Ein Mann und sein Traumjob
10.02.2023 Bremgarten, Weitere Sportarten, Unterlunkhofen, Oberlunkhofen, Kelleramt, SportModerator Gianni Wyler ist seit bald zehn Jahren beim Fernsehen tätig
Gianni Wylers Leben dreht sich oft um den Fussball. «Ich habe meinen Traumjob», sagt er.
Stefan Sprenger
Restaurant Hardy’s in ...
Moderator Gianni Wyler ist seit bald zehn Jahren beim Fernsehen tätig
Gianni Wylers Leben dreht sich oft um den Fussball. «Ich habe meinen Traumjob», sagt er.
Stefan Sprenger
Restaurant Hardy’s in Bremgarten. Wir schreiben das Jahr 2005. AC Mailand spielt gegen Liverpool den Final in der Champions League. Gianni Wyler geniesst den Match mit Kumpels. Über die Boxen ertönt die Stimme von Dani Wyler, der für das Schweizer Fernsehen diesen Final kommentiert. Hinter Gianni Wyler nervt sich ein Gast über den Kommentator. «Hey, ruhig bleiben, das ist mein Vater», ruft Gianni Wyler. Diese Geschichte erzählt er heute – im Jahr 2023 – mit einem grossen Lachen. «Ich war immer stolz auf meinen Vater. Und ich bewunderte immer seinen Job», so der 41-Jährige. Und er selbst schlägt einen ähnlichen Weg ein wie sein Vater Dani Wyler. Er absolviert die Ringier-Journalistenschule, arbeitet beim «Blick» und ist nun seit 2014 bei «blue Sport» (früher Teleclub) als Moderator tätig. Übrigens: Dort arbeitet auch Vater Dani Wyler als Kommentator – und das, obwohl er eigentlich pensioniert wäre. Das Leben des dreifachen Familienvaters Gianni Wyler dreht sich oft um den Sport. «Es ist mein Traumjob. Ich bin da, wo ich hinwill», sagt er. Und Gianni Wyler hat haufenweise spannende Anekdoten aus seinem beruflichen Alltag bereit. Beispielsweise, als er Roger Federer in Staunen versetzte.
Wyler liegt in Führung
Moderator Gianni Wyler und sein sportliches Leben
Das Leben von Gianni Wyler dreht sich um den Sport. Und das nicht nur wegen seines berühmten Vaters, des Kommentators Dani Wyler. «Mein Job ist ein riesiges Privileg», sagt der 41-Jährige.
Stefan Sprenger
Am Briefkasten steht Bernhard Russi. Gianni Wyler drückt die Klingel an jener Haustür in Zufikon. Der frühere Skistar öffnet – und ist völlig überrascht: «Hoi Gianni. Willst du ein Interview?» Doch Gianni Wyler winkt lachend ab. Er ist an diesem Tag (vor über zehn Jahren) nicht als «Blick»-Sportjournalist unterwegs, sondern als Zivilschützer im Freiamt. Er muss den Luftschutzkeller von Russi überprüfen.
Bei «Lunki» in der NLB gespielt
Schon früh in seiner Kindheit kommt Gianni Wyler mit dem Sport in Berührung. Natürlich, wegen seines Vaters Dani Wyler. Er war von 1988 bis 2017 für das Schweizer Fernsehen als Sportkommentator tätig – und war damit nach Bernard Thurnheer der dienstälteste SRF-Fussballkommentator. Die Aufwärmphase für das, was noch kommt, hat für den kleinen Gianni Wyler mit Jahrgang 1981 schon früh begonnen. «Am Familientisch haben wir sehr oft über Fussball gesprochen», erzählt er.
Das Spiel des Lebens wird dann immer sportlicher. Gianni Wyler spielte im Nachwuchs des FC Bremgarten, bei den B- und A-Junioren. Er spielte Tennis beim TC Oberlunkhofen. Seine ganz grosse Leidenschaft war aber ein anderer Sport: Volleyball. Beim TV Lunkhofen spielte der 1,87 m grosse Mann in der NationalligaB. Er erinnert sich: «Es war eine enorm coole Zeit. Wir haben alle viel investiert in den Volleyball. Der Aufstieg von der 1. Liga in die NLB war ein riesiger Erfolg und ein unvergessliches Fest.» Vor fünf Jahren beendete er sein Volleyball-Engagement
«Lunki».
Sein Federer-Moment
Die Kindheit, die Jugend, das Erwachsenwerden – die Aufwärmphase ist vorbei. Gianni Wyler, der Sportler, er will auch beruflich mit der Faszination zu tun haben. Er will in die Startaufstellung bei seinem sportlichen Lebenstraum. Er absolviert die Ring ier-Journalistenschule arbeitet danach bei Radio 1 und als Videojournalist beim «Blick». Immer den Fokus auf sportliche Geschichten.
Als er nach beruflichen Highlights gefragt wird, ist fast klar, dass ein Name fällt: Roger Federer. Zweimal durfte er den Tennisstar treffen. Als «Blick»-Videojournalist sei er schon Tage vorher nervös gewesen und habe schlaflose Nächte gehabt. Wyler machte sich viele Gedanken, was denn nun die richtigen Fragen an den Tennis-Maestro sind. Am Ende waren all die Vorbereitungen unnötig. Die Fragen waren vorgegeben, er durfte gar nicht frei entscheiden. Wyler vergisst nie mehr, was die Einstiegsfrage an Roger Federer war: «Haben Sie Ihren Kindern schon ein Pony gekauft?» Wyler muss laut lachen. Er fügt an: «Aber ich hatte dann doch meinen tollen Federer-Moment des Lebens.» Es war 2017 im Basler St.- Jakob-Park. Der FC-Basel-Präsident Bernhard Heusler feiert seine Verabschiedung. Federer ist Gratulant. Und Wyler will ein Interview. Der Tennisstar stimmt zu, läuft mit dem Moderator Richtung Presseraum. Unterwegs meint Federer (der sich gerade mit Knieproblemen rumschlug): «Bitte keine Fragen über Tennis.» Wyler entgegnet: «Wieso? Chunsch det ned drus?» Frech. Keck. Federer lacht. Wyler ist happy.
Den ganzen Tag Fussball: Wie ist das so?
Er war aber schon in jener Zeit meist auf den Fussballplätzen dieser Welt unterwegs – und erlebte viele Dinge. Als 2012 die Fussball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine stattfand, fuhr er mit zwei weiteren Journalisten wochenlang in einem Wohnmobil durch die Ukraine. Immer auf der Suche nach einer guten Story für den «Blick». «Unvergesslich», meint er.
Doch der «Blick» wird nicht seine Heimat. Der sachliche und geerdete Gianni Wyler findet 2014 sein berufliches Zuhause bei «blue Sport», Ex-Teleclub. Kommentieren wie der berühmte Vater, das wollte er nicht, das lag ihm nicht. Er ist mehr der Moderator, der Gastgeber, der sportliche Geschichtenerzähler.
Das Spiel des Lebens geht jetzt so richtig los. Und Gianni Wyler hat seinen Platz im Team gefunden. Er sitzt inmitten von namhaften Experten wie Marcel Reif, Ciriaco Sforza oder Pascal Zuberbühler. Er ist der Gastgeber, er analysiert und ordnet ein. Er bereitet die Sendungen akribisch vor. Und er ist auch an den Fussballspielen vor Ort. Kurzum: Er beschäftigt sich den ganzen Tag mit Fussball. Wie ist das so? Gianni Wyler zögert keinen Moment und sagt: «Der Fussball bewegt die Massen. Kein Spiel ist gleich. Es läuft immer etwas. Es macht Spass. Mein Job ist ein riesiges Privileg. Ich kenne viele Leute, die mich um meine Arbeit beneiden. Ich bin dort, wo ich hinwill. Ich bin sehr glücklich.» Auch wenn er seit 14 Jahren auf den Fussballplätzen unterwegs ist, so freut er sich nach wie vor, an die Spiele gehen zu dürfen.
Einwechslung des Vaters
Das Spiel läuft. Gianni Wyler geht mit 1:0 in Führung. Und auch privat steht er nicht im Offside. Mit seiner Frau Nicole hat er drei Kinder. Fast schon logisch, dass er sie durch den Sport kennenlernte. Auch sie spielte einst Volleyball beim TV Lunkhofen. Wyler witterte seine Chance – und spielte ihr einen Steilpass zu. «Irgendwann fand eine WG-Party bei uns zu Hause statt. Ich habe sie eingeladen. Und wir lernten uns besser kennen.» Der Matchplan ging auf. 2:0.
Doch jetzt wird er etwas nachlässig. Mit der Führung im Rücken hat Gianni Wyler Zeit, sein Spiel des Lebens zu analysieren: «In den letzten Jahren war es zu viel Job und zu wenig Familie.» Durch seine Arbeit als Moderator ist er oft an den Wochenenden unterwegs. Er hat unter der Woche dafür mehr Zeit als andere Väter. «Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, ist eine Challenge – aber wir haben Lösungen erarbeitet». Wyler verwaltet seine Führung demütig – und mit Cleverness.
In seinem persönlichen und imaginären Fussballspiel des Lebens wird ein ganz besonderer Mitspieler eingewechselt. Sein Vater Dani Wyler. 2017 wird er nach 27 Jahren beim Schweizer Fernsehen pensioniert. Er hört aber nicht auf, sondern wechselt zu «blue Sport» und trifft dort auf seinen Sohn Gianni. «Das ist sehr schön», findet dieser – und nun dürfen Vater und Sohn manchmal sogar dieselben Spiele betreuen.
In welcher Spielminute ist er? «In der Halbzeit»
Gianni Wylers Heimspiel ist hier im Freiamt, im Reusstal. Er ist aufgewachsen in Unterlunkhofen, wohnte später in Oberlunkhofen, Arni und Bremgarten. Seit 10Jahren ist er mit seiner Familie in Wettswil zu Hause. Doch das Freiamt bleibt sein Zuhause. Seine Mutter Karin lebt nach wie vor in Unterlunkhofen. Und eine seiner beiden Schwestern wohnt in Bremgarten. «Und ich habe praktisch alle meine Freunde hier, ein paar kenne ich seit dem Kindergarten», sagt Gianni Wyler. Er erinnert sich gerne an die Vergangenheit, an die sportlichen Moment beim FC Bremgarten, beim TC Oberlunkhofen oder beim TV Lunkhofen. Er denkt gerne zurück an die Abende im «Subway», im «Hardys», in der «Jazztomate». Oder an das Festival Open-Eye, wo er gar im OK mitwirkte. «Es ist und bleibt Heimat.»
Wie sehr er hier verwurzelt ist, zeigt sich beim Treffen. Kaum betritt er die Bremgarter Altstadt, ist ein «Hey, Gianni» zu hören. Zwei Menschen umarmen sich. «Wie gehts? Was machst du so?» Es ist jemand aus früheren Tagen.
Gianni Wyler und sein Spiel des Lebens. Er liegt in Führung. Klar und deutlich. In welcher Spielminute befindet er sich jetzt? «In der Halbzeit», meint er lachend. Zeit, um Pause zu machen und sich auszuruhen? Wyler winkt ab. «Nein.» Denn in der Halbzeitpause wird live ins Studio geschaltet und die Spielanalyse beginnt.