Einer für alle, alle für einen
14.01.2025 Sport, EishockeyEishockey, 3. Liga: HC Fischbach-Göslikon – Argovia Stars 4:3
Der HC Fischbach-Göslikon gewinnt das Spitzenspiel gegen die Argovia Stars mit 4:3. Der Erfolg gegen den Angstgegner kam in erster Linie dank einer starken Teamleistung zustande. Damit machen ...
Eishockey, 3. Liga: HC Fischbach-Göslikon – Argovia Stars 4:3
Der HC Fischbach-Göslikon gewinnt das Spitzenspiel gegen die Argovia Stars mit 4:3. Der Erfolg gegen den Angstgegner kam in erster Linie dank einer starken Teamleistung zustande. Damit machen die Fischbach-Gösliker einen grossen Schritt in Richtung Play-offs.
Josip Lasic
Am Ende war es schon fast mehr Krampf als Kampf. Der HC Fischbach-Göslikon zollt im letzten Drittel des Spiels gegen die Argovia Stars der intensiven Woche Tribut. Vier Spiele innerhalb von acht Tagen haben ihre Spuren hinterlassen. Ebenso wie die ersten 40 Minuten des Spitzenspiels gegen die Stars, in denen die Freiämter Vollgas gegeben haben. Fi-Gö gehen langsam die Kräfte aus. Und dann passiert es. In der 49. Minute fällt der Anschlusstreffer für die Gäste. Die «Indianer» führen nur noch mit 4:3.
Dass das Heimteam so auf dem Zahnfleisch läuft, hat sicher auch mit der Strafenflut im letzten Spielabschnitt zu tun. Ganze sechs Mal kassieren die Fischbach-Gösliker eine Zwei-Minuten-Strafe. Zweimal müssen sie deswegen drei gegen fünf spielen. «Das hat mich schon geärgert», sagt Spielertrainer Michel Simmen. «Da müssen wir uns cleverer anstellen.» Zu hart darf er mit seinem Team da allerdings nicht ins Gericht gehen. Unter den ganzen Strafen sind auch einige fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen dabei. Das Referee-Duo zieht dementsprechend in den letzten 20 Minuten den Unmut der 205 Zuschauer im Schüwo-Park auf sich. Umso grösser ist aber der Jubel, als Fi-Gö die Führung über die Zeit bringt.
Alle Spieler aufgeboten, die möglich waren
Dass den Freiämtern das gelingt, liegt an einer starken Teamleistung. Simmen ist stolz, wie die Spieler in den Unterzahlsituationen gekämpft haben. «Keiner war sich zu schade, sich in die Schüsse der Gegner zu werfen. Jeder ist für den anderen gegangen. So macht das Spass.»
Der Teamgeist war allerdings schon vor Spielbeginn spürbar. Abgesehen von den Langzeitverletzten Fabian Zimmermann und Marc Gisin war das gesamte Kader vor Ort. Die angeschlagenen Marc Seiler und Pascal Wittwer, Lars Neher, der aus beruflichen Gründen nur noch unregelmässig trainieren kann, und auch sein Bruder Boris, bei dem es jeden Moment so weit sein kann, dass er zum zweiten Mal Vater wird, sie geben alle alles für Fi-Gö. Mit Erfolg. Das erste Tor erzielt Yves Simmen für die Gastgeber auf Assist von Lars Neher. Boris Neher sorgt für das 2:0. Und nachdem die Gäste im ersten Drittel noch verkürzten, sorgt Pascal Wittmer im zweiten Drittel für das 3:1. Nur am 4:2 durch Silvan Schwender ist keiner der Spieler beteiligt, die im Vorfeld der Partie als «Wackelkandidaten» gegolten haben.
Fi-Gös Grossaufgebot hat allerdings auch seine Schattenseiten. «Ich musste gleich mehrere Spieler am Abend vor der Partie anrufen, um ihnen mitzuteilen, dass sie nicht gross Einsatzzeit haben werden. Da hatte ich schon ein bisschen ein schlechtes Gewissen», erklärt Simmen. Was wieder für den Mannschaftsgeist der «Indianer» spricht: «Sie haben es alle relativ gut aufgefasst.» Und am Ende kriegt der angeschlagene Marc Seiler trotzdem ein wenig Eiszeit. Der 42-Jährige, der sichtlich noch Schmerzen hatte, sorgte gegen Ende des letzten Drittels für Entlastung bei seinen Teamkollegen, denen die Kräfte langsam ausgingen. Und Lars Simmen hat eine der zahlreichen Zwei-Minuten-Strafen stellvertretend für einen der Teamkollegen abgesessen. Unter dem Strich hat es dennoch jeden benötigt.
Viel Selbstvertrauen für Saisonendspurt geholt
Der Sieg war für die Fischbach-Gösliker enorm wichtig. Zwei Spiele bleiben ihnen noch in der Ligaphase. Sollten sie gegen Bucheggberg und Herrischried ihrer Favoritenrolle gerecht werden und gewinnen, sind ihnen die Play-offs nicht mehr zu nehmen. Die Argovia Stars haben bereits jetzt drei Niederlagen kassiert – eine mehr als Fi-Gö – und haben noch das Spitzenspiel gegen Laufen vor sich. Selbst wenn sie dieses gewinnen, können sie Fi-Gö aber nicht mehr von einem der ersten beiden Plätze verdrängen – solange die Freiämter ihre Hausaufgaben machen.
Aus Simmens Sicht war der Erfolg gegen die Argovia Stars auch auf mentaler Ebene wichtig. «Sie waren unser Angstgegner.» Bis zu diesem 4:3-Erfolg war die Bilanz der Freiämter gegen die Argovia Stars in der Ligaphase überschaubar. In den drei Jahren, in denen Michel Simmen Trainer ist, gab es zuvor nur einen Sieg bei vier Niederlagen. Immerhin konnte man zweimal in den Play-offs gewinnen, hat aber auch dort eine Niederlage kassiert. «Das wird uns Selbstbewusstsein geben.» Was ebenfalls zum Selbstbewusstsein beiträgt: Die Intensivwoche wurde gut überstanden. 6:0-Sieg im Derby gegen Wohlen, 3:6-Niederlage im KBEHV-Cup gegen Burgdorf II, 8:2-Sieg im National Cup gegen Zweitligist Freimettigen und als Krönung das 4:3 gegen die Argovia Stars. «Hätte man mir die Bilanz vor dieser Woche angeboten, hätte ich sofort zugesagt. Rückblickend denke ich, dass ein Sieg gegen Burgdorf II auch cool gewesen wäre. Wir waren über weite Strecken das bessere Team. Aber das wäre schon fast zu kitschig gewesen», sagt Simmen schmunzelnd. «Wir haben aber bewiesen, dass wir jeden Gegner in dieser Liga schlagen können. Es muss lediglich bei allen in der Mannschaft im Kopf stimmen.» Man darf gespannt sein, was für den HC Fischbach-Göslikon mit dieser Einstellung und dem vorhandenen Teamgeist in dieser Saison noch machbar ist.