Endspurt in der Karriere
05.05.2023 Mountainbike, SportUrs Huber mit holprigem Saisonstart wegen Corona
Seit 15 Jahren gehört der Freiämter Urs Huber zur Weltspitze im Marathonmountainbike. Noch bis 2025 will er dort auch bleiben und dann seine Karriere beenden. Der Saisonstart verlief für den 37-Jährigen ...
Urs Huber mit holprigem Saisonstart wegen Corona
Seit 15 Jahren gehört der Freiämter Urs Huber zur Weltspitze im Marathonmountainbike. Noch bis 2025 will er dort auch bleiben und dann seine Karriere beenden. Der Saisonstart verlief für den 37-Jährigen nicht nach Plan.
Stefan Sprenger
Es gab Zeiten, da reihte Urs Huber Siege an Siege. Etappenrennen wie die Absa Cape Epic, die Crocodile Trophy in Australien oder das Transalp konnte er gewinnen. Auch bei renommierten Marathonrennen in den Dolomiten, den französischen Alpen und natürlich in der Schweiz fuhr der Joner als Sieger durch das Ziel. Mittlerweile ist er 37 Jahre alt. Die Siege werden etwas rarer. Und doch ist er nach wie vor an der Weltspitze. 2022 gewann er ein Rennen in Deutschland, Österreich und den Nationalpark-Marathon in Graubünden. «Man wird nicht jünger», sagt Urs Huber.
Sportprofi und Apfelbauer
Er ist nach wie vor Profifahrer beim Deutschen Team «Bulls». Er kann vom Sport leben, es ist seine Haupteinnahmequelle. Ein Privileg, das nur ganz wenige Fahrer geniessen. Quasi nebenbei ist er noch Apfel- und Birnenbauer auf dem Hof in Jonen, den er im letzten Jahr von seinen Eltern übernommen hat. Nach der Karriere wird die Arbeit auf dem Hof in Jonen seine Zukunft sein, wie er betont.
Der Vertrag bei «Bulls» dauert noch bis 2025. Es ist das Jahr, in dem Urs Huber seine Karriere beenden wird. «Dann finden die Weltmeisterschaften im Wallis statt. Dieser Heimanlass an meinem Lieblingsrennen in Verbier und Grimentz wird mein Abschluss sein», sagt er schon heute. Bis dahin sind es noch drei Saisons. und diese Zeit will er geniessen und «möglichst viele Rennen fahren und Siege holen».
Das Alter zollt aber auch bei Urs Huber seinen Tribut. In dieser Saison ist sein Rennkalender nicht so prall gefüllt wie in Vergangenheit. Er lässt einige Anlässe aus. Darunter die Welt- und die Europameisterschaft. «Das lasse ich bleiben. Ich habe schon so oft versucht, bei einer EM oder WM ganz nach vorne zu fahren. Geschafft habe ich es nie.» Und das scheint fast ein wenig verflucht zu sein. 2008 – als junger Kerl – fuhr er an der EM und der WM auf den 3. Rang. Das wars mit Medaillen an diesen Wettbewerben. «Deshalb will ich mich lieber auf Rennen konzentrieren, wo ich gute Chancen habe, ganz vorne dabei zu sein.» Bei der eindrücklichen Karriere von Urs Huber würde es nicht verwundern, wenn er 2025 mit einer Medaille an der WM abschliessen würde. Der Kreis würde sich schliessen.
«Muss über die Bücher»
Die Saison 2023 steht vor der Tür. Sie hat bereits angeklopft. Am Tankwa-Trek-Rennen in Südafrika schaffte er es auf den 8. Rang. Die Cape Epic in Südafrika beendete er nach Hochs und Tiefs auf dem 15. Platz. «Es lief überraschend gut, dann war der Tank leer.» Ein 15. Platz an diesem Traditions-Etappenrennen ist immer noch gut, aber nicht gut genug für ihn.
Letztes Wochenende, am Riva Bike Marathon in Italien, musste er aufgeben. «Schweren Herzens und mit Tränen in den Augen gab ich nach 30Kilometern meine Startnummer beim Kommissär ab und stieg aus dem Rennen aus.» Im Bericht, die Urs Huber nach den Rennen immer selbst verfasst, schreibt er: «Nun muss ich dringend über die Bücher und zurück zu meiner normalen Verfassung finden.»
Was ist passiert? Aufgeben ist sonst ganz und gar nicht alltäglich beim Marathonmann aus dem Kelleramt.
Corona hat ihn weggehauen
Huber erklärt: «Meine Vorbereitung auf die neue Saison lief gut im Dezember und Januar. Danach hat mich Corona erwischt und einen Monat lang begleitet. Ich wurde krank, lag mit Fieber im Bett. Als ich wieder einigermassen trainieren konnte, erwischte es mich wieder – und ich lag erneut flach.» Daran hatte er zu beissen. Er verpasste viele Trainingseinheiten. «Und das fehlt mir jetzt», sagt er und betont, dass er mittlerweile wieder topfit ist. Am Rennen in Italien spürte er aber die Nachwehen dieser coronageprägten Zeit nochmals. Zudem gab es im «Bulls»-Team Umstellungen, die noch Zeit brauchen, um zu greifen.
Höhepunkte im August
Für Huber geht es Ende Mai und im Juni und Juli weiter mit Rennen in der Schweiz, Italien, Frankreich und Deutschland. Im August folgen die Höhepunkte, die richtig strenge Zeit. Ischgl Ironbike, Nationalpark-Marathon, Grand Raid. Und der Höhepunkt: Die Schweizer Meisterschaften im Marathonmountainbike in Grindelwald. «Die Strecke liegt mir», sagt Huber, der mit acht Erfolgen der Rekordsieger dieses Rennens ist.
Urs Huber beendet das Telefongespräch. «Ich muss wieder auf den Sattel», sagt er. Er war auf einer Trainingsfahrt bei bestem Wetter. «Ich fühle mich aktuell wieder sehr gut», sagt er. Noch bis 2025 wird das Freiamt also weiterhin einen der grössten Marathonmountainbiker der Sportgeschichte beheimaten.