Ein weiteres Abenteuer
11.02.2025 Sport, KampfsportKickboxen: Der Wohler Antonio Cerundolo als Kampfrichter an den India Open in Delhi
Antonio «Toni» Cerundolo von Kickboxing Wohlen kommt als Kampfrichter weit herum in der Welt. Zuletzt war er an den 4. India Open im Einsatz. Er bringt viele Eindrücke vom ...
Kickboxen: Der Wohler Antonio Cerundolo als Kampfrichter an den India Open in Delhi
Antonio «Toni» Cerundolo von Kickboxing Wohlen kommt als Kampfrichter weit herum in der Welt. Zuletzt war er an den 4. India Open im Einsatz. Er bringt viele Eindrücke vom Turnier in Indien mit.
Josip Lasic
«Ich muss anfangen, ein Tagebuch zu führen bei meinen Auslandseinsätzen», sagt Antonio Cerundolo. «Bei einem Aufenthalt wie jetzt in Indien erlebe ich in kurzer Zeit so viel, dass sich das anders fast nicht verarbeiten lässt. Ich mache zwar viele Fotos, aber all die Eindrücke, die Düfte, die Geräusche, das kann ein Foto nicht alles festhalten.»
Bei den India Open in Delhi war er nach 2024 zum zweiten Mal als Kampfrichter dabei. Letztes Jahr hatte er sich noch selbst beworben und jetzt wurde er von den Organisatoren eingeladen. Trotz seines Vorjahresbesuchs sammelte er viele neue Eindrücke. «Delhi ist eine Stadt mit 33 Millionen Einwohnern. Da ist ein Besuch jedes Mal etwas Neues.» Mit 547 Athleten und 849 Kategorienstarts ist das Turnier ebenfalls sehr gross. «Aber es war deutlich besser organisiert als noch im Vorjahr. Wenn es beispielsweise heisst, dass das Turnier um 10 Uhr beginnt, kann man in Indien davon ausgehen, dass es mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit nicht um Punkt 10 Uhr startet. Diesmal hatten sie aber die Uhr und den Zeitplan viel besser im Griff. Und auch das Niveau der Kämpfe war deutlich höher als noch im Vorjahr. »
Smog, Rinder und Metalldetektoren
Die besonderen Eindrücke haben allerdings schon bei Cerundolos Ankunft begonnen. «Ich dachte zuerst, dass es neblig ist. Tatsächlich war es aber der Smog, der in der Stadt herrscht. Und der Strassenverkehr ist generell nichts für jedermann aus der Schweiz. Es ist ziemlich chaotisch, es wird kreuz und quer gefahren und sehr viel gehupt. Aber es gibt kaum Unfälle. Die Leute haben sich damit arrangiert. Ausserdem sieht man sehr viele Kühe auf der Strasse. Und diese haben Vortritt.» Was dem Wohler hingegen etwas gefehlt hat, waren öffentliche Toiletten. «Frauen trinken deswegen auswärts sogar weniger, damit sie unterwegs nicht auf die Toilette müssen. Männer sieht man hingegen auf der Strasse ihr Geschäft verrichten. Was es dafür gibt, sind Metalldetektoren in Einkaufszentren. Vor jedem Betreten wird man gescannt. Und an den Türen steht, dass man Waffen draussen lassen muss. Auch etwas, das man sich in der Schweiz nicht vorstellen könnte.»
Cerundolo schätzt die Erfahrungen im Ausland, «Ich habe in Indien viel Armut gesehen. Die Reisen in solche Länder lassen mich auch entspannter werden. Verglichen mit dem Lebensstandard in sehr vielen Nationen auf dieser Welt geht es uns in der Schweiz sehr gut. Und wir jammern oft auf einem sehr hohen Niveau.»
Sehr viel Herzlichkeit
Was dem Kampfrichter sehr positiv in Erinnerung geblieben ist, ist die Wertschätzung der Menschen. «Ich war als einer von vier Kampfrichtern aus Europa als Special Guest eingeladen. Für die Menschen vor Ort war es ein Zeichen, dass wir gute Kampfrichter sein müssen, wenn wir von so weit her an das Turnier anreisen. Das haben sie uns auch zu spüren gegeben. Generell sind die Menschen in Indien sehr herzlich und freundlich.» Und der Wohler hat es ihnen mit guten Leistungen gedankt. So gut, dass er gleich drei Einladungen für weitere Turniere erhalten hat. In Kasachstan, Usbekistan und für den Weltcup in Thailand im April.
Weiterer neuer Weg
Es scheint so, als könnte Cerundolo das vergangene Jahr noch toppen. 2024 war er in 15 Ländern an 30 verschiedenen Wettkämpfen und bei insgesamt 1325 Kämpfen im Einsatz. Er dämpft die Erwartungen aber: «Bisher habe ich nur provisorisch für den Anlass in Usbekistan zugesagt. Abgesehen davon werde ich an den Weltcups in Jesolo in Italien und in der Türkei sowie an der Weltmeisterschaft in Abu Dhabi vor Ort sein. Weitere Pläne gibt es noch nicht.»
Grund dafür ist, dass er sich auch beruflich in ein neues Abenteuer stürzt. Nach neuneinhalb Jahren als Versicherungsberater im Aussendienst wechselt er im März die Branche. «Ich werde Praxismanager bei einer Arztpraxis in Küssnacht am Rigi. Unser Verbandsarzt bei WAKO Switzerland, Shahab A. Rahimi Azar, ist Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und ein guter Kollege von mir. Ich fange bei ihm an und werde in meiner Funktion die Schnittstelle zwischen Arzt, den Medizinischen Praxisassistenten und Patienten.» Cerundolo hat sich versichern lassen, dass er bei der neuen Arbeitsstelle immer noch die Möglichkeit hat, sein Hobby auszuüben und als Kampfrichter in der Welt herumzureisen, «aber ich möchte mich trotzdem zuerst im neuen Job einleben, bevor ich gleich wieder die Freizeit drumherum verplane». An Abenteuern wird es ihm aber weiterhin nicht mangeln.