Erdbeeren statt Tomaten
28.02.2025 Oberlunkhofen, KelleramtChristoph Hagenbuch baut neu die süssen Früchte auf modernste Art an
Auf einer Fläche von zehn Aren will Christoph Hagenbuch rund acht Tonnen Erdbeeren produzieren. Die ersten sollen schon Ende April reif sein. Dafür hat Hagenbuch viel investiert. ...
Christoph Hagenbuch baut neu die süssen Früchte auf modernste Art an
Auf einer Fläche von zehn Aren will Christoph Hagenbuch rund acht Tonnen Erdbeeren produzieren. Die ersten sollen schon Ende April reif sein. Dafür hat Hagenbuch viel investiert. Seine Erdbeeren wachsen in Treibhäusern und doppelstöckig auf Stellagen. Letzte Woche wurden die Setzlinge gepflanzt.
Annemarie Keusch
Sie sind quasi die Boten des Sommers. Erdbeeren, vielleicht mit Schlagrahm. Vielen dürfte ob dieser Vorstellung das Wasser im Mund zusammenlaufen. Christoph Hagenbuch geht es nicht anders. «Ich mag Erdbeeren am liebsten pur, ohne Rahm.» Und natürlich ohne Zucker. «Unsere Beeren werden süss genug sein, weil wir sie in reifem Zustand ablesen können», sagt er und lacht. Dass Hagenbuch in Treibhäusern in Oberlunkhofen Erdbeeren anpflanzt, ist neu. Letzte Woche wurden die Setzlinge gepflanzt. Vorher haben drei Leute während dreier Wochen eine hochautomatisierte und -moderne Anlage in den beiden Treibhäusern installiert. «Wir haben viel investiert, entsprechend überzeugt sind wir von diesem Schritt.»
Gründe dafür gibt es laut Christoph Hagenbuch mehrere. In den beiden Treibhäusern wuchsen in den letzten Jahren Tomaten, Auberginen und Gurken. «Bei den Tomaten herrscht ein ruinöser Preiskampf infolge einer Überproduktion», weiss der Präsident des Bauernverbandes Aargau. Zudem seien die Gewächshäuser für die Tomatenproduktion nicht mehr zeitgemäss. «Die Tomaten brauchen mehr Wärme, die Isolierung ist aber nicht mehr auf neustem Stand, entsprechend sind die Häuser nur mit enormem Energieaufwand beheizbar», sagt Hagenbuch. Jede Nacht hunderte Liter Öl verbrauchen, damit die Temperatur nicht zu tief sinke, das sei unökologisch und schlicht nicht mehr zeitgemäss. Die Erdbeere ist weniger anspruchsvoll, auch weil sie später gepflanzt wird. «Natürlich, sobald die Pflanzen blühen darf die Temperatur nicht mehr unter null Grad fallen.» Beheizt werden müssten die Treibhäuser voraussichtlich nicht mehr dank dem Vlies, das in kalten Nächten die Temperaturen bei den Erdbeeren hochhält.
Frischer als regional geht nicht
Auf Erdbeeren setzt Hagenbuch aber auch, weil das in der Region noch kaum ein Landwirt tut. «Als Präsident des kantonalen Bauernverbandes kann und will ich nicht für Lieferkämpfe bei Dorfläden sorgen», sagt er. In den Kellerämter Dorfläden würden bisher kaum regionalen Erdbeeren verkauft. Hagenbuch weiss: «Regional ist bei vielen Leuten wieder mehr Trumpf und dieses Bedürfnis wollen wir abdecken.» Zumal gerade auch bei Erdbeeren gelte: Frischer als regional geht nicht.
Hagenbuch baut die Erdbeeren in Treibhäusern an – auf Stellagen. Und das sogar doppelstöckig. Zwei Reihen auf Bauchhöhe, eine Reihe auf Kopfhöhe. Er weiss, dass die geschützte Anbauweise durchaus auch in der Kritik steht. Etwa weil beispielsweise in Spanien ganze Landstriche mit Gewächshäusern verbaut werden, um für den ganzen Kontinent Tomaten zu produzieren. «Ich baue keine neuen Treibhäuser, nutze bestehende. Romantisierte Anbaumethoden rentieren in der heutigen Zeit längst nicht mehr. Ballenberg-mässig zu produzieren – diese Zeiten sind vorbei.» Zumal der Anbau in Stellagen auch umwelttechnische Vorteile mit sich bringe. Kleine Schläuche, sogenannte «Spaghetti» bringen Wasser und wenn nötig Pflanzenschutzmittel direkt zu jeder Pflanze. «So können wir nahezu hundert Prozent der Nährstoffe verwerten, brauchen viel weniger Wasser und Düngemittel. Ausserdem sinkt der Einsatz von Pflanzenschutzmittel markant, weil das Klima im Gewächshaus trockener ist und die Schädlinge mit Netzen aussen vor gehalten werden können.»
Wichtiger neuer Betriebszweig
Ein weiterer Punkt, der im Vergleich zum Erdbeerenanbau am Boden positiv ausfällt: die Arbeitsbedingungen. Hagenbuch weiss, dass es nicht einfacher wird, landwirtschaftliche Mitarbeiter zu finden. Neben der Familie zählen je nach Saison 5 bis 15 Mitarbeitende zum Team. «Dass sie auf Bauch- und Kopfhöhe Erdbeeren pflücken können und davon keine Rückenschmerzen erhalten, ist natürlich ein Vorteil.» Hinzu komme, dass die Arbeit so auch viel effizienter und schneller verrichtet werden könne.
Aber für den Anbau von Erdbeeren braucht es viel Wissen – gerade auch für den Anbau in Stellagen. Auch wenn dieser viele Vorteile mit sich bringt, muss das Mikroklima passen, damit die Erdbeeren wachsen und reifen und damit weder Krankheiten noch Schädlinge ihnen etwas anhaben können. Viel Wissen hat sich Hagenbuch diesbezüglich angeeignet, er kann aber auch auf einen neuen Mitarbeiter zählen, der im Bereich des Erdbeeranbaus viel Erfahrung mitbringt. Er wird sich vorwiegend um die Erdbeeren kümmern. Denn auch wenn vieles per Computer gesteuert ist – etwa auch die Öffnung des Daches, wenn die Temperatur im Treibhaus zu hoch ist – Pflege brauchen die Pflanzen trotzdem. «Am Morgen geht der erste Gang hierher, um alles zu kontrollieren», sagt Hagenbuch und unterstreicht damit die Wichtigkeit des neuen Betriebszweiges.
Viele verschiedene Sorten an Erdbeeren sind in den beiden Treibhäusern angepflanzt. Frühreife, späte, dunklere, hellere – die Saison soll möglichst lang dauern. «Idealerweise von Ende April bis im Herbst», sagt er. Neben dem Direktverkauf im Hofladen neben dem Gasthaus «Zum Bauernhof» in Oberlunkhofen ist beabsichtigt, den regionalen Detailhandel zu beliefern. Auch wenn die Setzlinge erst gepflanzt sind, Hagenbuch freut sich auf die Ernte der ersten Erdbeeren. Geniessen wird er sie pur, ganz ohne Zucker und Schlagrahm.