Favorit hat zu beissen
07.03.2023 Handball, SportMutschellen bezwingt Handball Wohlen
Für die 300 Zuschauer in der Burkertsmatt in Widen war das Freiämter Handball-Derby zwischen dem HC Mutschellen und Handball Wohlen ein Leckerbissen.
Die favorisierten Gastgeber zeigten zwar ein gutes Spiel, aber die ...
Mutschellen bezwingt Handball Wohlen
Für die 300 Zuschauer in der Burkertsmatt in Widen war das Freiämter Handball-Derby zwischen dem HC Mutschellen und Handball Wohlen ein Leckerbissen.
Die favorisierten Gastgeber zeigten zwar ein gutes Spiel, aber die aufsässigen Gäste sorgten dafür, dass es bis zuletzt spannend blieb. Die Teams haben gezeigt, dass sie zu Recht in der Spitzengruppe der Liga sind. Während die Mutscheller Punkte Richtung Aufstiegsspiele mitnehmen, tanken die Wohler Selbstvertrauen. --jl
Den Pitbull abgeschüttelt
Handball, 2. Liga: HC Mutschellen – Handball Wohlen 36:33 (19:17)
Wohlen kann das Freiämter Derby bis zuletzt ausgeglichen gestalten. Trotz Niederlage gehen die Gäste mit einem positiven Gefühl aus dem Spiel. Beim HC Mutschellen ist hingegen trotz Sieg nicht alles heiter Sonnenschein.
Josip Lasic
19 Sekunden sind noch zu spielen. Der HC Mutschellen führt mit 36:32. Das Duell ist entschieden. Doch Wohlens Flavio Galliker trifft noch einmal. Verkürzt auf 36:33. Bis zur letzten Sekunde kämpfen die Gäste. Wie ein Pitbull haben sie sich im HC Mutschellen festgebissen und liessen dem Heimteam keine Gelegenheit davonzuziehen. Mutschellens Spielertrainer Mario Obad resümiert: «Wohlen hat das sehr gut gemacht, hat uns gefordert.»
Die 300 Zuschauer in der Burkertsmatt erleben ein spannendes Spiel zwischen dem Tabellenzweiten und -dritten. Das Derby ist auf Papier ein Spitzenspiel und auf dem Feld auch. Der Gastgeber legt immer wieder vor und Wohlen kommt immer wieder gefährlich nah an die Mutscheller ran.
Wohlen fordert Mutscheller Defensive
Nach 17 Minuten nimmt Obad das erste Time-out beim Spielstand von 11:9 für Mutschellen. Obwohl sein Team führt, ist der Spielertrainer nicht zufrieden mit der Darbietung. «In der Abwehr waren wir zu lasch. Das war nicht unser Handball. Wir müssen mit mehr Leidenschaft und Teamgeist verteidigen», erklärt Obad. «In der Pause bin ich in der Kabine noch einmal deutlich geworden. In der zweiten Hälfte wurde es dann besser.» Obwohl die Mutscheller im Freiämter Derby favorisiert sind, kann sich das Team nie mehr als einen Drei-Tore-Vorsprung in der ersten Halbzeit erspielen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit scheint der Bann gebrochen zu sein. Die Hausherren erspielen sich einen Sechs-Tore-Vorsprung. Aber nach 49 Minuten kommt Wohlen wieder bis an ein Tor heran. Obad: «Wir haben gegen Borba Luzern 43 Gegentore kassiert und jetzt wieder 33. Defensiv war das immer noch nicht gut.»
Chechele: «Ein wertvolles Spiel»
Obads Gegenüber ist optimistischer. Wohlen-Trainer Generoso Chechele freut sich darüber, dass sein Team dem Favoriten Paroli bieten konnte. «Wir haben gezeigt, dass wir auch mit so einem Gegner mehr oder weniger auf Augenhöhe agieren können. Die Mannschaft hat sich immer wieder zurückgekämpft, hat nie aufgegeben.» Ob Tobias Estermann, der mit einem aggressiven Abwehrspiel die Mutschellen-Routiniers wie Mario Obad oder Duje Vukadin unter Druck setzen konnte, Sascha Rudi, der im Tor ein paar Glanzparaden gezeigt hat und zweimal mit einem Wurf über das ganze Feld ins leere Mutschellen-Gehäuse treffen konnte, oder Captain Manuel Frey, der manchmal aus fast unmöglichem Winkel den Ball noch im gegnerischen Netz unterbrachte, die Wohler wussten die Gastgeber zu ärgern. «So ein Spiel ist wertvoll, vor allem für die Jungen. Sie sollen nicht nur Einsatzzeit bekommen, wenn eine Partie schon zu unseren Gunsten entschieden ist, sondern müssen auch lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dafür eignen sich solche Duelle hervorragend.»
Gemessen daran, dass Wohlen immer wieder nah am Ausgleich war, dieser aber ausser beim zwischenzeitlichen 7:7 nie fallen wollte, ist etwas Enttäuschung vorhanden, dass es nicht zu mehr gereicht hat. «Ja, es wäre wirklich mehr drin gelegen. Noch haben wir Aktionen drin, wo wir unüberlegt spielen, wo wir dumme Fehler machen. Ich wäre aber frustrierter, wenn wir mit der letzten Aktion das entscheidende Tor kassiert hätten. Das Spiel war zuletzt entschieden, aber wir konnten es bis rund fünf Minuten vor Schluss offenhalten. Da nehme ich in erster Linie das Positive mit. Es war ein gutes Derby und hat sich für die Zuschauer gelohnt, in die Halle zu kommen.» Chechele fügt an: «Hätten wir als Ziel den Aufstieg, wäre so eine Niederlage allerdings ein Genickbruch.»
Mutschellen will aufsteigen. Deshalb ist für sie nach der Niederlage gegen Borba Luzern der Sieg gegen Wohlen enorm wichtig. «Wenn man einen Gegner schlägt, der so auftritt wie Wohlen, gibt einem das ein gutes Gefühl», fasst Obad zusammen. Sein Team muss mental bereit sein, um in den kommenden schweren Spielen und der Aufstiegsrunde Erfolg haben zu können. Dabei kann dieses Erfolgserlebnis hilfreich sein und der Gedanke daran, dass man den Wohler Pitbull am Ende eines umkämpften Derbys doch noch abschütteln konnte.
«Sie hatten schon leichtere Spiele»
Wohlen-Captain Manuel Frey mit gemischten Gefühlen
Eigentlich hatte er Angst, dass sein Team auf dem Mutschellen unter die Räder kommen könnte. Am Ende hat Wohlen-Captain Manuel Frey trotzdem den Drang, sich bei Trainer Generoso Chechele den Frust von der Seele zu reden. Ganz egal war es ihm nicht, dass seine Mannschaft nicht mehr herausgeholt hat im Derby. «Grundsätzlich müssten wir ja zufrieden sein. Was Mutschellen an Erfahrung im Kader hat, ist unglaublich. Wir auf der anderen Seite haben viele junge Spieler und hatten auch einen Dennis Horn auf dem Feld, der jetzt wochenlang verletzungsbedingt ausgefallen ist. Davon hat man aber wenig gemerkt. Ebenso, dass wir in letzter Zeit eher in Unterbesetzung trainieren. Wir konnten gut dagegenhalten.» Trotzdem kommt ein grosses Aber vom Captain, der auch den kurzen Einbruch seiner Mannschaft nach der Pause analysiert. «Bei uns geht viel über Willen und Kampfgeist. Die Halbzeitpause nimmt uns da oft ein bisschen den Rhythmus. Positiv ist, dass wir uns immer wieder herankämpfen. Negativ ist, dass wir uns halt mit vielen dummen Fehlern selbst die Chance nehmen, mehr aus so einem Spiel herauszuholen.»
Fazit ist positiv
Am Ende zieht Frey doch noch ein positives Fazit. Handball Wohlen kann aus dem knappen Spiel gegen Mutschellen viel Positives mitnehmen. «Sie hatten sicher schon leichtere Spiele als gegen uns. Das ist etwas, worauf wir stolz sein können.» --jl