Erster Schritt: Bedarf abklären
13.06.2025 Bremgarten, UmfragenUmfrage soll Klarheit schaffen
Bremgarten prüft Bedarf nach Alterswohnungen
Die zentrale Frage lautet: Ist der Bau von Alterswohnungen – also barrierefreiem, zentralem und alltagsnahem Wohnraum mit ergänzenden Dienstleistungen ...
Umfrage soll Klarheit schaffen
Bremgarten prüft Bedarf nach Alterswohnungen
Die zentrale Frage lautet: Ist der Bau von Alterswohnungen – also barrierefreiem, zentralem und alltagsnahem Wohnraum mit ergänzenden Dienstleistungen – in Bremgarten wirklich nötig?
Die Arbeitsgruppe «Wohnen im Alter» beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema.
Sabrina Salm
Nach dem Verzicht auf den Bau von Alterswohnungen durch den Gemeindeverband Regionale Alterszentren im Zentrum Bärenmatt hat sich der Stadtrat intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. «Wir mussten wieder von vorne mit dem Thema Wohnen im Alter anfangen und uns nach anderen Möglichkeiten umschauen», erklärt Stadtrat Daniel Sommerhalder. Deshalb wurde ein entsprechender Betrag in das Budget 2025 aufgenommen und beschlossen, das Projekt gemeinsam mit Pro Senectute Aargau an der Seite aufzugleisen. Auch eine breite Arbeitsgruppe aus Fachleuten und Vertretern aus der Bevölkerung wurde eingesetzt.
Immer wieder deuten einzelne Rückmeldungen aus der Bevölkerung darauf hin, dass es ein Bedürfnis nach neuen Wohnformen für Menschen im Ruhestand gibt. Doch wie gross ist der Bedarf tatsächlich? «Eine grundlegende Frage ist: Braucht es einen Zwischenschritt wie Alterswohnungen überhaupt? Oder reichen bestehende Angebote aus», so Sommerhalder. Um dies zu klären, plant die Stadt im Juli eine breit angelegte Umfrage unter der Bevölkerung.
Fundierte Daten gewinnen
Im Zentrum steht dabei die Altersgruppe zwischen 65 und 80 Jahren – Menschen, die in der Regel noch selbstständig leben, aber sich zunehmend Gedanken über passende Wohnund Unterstützungsangebote machen.
Mit der geplanten Umfrage will die Arbeitsgruppe für die Stadt fundierte Daten gewinnen. «Dabei geht es nicht nur um das Interesse an Alterswohnungen selbst, sondern auch um weitere Bedürfnisse der Zielgruppe», hält Daniel Sommerhalder weiter fest. Fragen wie «Welche Dienstleistungen wünschen sich die Menschen im Alter?» sowie «Wo sehen sie Lücken – sei es bei der Mobilität, der Freizeitgestaltung, der medizinischen Versorgung oder der sozialen Einbindung?» sollen geklärt werden. Dies erlaube es, langfristige Strategien zu entwickeln, die über das reine Bauen hinausgehen.
Die Arbeitsgruppe «Wohnen im Alter» stellt sich und ihre Arbeit vor
Die Arbeitsgruppe «Wohnen im Alter» bereitet eine breite Befragung der Bevölkerung wie auch entsprechende Workshops vor. Unterstützt wird sie dabei von der Pro Senectute Aargau. Ziel ist es, herauszufinden, was sich die Menschen in Bremgarten zwischen 65 und 80 Jahren für Wohnformen und Angebote wünschen.
Sabrina Salm
Rund 1500 Menschen zwischen 65 und 80 Jahren leben in Bremgarten. Angesichts der demografischen Entwicklung wird diese Altersgruppe in den nächsten Jahren noch wachsen. «Wir wollen uns intensiv um die Bedürfnisse dieser Gruppe kümmern», sagt Stadtrat Daniel Sommerhalder. Dazu gehört auch eine Strategie zu «Wohnen im Alter». Zwar wurden mit der Erweiterung des Alterszentrums Bärenmatt Alterswohnungen geplant, doch wurde das Angebot aus Kostengründen und wegen Platzkapazitäten verworfen. «Also müssen wir weiterschauen.» Um breit abgestützt zu sein, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet. In dieser sind neben Daniel Sommerhalder Simone Fässler (Spitex Mutschellen-Reusstal), Brigitte Weibel (Gemeindeverband Regionale Alterszentren), Andreas Bossmeyer (katholische Kirche), Brigitta Sturzenegger (reformierte Kirche), Urs Dellsperger (Vertretung Zielgruppe), Heidi Ehrensperger (Vertretung Zielgruppe) und Marc Wälty (Leiter Soziale Dienste). Beratend zur Seite steht ihnen Roland Guntern von der Pro Senectute Aargau. «In dieser Gruppe ist viel Fachwissen vorhanden und sind sehr engagierte Leute», freut sich Sommerhalder.
Mehr als nur Wohnraum
Anfang dieses Jahres hat nun die Arbeitsgruppe gestartet. Unter anderem hat sie einen Fragebogen erstellt, dieser wird im Juli an Bremgarterinnen und Bremgarter zwischen 65 und 80 Jahren verschickt. «Es ist uns wichtig, zuerst die Bedürfnisabklärung zu machen, ob es denn überhaupt erwünscht ist, Alterswohnungen zu realisieren», erklärt Sommerhalder. Braucht es mehr hindernisfreien Wohnraum, sind Wohnungen mit Service wie Essen oder einem Notfallknopf gewünscht oder braucht es gar kein solches spezifisches Angebot? «Viele Menschen bleiben heute auch im hohen Alter im Eigenheim. Sie ziehen erst, wenn es gar nicht mehr geht, in ein Pflegeheim um», erklärt Brigitte Weibel. «Und das ist ja auch gut so. Schliesslich leben wir nach dem Konzept ambulant vor stationär.» Im Durchschnitt ziehen Menschen erst mit über 80 Jahren in ein Pflegezentrum und sind dann auf Pflege angewiesen. «Braucht es also einen Zwischenschritt wie Alterswohnungen überhaupt?», fragen sich demnach Sommerhalder und die Arbeitsgruppe.
«Die Umfrage wird sich nicht nur auf das Thema Wohnen beschränken. Auch andere Aspekte des Älterwerdens sollen zur Sprache kommen», berichtet Dani Sommerhalder. Wie beispielsweise Mobilität, soziale Kontakte, Zugang zu Dienstleistungen, medizinische Versorgung oder Freizeitangebote. Ziel sei es, ein umfassendes Bild zu erhalten, um mittel- bis langfristige Strategien zu entwickeln.
Durch Rückmeldungen können Lösungen entstehen
Das Ziel am Schluss soll ein Papier sein, auf dem man die Bedürfnisse der entsprechenden Altersgruppe aufzeigt und auch konkrete Massnahmen vorgeschlagen werden. Daniel Sommerhalder ist sich aber auch bewusst, dass eventuelle Realisierungen schwierig werden können. «Der zur Verfügung stehende Raum in Bremgarten ist sehr begrenzt.» Altersgerechte Wohnprojekte brauchen gut erschlossene, zentrale Lagen, die nahe an die bestehenden Infrastrukturen anschliessen. «Und das ist ein wichtiger Punkt: Alterswohnungen mit stationären Institutionen zu verbinden, ist sinnvoller, als wenn sie abgeschottet sind. Alleine schon wegen den sozialen Kontakten, die im Alter eine noch wichtigere Rolle spielen», betont Roland Guntern von der Pro Senectute. Ebenfalls müsse die Finanzierung solcher Projekte tragbar sein – für die Stadt wie für die Bewohnerinnen und Bewohner.
Die Abklärungen seien deshalb auch insbesondere wegen diesen Herausforderungen so wichtig. «Wir rufen dazu auf, sich an der Umfrage zu beteiligen. Denn nur mit einer möglichst breiten Rückmeldung kann eine Lösung entstehen, die den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht», sind sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe einig.