«Es tut mir leid für alle»
28.06.2024 Bremgarten«Limalimón» muss schliessen
Beliebtes veganes Restaurant vor Konkurs
Wirtschaftliche Gründe führen zu einer weiteren prominenten Restaurantschliessung in Bremgarten. Das «Limalimón» hat nur noch bis am 6. ...
«Limalimón» muss schliessen
Beliebtes veganes Restaurant vor Konkurs
Wirtschaftliche Gründe führen zu einer weiteren prominenten Restaurantschliessung in Bremgarten. Das «Limalimón» hat nur noch bis am 6. Juli geöffnet.
Marco Huwyler
Für sein exzellentes veganes Restaurant war Bremgarten weitum bekannt. Das Selbstbedienungsbuffet nach dem Vorbild von «Hiltl» lockte auch Gäste von weither ins Reussstädtchen – und längst nicht nur Vegetarier oder Veganer. Die Menschen schätzen die Kombination aus unkompliziertem Selbstbedienungsbuffet und dennoch charmantem Ambiente. Und das feine, gesunde Essen mitten im Zentrum. Anders als die veganen Zürcher Pendants kam das «Limalimón» überdies ganz und gar familiär daher, sodass es für viele auch eine Wohlfühloase war.
Strukturelles Defizit liess sich nicht beheben
Doch trotz alledem muss das «Limalimón» nun schliessen. Denn obwohl das Restaurant nach aussen hin zu florieren schien und meistens gut besucht war, war es nach einem Besitzerwechsel vor rund eineinhalb Jahren nicht mehr profitabel. Der Versuch der neuen Betreiberin Claudia Onyeka, eine Nachfolgelösung zu finden, scheiterte in den vergangenen Monaten immer wieder. Und obwohl sie nach ersten Verkaufsabsichten nochmals einen neuen Anlauf startete, liess sich das permanente strukturelle Defizit auch in den letzten Monaten nicht beheben.
Damit verliert Bremgarten nach dem «Stadthof», «Hotel Mamma» und «Gnusswerk» ein weiteres Restaurant in Zentrumsnähe innert weniger Monate. Die Gastrolandschaft im Städtli bleibt folglich im Umbruch. Wobei der Verlust des «Limalimón» nicht nur einheimische Gäste schmerzt und in Bremgarten eine Lücke hinterlassen wird. Wie es mit der bald leer werdenden Lokalität an der Bahnhofstrasse weitergeht und ob dort wieder ein Gastrobetrieb folgen soll, ist noch offen. Derweil spricht die unglückliche Besitzerin über die Gründe des vorzeitigen Aus des «Limalimón», mit dem sie nach der Übernahme vor eineinhalb Jahren eigentlich so viel vorgehabt hatte.
«Limalimón» nur noch bis am 6. Juli geöffnet
Das vegane Restaurant beim Bremgarter Bahnhof war weitum bekannt und geschätzt. Dennoch muss es nun aus wirtschaftlichen Gründen schliessen. Claudia Onyeka, die das «Limalimón» erst vor knapp eineinhalb Jahren übernommen hatte, sah sich gezwungen, die Notbremse zu ziehen.
Marco Huwyler
Es war ein strahlendes Trio im Februar vergangenen Jahres. Mit Claudia Onyeka hatte das Gründer- und Betreiberpaar Claudia und Alberto Spiegel-Calderon die scheinbar ideale Nachfolgerin für ihr Herzensrestaurant gefunden. Jemand, der das funktionierende vegane Bijou in Bremgartens Zentrum im bisherigen Sinn weiterbetreiben wollte. Ihren verwirklichten Traum eines nachhaltigen, veganen Restaurants im Reussstädtchen hatten die Spiegel-Calderons aufgegeben, weil sie nach Teneriffa auswanderten. Doch ihr «Baby» wussten sie in besten Händen. «Es ist genau das, was mir vorschwebte. Ein richtig spezielles Restaurant mit viel Charakter, das darüber hinaus bereits viel Erfolg und Stammkundschaft hat und das ich nicht von null auf neu aufbauen muss», sagte Nachfolgerin Onyeka damals, die sich mit einem eigenen Restaurant ihrerseits einen Traum erfüllte.
Eigentlich beliebt
Nun, 17 Monate später, hat sich dieser leider in einen überaus schlechten Traum verwandelt. Beziehungsweise wurde das «Limalimón» für Onyeka gar nie erst zum wirtschaftlich funktionierenden Gastrobetrieb. Obwohl es gegen aussen hin immer den Anschein machte. Das «Limalimón» war stets beliebt und gut besucht – auch unter der neuen Besitzerin. Für sein Ambiente und das feine vegane Essen, das auch Nichtveganer immer wieder an die Bahnhofstrasse lockte, wurde das «Limalimón» zu Recht geschätzt und gelobt. Doch hinter der Fassade schrieb das «Limalimón» rote Zahlen. Von Tag eins der Übernahme an.
«Ich musste Monat für Monat drauflegen», sagt Onyeka. Für eine Weile hatte sie schon damit gerechnet – denn etwas Schnauf, bevor alles reibungslos läuft, braucht man bekanntlich nach einem Besitzerwechsel. «Doch dass wir uns wirtschaftlich konstant schwertun und bis heute kein Turnaround eintraf und kein Licht am Horizont sichtbar ist, das hatte ich nicht erwartet.»
Fixkosten wie in Zürich
Die neue Betreiberin hatte offenbar den Zusatz an Fixkosten unterschätzt, die mit ihr statt mit dem bisherigen Betreiberpaar anfallen würden. Denn die Spiegel-Calderons hatten jeweils sehr viel familiäre Eigenleistung in das «Limalimón» stecken können – ein Hauptgrund, weshalb ein profitabler Betrieb früher möglich war. Mit Alberto den Chefkoch im Familienbetrieb zu haben, der nicht wie ein normaler Angestellter auf der Lohnliste stand, hatte vieles entlastet. Genauso wie das Herzblut, die Kompetenz und die Kontakte der Gründerin. Hinzu kam weitere familiäre Hilfe im Service.
Alleine mit ihrer Person konnte Claudia Onyeka all dies nicht kompensieren. Und die zusätzlichen Angestellten, die sie stattdessen benötigte, «machten zwar einen hervorragenden Job» – trieben aber naturgemäss auch die Fixkosten in die Höhe. Hinzu kamen weitere monatliche Fixbeträge, die sich nicht ohne Weiteres senken liessen. «Letztlich war es so, dass wir im ‹Limalimón› Kosten wie in Zürich hatten, aber hier in Bremgarten keine Zürcher Preise verlangen können und wollen», sagt Onyeka.
Interessenten gab es viele, Käufer letztlich keine
Die prekäre Schieflage hatte sich so seit Monaten abgezeichnet. Monate, während deren Onyeka auch versuchte, einen Käufer für den Betrieb zu finden. «Ich hatte zwar viele Interessenten, doch als es konkret wurde, sprangen alle ab.»
Mehr und mehr wurde das «Limalimón» zur Belastung für die Betreiberin. Bis sie sich diese Woche entschloss, nun definitiv die Notbremse zu ziehen. Noch bis und mit dem kommenden Samstag, 6. Juli, hat das «Limalimón» geöffnet. Danach schliesst es wohl für immer. «Ausser es findet sich doch noch ein Käufer. Aber dieser müsste sich nun extrem schnell melden und entschliessen», sagt Onyeka.
Das Team wurde bereits informiert. Die acht Angestellten erhalten in diesen Tagen die Kündigung. Wie es für sie selber weitergeht, weiss Onyeka ebenfalls noch nicht. Ihre Zukunft ist völlig offen. Doch daran denkt sie noch nicht. Erst mal möchte sie die Schliessung und das Konkursverfahren so sauber und reibungslos, wie es nur geht, über die Bühne bringen.
Was bleibt, ist viel Wehmut. «Es tut mir extrem leid für alle Beteiligten», sagt Onyeka. «Für das Team, das eigentlich einen wunderbaren Job machte. Für so viele zufriedene Gäste, für die ich das ‹Limalimón› gerne noch jahrelang betrieben hätte.» Und natürlich ist es nicht zuletzt auch bitter für Oneyka selbst, die ihren Gastrotraum im wahrsten Sinne des Wortes teuer bezahlte. Es hat nicht sollen sein – die wirtschaftliche Realität sprach am Ende gegen das «Limalimón».