Erst stark, dann harzig
03.06.2025 Sport, SchwingenDie Freiämter holen total vier Kränze am Baselstädtischen und Basellandschaftlichen Kantonalschwingfest
Drei Kränze in Basel, einen Kranz in Zeglingen. Die Ausbeute und die Leistungen der Freiämter Schwinger sind ganz ordentlich – doch es ...
Die Freiämter holen total vier Kränze am Baselstädtischen und Basellandschaftlichen Kantonalschwingfest
Drei Kränze in Basel, einen Kranz in Zeglingen. Die Ausbeute und die Leistungen der Freiämter Schwinger sind ganz ordentlich – doch es gibt noch Luft nach oben.
Stefan Sprenger
In der Stimmung von Andreas Döbeli liegen Welten. Nach dem Baselstädtischen (am Auffahrtsdonnerstag) ist er bestens gelaunt, nach dem Basellandschaftlichen eher nüchtern und ruhig. Das Resultat ist aber an beiden Festen dasselbe: Er holt sich den Kranz.
Ärgerliches Duell gegen Schneider
In der Sandgrube in Basel startet Döbeli vor 5000 Zuschauern furios. Am Auffahrtsdonnerstag geht sein Weg nach oben: Er besiegt die beiden Teilverbandskranzer Lars Zaugg und Christian Brand. Im dritten Gang wartet Domenic Schneider, der Ostschweizer ist – genau wie Döbeli – einer der Favoriten auf den Tagessieg. «Ich habe Risiko genommen. Ich war mir sicher, dass es klappt. Doch als ich den Griff löste, hat er mich erwischt.» Döbeli verliert. Schneider jubelt. Im Nachhinein ärgerlich: «Unnötig. Ich hätte taktischer vorgehen sollen. Bei einem Gestellten wäre Schneider aus dem Rennen um den Sieg gewesen.» Döbeli legt im 4. Gang einen Kranzer problemlos ins Sägemehl und trifft im 5. Durchgang auf den starken Teilverbandskranzer Tim Roth. Gegen diesen Gegner hat Döbeli zuletzt zweimal verloren. «Nun nahm ich weniger Risiko und hoffte auf Konter. Wir haben uns dann gegenseitig neutralisiert.» Der Gang endet gestellt. Döbeli ist aus dem Rennen um den Festsieg. Den Kranz macht er im letzten Gang gegen einen Kranzer locker klar. Am Ende ist es Rang 4c mit 57.00 Punkten. Und im Schlussgang gewinnt Domenic Schneider gegen Tim Roth. Döbelis Fazit: «Keine Schmerzen. Der Kranz. Ich bin zufrieden. Es war ein Fortschritt.»
Sarmenstorfer Jubeltag
Nebst Döbeli hat der Schwingklub Freiamt und Sarmenstorf zwei weitere Kränze zu bejubeln. Die Joho-Brüder Philip und Pascal holen beide den Kranz. Für Philip, der die ganze letzte Saison verletzt war, ist es der erste Kranzgewinn seit 2022 und insgesamt das dritte Eichenlaub. «Das bedeutet mir sehr viel», sagt der 22-Jährige. «Nach der langen Pause gibt das Motivation und Vertrauen. Es war ein super Tag.» Philip Joho gewinnt drei Gänge, holt zweimal einen Gestellten und verliert nur gegen Eidgenosse Adrian Odermatt. Rang 8b mit 56.00 Punkten reicht zum Kranz. Wohl auch mit etwas Glück. Die gleiche Statistik, die gleiche Punktzahl und einen Rang dahinter (8c) ist sein kleiner Bruder Pascal (20 Jahre alt). Auch er holt sich das Eichenlaub.
«Dann herrscht gute Stimmung»
«Dieser Kranz ist in mehrfacher Hinsicht viel wert. Nach meiner fünfwöchigen Pause wegen der Schulterverletzung, im Jahr eines Eidgenössischen und gemeinsam mit meinem Bruder – alles besonders und speziell», freut sich Pascal Joho, dessen Sieg zum Auftakt gegen Teilverbandskranzer David Widmer sicherlich sein grösster Sieg an diesem Fest war. Andreas Döbeli – auch technischer Leiter des Schwingklubs Freiamt – ordnet ein: «Die Kränze der Joho-Brüder sind enorm wichtig. Für unseren Klub und für die beiden Johos. Denn wenn die Joho-Brüder dabei sind, herrscht immer gute Stimmung. Dieser Kranzgewinn ist eine Bestätigung für sie, ein Lohn für ihren grossen Aufwand und wird sie hoffentlich noch mehr motivieren.» Das Baselstädtische am Auffahrtsdonnerstag war ein Erfolg aus Freiämter Sicht. Am Sonntag ging es gleich weiter mit dem Basellandschaftlichen in Zeglingen (2000 Zuschauer). Dort ist die Bilanz weniger erfolgreich. «Es lief harzig», sagt Andreas Döbeli, der mit 56.50 Punkten auf Rang 6e der einzige Kranzgewinner des SK Freiamt ist. Der Sarmenstorfer startet mit einem Gestellten gegen den Eidgenossen Lars Voggensperger ordentlich in das Fest. Im 2. Gang folgt bereits der Knackpunkt für ihn. Gegen den Teilverbandskranzer Samuel Brun ist Döbeli nahe am Sieg.Aber dann kommt es anders. «Er dreht sich über seinen eigenen Rücken weg, ich komme unten rein und verliere. Das hätte nicht sein sollen – und ich war bereits mit dem Rücken zur Wand.» Nach einem Sieg gegen Kranzer Dario Christ folgt erneut eine leise Enttäuschung. Gegen den Kranzer Jérôme Rohrbach gibt es nur einen Gestellten. «Ein schwerer und kräftiger Schwinger. Ich schaffte es einfach nicht zu gewinnen. Ich war fast ein wenig verzweifelt», so Döbeli. Auch er weiss: Das ist zu wenig. Dank zwei Siegen mit der Maximalnote gegen einen Kranzer und einen Teilverbandskranzer reicht es aber zum Kranzgewinn.
Joho besiegt Sinisha Lüscher – und fast einen Neukranzer
Pascal Joho startet fulminant mit einem Sieg gegen Sinisha Lüscher. Wieder einmal beweist Joho, dass er das Potenzial hat für grosse Überraschungen. Nach diesem Erfolg gibt es aber nur noch einen weiteren Sieg gegen einen Nicht-Kranzer – und dazu vier gestellte Gänge, allesamt gegen Teilverbandskranzer. Im letzten Durchgang wird ihm mit Johann Scherrer ein schwergewichtiger (115 kg) Routinier (41 Jahre) vorgesetzt. Wenn die Gegner defensiv agieren und nicht mitschwingen, dann ist es für Joho schwierig. Mit 55.75 Punkten auf Rang 9c verpasst er den Kranz. Ebenso sein Bruder Philip Joho (54.50 Punkte, Rang 14g), der zwei Siege und zwei Gestellte holt – aber gegen Sinisha Lüscher und den Eidgenossen Lars Voggensperger verliert. Dario Meier (Waltenschwil) ist nahe dran an seinem ersten Kranz. Der 20-Jährige – der lange Zeit im Militär weilte – holt sich drei Siege gegen Nicht-Kranzer, verliert gegen einen Kranzer und den Teilverbandskranzer Marius Frank. Im letzten Gang hat er die Chance auf sein erstes Eichenlaub. Die Hürde in Form des Teilverbandskranzers Hermann Oliver ist aber zu gross – und die Einteilung meint es nicht gut mit Meier (55.50 Punkte, Rang 10g). Auch Jonas Wüthrich (Waltenschwil) schnupperte an seinem dritten Kranz, doch weil er im letzten Gang gegen einen Kranzer verliert, reicht es nicht (55.25 Punkte, Rang 11d). Auf dieselbe Punktzahl kommt auch Luca Stocker (Boswil). Sie versuchten alles, waren nahe dran. «Die Leistung passte», meint Andreas Döbeli, technischer Leiter.
Joel Strebel kommt zurück
Er zieht Bilanz über die beiden Kranzfeste. «Drei Viertel gut, ein Viertel verbesserungswürdig.» Er persönlich hat die Pflicht erfüllt. Mehr nicht. Das nächste Kranzfest ist am Sonntag, 22. Juni. In Menziken ist das Aargauer Kantonale. Mit einem Kranzgewinn können sich die Freiämter Nicht-Eidgenossen dort eine gute Ausgangslage kreieren, um am ESAF Ende August dabei zu sein. Auch erwähnenswert: Joel Strebel wird aller Voraussicht nach am Aargauer Kantonalen sein Comeback geben nach einem Jahr Verletzungspause.