Fasnacht im Blut
13.02.2024 Niederwil, Region UnterfreiamtZahlreiche Narren erleben den heimischen Urknall aus nächster Nähe
Dank Vereinen lebt die Dorffasnacht am Schmutzigen Donnerstag in Niederwil. Ein Anlass, der verbindet und die Freude an der 5. Jahreszeit ausdrückt.
Monica ...
Zahlreiche Narren erleben den heimischen Urknall aus nächster Nähe
Dank Vereinen lebt die Dorffasnacht am Schmutzigen Donnerstag in Niederwil. Ein Anlass, der verbindet und die Freude an der 5. Jahreszeit ausdrückt.
Monica Rast
Seit mehreren Generationen hat die Familie Gauch wie keine andere Familie die Fasnacht in Niederwil geprägt. Peter Gauch wurde die Fasnacht bereits in die Wiege gelegt und hat sein närrisches Blut auch gleich weiter vererbt. Seine Tochter Cindy Gauch ist die Präsidentin der Rüss-Chatze. «Ich nehme die 5. Jahreszeit sehr ernst. Sie ist die wichtigste Zeit», meint er lachend und zeigt voller Stolz auf eine weitere Generation mit Fasnacht im Blut. Sein Enkel beobachtet mit grossen Augen das bunte Treiben im Schutze von Vaters Armen.
Knall mit Verspätung
So stolziert Peter Gauch, standesgemäss mit Ehrenplaketten, Stock und Hut, durch die ankommenden grossen und kleinen Narren. «Ich finde es schön, dass so viele Familien mit Kindern anwesend sind», und zeigt auf die zahlreichen Besucher der Dorffasnacht. Doch nicht nur dies lässt seine Brust schwellen. Gauch wurde zum «Ehrenkater» bei den Rüss-Chatze ernannt. «Wir sind eine reine Frauentruppe und brauchen schon mal ein paar Männerhände. Da ist mein Vater immer zur Stelle», meint Cindy Gauch lachend.
So ist er an diesem Abend gleich in mehreren Funktionen unterwegs. Denn Gauch begrüsst nicht nur die Anwesenden erhöht vom Umzugswagen der Näbelriiter, sondern er ist auch einer der reaktivierten Ex-Ehrenschränzer. Als eingefleischter Fasnächtler war für ihn klar, dass er das Amt des Ehrenschränzers nochmals annahm. Gauch war bereits 2017 Ehrenschränzer und wurde nun mit allen anderen Ex-Ehrenschränzern von der Zeremonienmeisterin Claudia Gratwohl zurückgeholt.
Der Niederwiler «Urknall» lässt auf sich warten. «Der Bus hat Verspätung», entschuldigt sich Roland Vock bei den ohrenzuhaltenden Fasnächtlern am Strassenrand. Seine kleine Kanone ist bereits platziert und wartet nur noch auf den Einsatz. Seit vielen Jahren ist er für den Urknall in Niederwil zuständig und hofft, dass auch in Zukunft an dieser Tradition festgehalten werden kann.
Das Dorf lebt
Der Knall lässt alles erzittern und ist zugleich der Startschuss der Dorffasnacht. Angeführt von der Schränzerclique marschieren die Ex-Ehrenschränzer ein. «Es sind nur zwei Gemeinderäte anwesend», meint Gauch augenzwinkernd und beruhigt die anwesenden Einwohner, «aber wir sind ja an der Macht und somit sind alle sicher.»
Früher war am Schmutzigen Donnerstag in Niederwil eher tote Hose, bis verschiedene Vereine sich zusammenschlossen und die beliebte Dorffasnacht ins Leben gerufen haben. Näbelriiter, Sapper-Team, Rüss-Chatze, Ex-Ehrenschränzer, Fussballclub und eine Gruppe Senioren sorgen gemeinsam für Speis, Trank und Unterhaltung. Für die jüngeren Narren wird ein Spielparcours organisiert. «Das ist sehr wertvoll für die Gemeinde und das Dorf macht mit, wenn die Vereine etwas organisieren», freut sich Gemeinderat Daniel Pietsch. Er und seine Kollegen aus dem Gemeinderat müssen sich noch der Aufgabe der Zeremonienmeisterin stellen. Sie ist eher leicht zu bewerkstelligen, obwohl sie umfangmässig grösser daherkommt. Die Aufgabe besteht darin, sämtliche Ehrenschränzer zu einem Apéro einzuladen. Da kommen seit 1972 einige zusammen.
Die Ex-Ehrenschränzer geniessen die Fasnacht im eigenen Dorf. «Sie ist speziell, denn wir können alle gemeinsam den Abend verbringen», meint Claudia Gratwohl. «Ich finde es genial», meint Gemeinderat Pietsch und viele Anwesende schliessen sich dieser Aussage an.