Ein Teil Bremgartens
07.06.2024 BremgartenErfolgreiche Vereinigung
Hermetschwil-Staffeln und Bremgarten feiern ihren Zusammenschluss
Der jüngste Ortsteil gehört mittlerweile zehn Jahre zu Bremgarten. Am 16. Juni wird das Jubiläum in würdigem Rahmen begangen. ...
Erfolgreiche Vereinigung
Hermetschwil-Staffeln und Bremgarten feiern ihren Zusammenschluss
Der jüngste Ortsteil gehört mittlerweile zehn Jahre zu Bremgarten. Am 16. Juni wird das Jubiläum in würdigem Rahmen begangen.
Marco Huwyler
Es gibt sie schon noch, diejenigen, die leise murren über diese cheibe Fusion. Über den vermeintlichen Identitätsverlust. Doch sie werden immer leiser. «Vor allem jüngere Generationen fühlen sich Bremgarten schon länger zugehörig», sagt Doris Stöckli, die Hermetschwil-Staffler Vertretung im Stadtrat. «Schliesslich gehen oder gingen sie dort zur Schule. Dort in den Ausgang. Dort auf den Zug. Und vieles mehr.» Seit zehn Jahren mittlerweile sind sie auch ganz offiziell Teil jener Gemeinde, die schon immer ein Mittelpunkt ihres Lebens war.
Ein gemütliches Fest
Genauso wie ihr Wohnort, Hermetschwil-Staffeln, der ein ländliches Quartier geworden ist. «Eines, das lebt und Impulse gibt», wie Stadtammann Raymond Tellenbach betont. Da macht es auch nichts, dass es nie mit dem Rest von Bremgarten zusammenwachsen wird, da Hermetschwil-Staffeln auf allen Seiten von Wald umgeben ist. «Man profitiert und befruchtet sich dennoch gegenseitig», sagt Doris Stöckli. Sie versteht sich seit Langem auch als Botschafterin des Zusammenschlusses. «Denn meine Partei in Bremgarten ist Hermetschwil-Staffeln.» Eine Partei, die offensichtlich auch ursprüngliche Bremgarter gerne wählen.
Der Stadtrat hat derweil beschlossen, dass es das Jubiläum eines dermassen gelungenen Zusammenschlusses auch verdient, gebührend gewürdigt zu werden. Am 16. Juni findet daher eine Feier auf dem Schulareal von Hermetschwil-Staffeln statt, zu der alle Einwohner herzlich eingeladen sind. Dabei bleibt Platz für Nostalgie, fruchtbare Gespräche und dafür, gar noch etwas näher zusammenzurücken – was auch die Topografie letztlich nicht verhindern kann.
Die Stadt feiert 10 Jahre Zusammenschluss mit Hermetschwil-Staffeln
Seit 2014 gehört die einst selbstständige Gemeinde zu Bremgarten. Das Jubiläum würdigt die Stadt mit einer Feier am 16. Juni. Ein Anlass auch, um auf die Geschichte hinter einer gelungenen Integration zurückzublicken.
Marco Huwlyer
Es gibt Momente, da stolpert selbst der Stadtammann noch immer drüber. Und wird er von seiner aufmerksamen Vize gleich schmunzelnd korrigiert. «Von einer Fusion sprechen wir nicht. Darauf haben wir von Anfang an Wert gelegt», sagt Doris Stöckli herzlich, aber bestimmt, als Raymond Tellenbach das Wort versehentlich in den Mund nimmt. «Auch nach 10 Jahren noch nicht.» Denn – das weiss Stöckli – eine gelungene Integration hängt auch an Details. Wie eben der Wortwahl. «Der Begriff Fusion hat einen negativen Touch. Da er in der Wirtschaft oft für Übernahmen gebraucht wird», findet sie. Doch das, was vor 10 Jahren in Bremgarten und Hermetschwil-Staffeln geschah, sei mitnichten eine Übernahme gewesen. «Sondern ein Zusammenschluss auf Augenhöhe, der beide gestärkt hat», wie auch Tellenbach betont.
Live-Infos per Telefonschaltung
Bereits über eine Dekade ist es also mittlerweile her, dass sich die beiden Gemeinden das Jawort gegeben haben. Tellenbach und Stöckli waren bereits damals an vorderster Front dabei und als Bremgarter Stadtammann resp. Hermetschwil-Staffler Gemeinderätin massgeblich am Zusammenschluss beteiligt. Logisch deshalb, ruft das Jubiläum Erinnerungen hervor. Tellenbach erinnert sich lächelnd an die wegweisende Winter-«Gmeind» vom 15. Dezember 2011. «Die Versammlungen in Hermetschwil und Bremgarten waren zeitgleich am gleichen Abend angesetzt. Und wir per Telefon miteinander verbunden», erzählt er. Nach der Abstimmung im Casino, die etwas später als jene in der Turnhalle des Kinderheims St. Benedikt zu Ende ging, konnte er deshalb verkünden. «Die Hermetschwiler haben auch Ja gesagt.» Und anschliessend feierlich mit allen Gekommenen anstossen. Die obligatorische Referendumsabstimmung an der Urne bestätigte rund vier Monate später das Resultat. Nochmals knapp zwei Jahre später per 1. Januar 2014 war der Zusammenschluss Tatsache.
Lange, akribische Vorarbeit
«Gut Ding will Weile haben», war man damals (zumindest als Befürworter) versucht zu sagen. Denn die Diskussionen in Hermetschwil-Staffeln über einen Zusammenschluss mit Bremgarten begannen schon rund 10 Jahre vor den schicksalsträchtigen Abstimmungen. Doris Stöckli erinnert sich an eine «Gmeind» in der ersten Hälfte der Nullerjahre. «Edi Christen ist damals als ehemaliger Ammann aufgestanden und gab mit seinem Votum, dass wir nun die Zukunft planen sollten, allem, was noch folgte, den Anstoss.» Ein möglicher Zusammenschluss mit Bremgarten wurde im Dorf jahrelang kontrovers diskutiert und auch darüber gestritten. Schliesslich ging man auf Bremgarten zu. «Denn es war uns immer klar, dass der Kleine die Grösse haben musste, den ersten Schritt zu wagen», erinnert sich Stöckli.
Was folgte, war ein jahrelanger Prozess, der akribische Arbeit beinhaltete und zu dem auch Rückschläge gehörten. Viele Arbeitsgruppen wurden gebildet. Es kam zu Personalwechseln. Auch von Entscheidungsträgern in Schlüsselpositionen. Während beispielsweise zu Beginn die Ammänner Pius With (Hermetschwil-Staffeln) und Röbi Bamert (Bremgarten) die ersten Fusionsgespräche führten, waren es letztlich Roger Heiss und Raymond Tellenbach, welche den Zusammenschluss finalisierten.
Auf einen Schlag gewachsen
Heute sind fast alle Beteiligten froh, dass es vor 10 Jahren geklappt hat. Der Zusammenschluss hat sich gut eingespielt. Und die Vorteile sind für beide Seiten spürbar. Durch den Zuwachs hat Bremgarten als Bezirkshauptort noch mehr Gewicht. Mehr Fläche und Raum zur Entfaltung. Und frühere Befürchtungen, wonach der Steuerfuss aufgrund des neuen Ortsteils steigen könnte (Hermetschwil-Staffeln hatte vor der Fusion einen Steuerfuss von 112 Prozent), bewahrheiteten sich nicht. Zwar sind die Steuern grad jüngst im Städli gestiegen – doch das hat bekanntlich andere Gründe als der neue Ortsteil.
So kommt denn auch der Stadtammann bei seiner Bewertung des Status quo ins Schwärmen: «Wir haben mit Hermetschwil-Staffeln ein lebendiges Quartier hinzugewonnen, das sich einbringt und Bremgarten bereichert.» Der Zuwachs vor zehn Jahren sei in jeder Beziehung erfrischend und bereichernd gewesen.
Befürchtungen entkräftigt
Auch in Hermetschwil-Staffeln haben sich anfängliche Zweifel zerstreut. Beispielsweise gab es einst Bedenken, dass das ehemalige Dorf seinen Schulstandort verlieren könnte. Doch dem war nicht so. Im Gegenteil. Im Vorjahr hat sich Bremgarten für einen Neubau des Schulhauses Staffeln entschieden. Ein Projekt zugunsten der Hermetschwiler Kinder, das gar der Gesamtschulplanung Bremgartens vorgezogen wird.
Auch sonst werden die Anliegen Hermetschwil-Staffelns in Bremgarten gehört. Man profitiert von der professionellen Verwaltung und von den finanziellen Möglichkeiten einer grösseren Gemeinde, etwa wenn teure Sanierungsprojekte anstehen, zum Beispiel bei Strassen. Und von der gewichtigeren Stimme der Zentrumsgemeinde, wenn es um Anliegen beim Kanton geht. So gehen die Sorgen und Nöte der Hermetschwiler in Bremgarten nicht unter, wie einst befürchtet worden war. Das nimmt zumindest Doris Stöckli so wahr. «Ich hatte von Tag eins an das Gefühl, dass ich als Hermetschwilerin ernst genommen und gehört wurde in Bremgarten», sagt sie, die damals als einzige Vertreterin des ehemaligen Gemeinderats Einsitz in die Bremgarter Regierung nahm und bis heute Teil davon geblieben ist. Es habe sie damals schon wundergenommen, ob auch die Bremgarter sie wählen würden, lächelt Stöckli. «Das Resultat war sehr befriedigend.» Denn die Hermetschwil-Stafflerin wurde nicht nur wiedergewählt, sondern zweimal mit einem Glanzresultat bestätigt.
All dies bestärkte Stöckli über die Jahre hinweg immer wieder auch darin, dass es richtig gewesen war, sich für den Zusammenschluss einzusetzen. Denn während sie gegen aussen hin immer dafür kämpfte, hatte sie im Herzen auch Bedenken. «Das kann ich offen zugeben.» Der Identitätsgedanke, die Zugehörigkeit, der Verlust der Selbstständigkeit, der Stolz auf ein eigenständiges Dorf – all jene Gefühle trieben auch Stöckli damals um. Umso froher ist sie deshalb, auf ihren Kopf gehört zu haben. Wie auch der Grossteil der restlichen Gemeinde. «Heute kommen auch frühere Kritiker auf mich zu und können zugeben, dass der Zusammenschluss richtig war. Das zeigt für mich Grösse und den tollen Charakter unserer Gemeinschaft in Hermetschwil-Staffeln», sagt Stöckli.
Gut integriert
Eine Gemeinschaft, die sich als Stadtteil auch einbringt in Bremgarten. Das zeigt ein Blick auf die Bremgarter Kommissionen. Von rund 100 Menschen, die sich dort engagieren, stammen heute 20 bis 25 aus Hermetschwil-Staffeln. Auch unter den Bremgarter Ortsbürgern sind die ehemals selbstständigen Hermetschwil-Staffler gut integriert und nehmen rege an Anlässen und Gemeindeversammlungen teil. «Ich spüre, dass das in Bremgarten auch realisiert und geschätzt wird», sagt Doris Stöckli. Dass Hermetschwil-Staffeln ein Bremgarter Ortsteil sei wie jeder andere, sei heutzutage bei vielen schon eine Selbstverständlichkeit. «Das nehme ich auch so wahr», findet Raymond Tellenbach. «Eine schöne Entwicklung, die wir uns nicht besser hätten erhoffen können.»
Landammann zu Gast
Deshalb lohne es sich auch, dem Jubiläum des Zusammenschlusses eine Feier zu widmen. «Etwas wirklich Gelungenem gebührende Ehre tun», wie es Doris Stöckli ausdrückt. Am 16. Juni wird ein Festzelt im Zentrum Hermetschwil-Staffelns aufgestellt. Alle Einwohner Bremgartens und Hermetschwil-Staffelns sind eingeladen. Für Essen und Trinken sorgt die Stadt. Für die musikalische Umrahmung die Musikgesellschaft Hermetschwil-Staffeln und der Chor der Bremgarter Kantorei. Für das Dessert sind die Landfrauen Hermetschwil zuständig. Aktuelle und ehemalige Stadt- und Gemeinderäte aus beiden Gemeinden sind vertreten. Landammann Markus Dieth gibt sich die Ehre und hält eine Rede. Genauso, wie natürlich Stadtammann Raymond Tellenbach. Der es dabei gewiss tunlichst vermeiden wird, von einer Fusion zu sprechen.
Zusammenschlussfeier «10 Jahre Bremgarten/Hermetschwil-Staffeln», am Sonntag, 16. Juni, im Festzelt auf dem Schulareal Hermetschwil-Staffeln. Eröffnung um 12 Uhr. Programm bis 15.30 Uhr. Offenes Ende.