Einsiedeln wie Bremgarten
07.03.2023 BremgartenWie Bremgarten hat auch der Wallfahrtsort Einsiedeln ein Hotel «Sonne» – und wie in Bremgarten steht der Gasthof seit Kurzem im Besitz des Investors Hansjürg Klingler. Wie die Projekte zusammenhängen und weshalb beiderorts noch kein Pinselstrich getätigt wurde.
...Wie Bremgarten hat auch der Wallfahrtsort Einsiedeln ein Hotel «Sonne» – und wie in Bremgarten steht der Gasthof seit Kurzem im Besitz des Investors Hansjürg Klingler. Wie die Projekte zusammenhängen und weshalb beiderorts noch kein Pinselstrich getätigt wurde.
Warten auf den Sonnenaufgang
Eine Gastroübernahme in Einsiedeln erinnert an Bremgarten
Die beiden geschlossenen ehemaligen Hotels in Bremgarten liefern seit Monaten Anlass für Spekulationen. Der Zürcher Investor, dem im Städtli sowohl das «Drei Könige» als auch die «Sonne» gehören, hat nun auch in Einsiedeln eine Gaststätte übernommen. Die Projekte weisen Parallelen auf und sind offenbar Teil eines grossen Ganzen.
Marco Huwyler
Felix Bättig war schon eine Weile nicht mehr in Bremgarten. Er wohnt im Kanton Zug. Und auch seine Firma Baar Bau GmbH operiert von der Innerschweiz aus. Doch vielleicht mag sich der eine oder andere im Städtli daran erinnern – es ist noch nicht lange her, dass deren Schriftzug die Fassade des «Drei Könige» zierte. Bis zum Baustopp letztes Jahr operierten die Arbeiter im Innern des historischen Bremgarter Gebäudes unter dem Namen der Zuger Baufirma. Dann wurden die Tätigkeiten eingestellt und der Schriftzug entfernt. Streitigkeiten um nicht beglichene finanzielle Forderungen blockieren seit Monaten den Bau.
«Schade um Baumaterial»
«Darin bin ich nur am Rande involviert», berichtet Bättig. «Das ist eine Sache zwischen den Handwerkern und dem Eigentümer.» Der Bauunternehmer hatte für die Arbeiten in Bremgarten externe Arbeiter engagiert. Und diese befinden sich mit dem Eigentümer Hansjürg Klingler bzw. dessen Mittelsmännern im Clinch. «Uns sind dabei die Hände gebunden. Wir warten auf eine Einigung bzw. auf eine Begleichung der Forderungen. Wenn es nach uns ginge und wir grünes Licht erhalten würden, würden wir sofort wieder loslegen mit der zweiten Bauetappe im ‹Drei Könige›», sagt Bättig achselzuckend. «Weshalb es nicht vorwärtsgeht, weiss ich nicht. Ich hatte in den letzten Wochen mehrere Termine mit den Verantwortlichen, die dann immer wieder kurzfristig verschoben wurden.» Schade finde er es um das noch nicht verbaute Baumaterial im Innern und die angefangenen Arbeiten. Denn der lange Stillstand tue diesen gewiss nicht gut. «Ausserdem wird es vermutlich nicht einfach, die Handwerker wieder zu engagieren. Dies wird dann vermutlich nach den gemachten Erfahrungen nur noch gegen Vorauszahlungen gehen.»
Die doppelte Sonne
Das «Drei Könige» ist eines von zwei historischen Gebäuden in Bremgartens Innenstadt, die sich im Besitz des Zürcher Investors befinden. Das andere ist die gegenüberliegende «Sonne». Anders als im «Drei Könige» ist hier von der Investorenseite her keine grössere Renovation vorgesehen. Dementsprechend wenig gibt es, was einer Wiedereröffnung im Wege steht. Gemäss Klinglers rechter Hand Gzim Hasani werden ab April dort wieder Angestellte beschäftigt. Im Mai dann soll es wieder losgehen mit dem Wirten (vgl. Ausgabe dieser Zeitung vom 3. Februar). Der Name und das genaue Konzept der neuen «Sonne»-Gaststätte ist derweil genauso wie beim «Drei Könige» noch nicht öffentlich bekannt.
Klar aber ist, dass beide Bremgarter Gebäude Teil einer Vorwärtsstrategie der Gastrogruppe rund um Hansjürg Klingler sind. Bereits in Zürich und Luzern führt der ehemalige Lindt-&-Sprüngli-Topmanager erfolgreiche Restaurants mit mediterraner Ausrichtung. Und per Ende Jahr wurde bekannt, dass Klingler auch in Einsiedeln eine Liegenschaft übernommen hat. Eine, die viele Parallelen zu Bremgarten aufweist. Denn das Haus am Klosterplatz heisst nicht bloss ebenfalls «Sonne», sondern war auch ein Hotel mit Gaststätte – wie die beiden Übernahmen in Bremgarten. Es befindet sich in bester Lage und hat langjährige Tradition. Und genauso wie im Städtli braucht es auch im Wallfahrtsort in der Innerschweiz offenbar Geduld, bis das Konzept und die Idee hinter der neuen «Sonne» gelüftet werden. Gebaut oder gearbeitet wird auch in Einsiedelns «Sonne» derzeit noch nicht. Wie der «Einsiedler Anzeiger» Ende letztes Jahr berichtete, hätten weiterführende Informationen im Februar folgen sollen. Bis bekannt ist, wie es mit dem Gebäude konkret weitergeht, wird es nun aber länger dauern.
Wie in Bremgarten will der neue Eigentümer in Einsiedeln nichts überstürzen. «Wir klären derzeit ab, was architektonisch an dieser Lage direkt neben dem berühmten Kloster überhaupt machbar ist», erzählt Hasani, der Klingler auch in Einsiedeln vertritt.
In Ascona wird eröffnet
Die Bevölkerung solle sich von den vergleichsweise langen Leerständen im Gastroportfolio von Klingler jedoch nicht verunsichern lassen, findet Hasani. «Es zeigt lediglich, dass wir mit Bedacht und nicht übereifrig handeln. Hier sind hohe Investitionen im Spiel. Und dementsprechend wohlüberlegt will das Ganze angegangen werden.» Hasani versichert einmal mehr, dass Klingler gekommen ist, um zu bleiben. Sowohl in Einsiedeln als auch in Bremgarten – und bald noch anderswo. Die Strategie, hochwertige Gastroimmobilien an guter Lage zu erwerben, aufzuwerten und mit einer lokal verbundenen Identität auf die einzelnen Ortschaften zugeschnitten wiederzueröffnen, werde derzeit ausgeweitet, sagt Hasani. «Und überall nehmen wir uns dafür die Zeit, die es braucht – manchmal mehr – manchmal weniger.» Zum Abschluss gekommen ist dieser Prozess gerade in Ascona. Dort wird mit «Klingler’s Ristorante» im Zentrum der Altstadt unweit des Lago Maggiore in 10 Tagen das dritte Restaurant des Gastrounternehmers eröffnet.
Geduld ist gegenseitig
Die Bremgarter «Sonne» wird als Vierte im Bunde im Frühling folgen. Ihr Pendant in Einsiedeln hat dagegen noch einen längeren Geduldspfad vor sich. Genauso wie das «Drei Könige». «Könnten wir heute beginnen, bräuchten wir kein halbes Jahr mehr bis zur Fertigstellung», sagt Bauunternehmer Bättig dazu. Ob er und seine Firma für die zweite Bauetappe in Bremgarten indes noch an Bord sein werden, bleibt fraglich. «Doch das ist nicht unser Problem. Die Auftragslage ist mit oder ohne ‹Drei Könige› hervorragend. Deshalb harren wir einfach der Dinge, die da kommen.»