Erinnerungen an eigene Jugend
23.05.2025 Film, WohlenDer neue Schweizer Film «When we were sisters» wurde von Kaya Inan geschnitten
Letzte Woche war der offizielle Kinostart. Und das Murianer Kino Mansarde hat ihn bereits gezeigt. Mit «When we were sisters» ist Lisa Brühlmann ein äusserst ...
Der neue Schweizer Film «When we were sisters» wurde von Kaya Inan geschnitten
Letzte Woche war der offizielle Kinostart. Und das Murianer Kino Mansarde hat ihn bereits gezeigt. Mit «When we were sisters» ist Lisa Brühlmann ein äusserst sehenswertes Werk gelungen. Grossen Anteil daran hat auch der Wohler Kaya Inan.
Chregi Hansen
Die offizielle Schweizer Kino-Premiere von «When we were sisters» musste er ausfallen lassen. Arbeit und Kids lassen derzeit keinen Trip von Berlin in die Schweiz zu. Dafür kommt Kaya Inan Anfang Juni in die Schweiz zum 60. Geburtstag seiner Schwester. «Ich hoffe, ich finde dann auch Zeit für einen Kinobesuch. Natürlich habe ich den Film schon gesehen. Aber ich bin gerne dabei, wenn ein normales Publikum im Saal sitzt», schaut er voraus.
Der mit mehreren Filmpreisen ausgezeichnete Wohler Editor Kaya Inan wirkt zufrieden am Telefon. Er hat auch allen Grund dazu. «Beruflich wie privat bin ich happy, es läuft gut. Auch wenn es nicht immer ganz einfach ist, beides unter einen Hut zu bringen», erzählt er. Das galt ganz besonders bei diesem Werk. Die Post-Produktion des mehrheitlich in Griechenland gedrehten Films fand in Zürich statt. In dieser Zeit lebte Inan immer wieder einige Tage bei seiner Schwester und reiste zwischendurch zurück zu seiner Familie in die deutsche Hauptstadt.
Erste Zusammenarbeit mit Lisa Brühlmann
«Mir ist es wichtig, ganz eng mit der Regie zusammenzuarbeiten und mich mit ihr auszutauschen, auf diese Art entwickelt sich der Film immer weiter», sagt der Vater zweier Kinder. Bei «When we were sisters» kam dazu, dass mit dem Schnitt schon begonnen wurde, während die Dreharbeiten noch liefen, Editor Kaya Inan arbeitete quasi parallel zum Dreh. Mit Lisa Brühlmann, die derzeit als international erfolgreichste Schweizer Filmemacherin gilt, arbeitete der Wohler erstmals zusammen. Und er hat Respekt vor ihrer Arbeit. Denn Brühlmann führte nicht nur Regie, sie ist auch die Autorin und spielt eine Hauptrolle. Angefragt für den Auftrag wurde Inan durch die Produktionsfirma, mit der er schon bei «Wanda, mein Wunder» und «Papa Moll» zusammengearbeitet hat. «Aber mir war es wichtig, auch Lisa noch kennenzulernen. Denn wir verbringen viel Zeit zusammen im Schnittraum. Und da kann es auch schon mal zu Krisen und Reibungen kommen», berichtet er.
Über die Kraft von Erinnerungen nachdenken
Kaya Inan ist heute ein gefragter Editor. Er kann sich seine Aufträge quasi aussuchen. «Ja, ich kann nicht klagen», sagt er lachend. Gleichzeitig ist er seinen früheren Wegbegleitern gegenüber treu, mit vielen Regisseuren arbeitet er immer wieder zusammen. «Es muss auch auf der menschlichen Seite stimmen, wenn es ein Erfolg werden soll», sagt er. Doch wie sucht er sich seine Arbeiten aus? «Das Drehbuch und die Regie sind für mich die wichtigsten Faktoren», erklärt er. Und bei «When we were sisters» hat es für ihn einfach gestimmt. Und freut sich, dass der Film so gute Kritiken erhält.
Die Geschichte hat ihn sofort angesprochen. Die fünfzehnjährige Valeska fährt mit ihrer Mutter Monica in die Ferien. Mit dabei ist auch Jacques, der neue Freund der Mutter, und dessen Tochter Lena, mit der Valeska nichts anfangen kann. Langsam entwickelt sich jedoch eine Freundschaft zwischen den beiden Mädchen. Dafür läuft die Beziehung der Erwachsenen immer mehr aus dem Ruder. Zeitlich ist der Film 1996 angesiedelt. «Es geht um die Erinnerungen zweier Teenies an diese Ferien. Ich selbst habe zwar ganz andere Ferien erlebt, aber ich kann mich gut an diese Zeit erinnern, ich was damals ja auch ein Jugendlicher und weiss, was da in den Köpfen abgeht», erzählt der 42-Jährige. Mit der Regisseurin im Schnittraum über die Kraft von Erinnerungen zu diskutieren, fand er äusserst spannend. Überhaupt unterhält er sich gerne über Filme, an denen er beteiligt ist, auch mit dem Publikum. «Ich mache diese Arbeit nicht für mich, ich will damit etwas auslösen.»
Aktuell arbeitet er an einem türkischen Film
Er hofft, dass «When we were sisters» den Erfolg hat, den der Film seiner Meinung nach verdient. Und er würde es schön finden, wenn das Werk es später auch nach Deutschland schafft. «Leider haben es Schweizer Filme eher schwer», so seine Erfahrung. Er selbst ist gedanklich schon mit ganz anderen Themen beschäftigt. Arbeitet bereits an neuen Projekten. Beispielsweise am Spielfilm «Sevda» der türkischen Regisseurin Ufuk Emiroglu. Für den Schweizer mit türkischen Wurzeln eine ganz besondere Erfahrung. Obwohl er Türkisch spreche unterhalte er sich mit Ufuk Emiroglu in Französisch. «Da hat sich meine zweisprachige Matur doch noch gelohnt», lacht der Wohler.
Ebenfalls noch dieses Jahr soll «Sie glauben an Engel, Herr Drowak?» erscheinen, der neue Film von Nicolas Steiner, an dem Inan wieder beteiligt ist. Auch mit Bettina Oberli («Wanda, mein Wunder») und Heidi Specogna hat er Projekte am Laufen. Mit Letzterer arbeitet er regelmässig zusammen. Das erste Mal 2014 bei «Pepe Mujica – Der Präsident», dem Dokumentarfilm über José Mujica, dem vor wenigen Tagen verstorbenen früheren Präsidenten Uruguays. Wegen seines Todes ist der Film derzeit in der Mediathek von Arte zu finden. «Es lohnt sich, ihn sich anzuschauen. Nicht wegen meiner Arbeit, sondern weil es um eine beeindruckende Persönlichkeit geht.»
Mit Wohlen noch immer verbunden
Er sei eben ein Filmfan, fügt Kaya Inan noch an. Trotz der vielen Zeit im Studio nimmt er sich darum immer wieder Zeit für einen Kinobesuch. Das ist in Berlin kein Problem. Inan hofft aber, dass auch Wohlen bald wieder ein Kino hat, auch wenn er nur noch selten in seiner alten Heimat anzutreffen ist. Es wäre doch schön, wenn seine Filme hier wieder zu sehen wären. Vielleicht käme er dann gar für einen Besuch zurück ins Freiamt. «Dieser Ort hätte ein Kino verdient», ist er überzeugt. Weil dies aber nicht der Fall ist, muss man eben ausweichen, um sein neues Werk zu sehen. So etwa nach Aarau, wo der Film am Dienstag im Kino Freier Film Aarau zu sehen ist.