadal» nochmals ein rätoromanisches Werk von Gion Andrea Casanova. Es lebt von einer kontinuierlichen Melodie und dem Wunsch nach einer immerwährenden friedlichen Welt. Zu Beginn bezieht sich das Hauptthema auf den Stern von Bethlehem. Das zweite Thema ist durch seinen schnellen Takt gekennzeichnet und beschreibt die Reise der Hirten.
Der Moderator beschloss den Abend mit aufrichtigem Dank an den Dirigenten Stefan Märki, der es geschafft hatte, in der harten Probezeit vor dem Brassband-Wettbewerb – es galt, ein vorgegebenes, rhythmisch und harmonisch schwieriges Stück einzuüben – alle im Ensemble zu motivieren, zum Beispiel mit einer persönlichen Vorschuss-Medaille. MVK-Präsident Patric Kalchofner bedankte sich bei den Sponsoren sowie allen Donatoren und Gönnern, ebenso bei Andrea Leuenberger für den Kirchenschmuck.
Die nächste Künten Session steigt am 26. / 27. April. Der gut gelaunte Präsident versprach allen Anwesenden einen Apéro, «aber nur für jene, welche bei den zwei Weihnachtsliedern mitsingen». --as