Ein Mann mit Qualitäten
06.10.2023 Meisterschwanden, Region UnterfreiamtBeat Christen ist seit über 50 Jahren bei der gleichen Malerfirma tätig
Seit 50 Jahren arbeitet Beat Christen aus Kallern in der Firma Malermeister Meier GmbH in Meisterschwanden. Eigentlich wäre er seit August pensioniert, doch den Pinsel möchte er ...
Beat Christen ist seit über 50 Jahren bei der gleichen Malerfirma tätig
Seit 50 Jahren arbeitet Beat Christen aus Kallern in der Firma Malermeister Meier GmbH in Meisterschwanden. Eigentlich wäre er seit August pensioniert, doch den Pinsel möchte er noch nicht auf die Seite legen.
Monica Rast
Im Normalfall verlässt ein Lehrling nach der Lehre früher oder später den Lehrbetrieb. Heute noch wahrscheinlicher als vor einigen Jahrzehnten. Doch es gibt Ausnahmen. Denen gefällt es so gut, dass sie bis zur Pensionierung und sogar noch länger bleiben.
Mit 14 Jahren kam Beat Christen, damals noch im Frühjahr, aus der Schule und arbeitete auf dem elterlichen Bauernhof in Kallern mit. Ebenfalls aus Kallern kam Josef Meier, Bauernsohn und Geschäftsinhaber von Malermeister Meier in Meisterschwanden. Eines Tages fuhr er auf den Hof der Familie Christen und fragte Vater Adolf, ob er niemanden wisse, der eine Malerlehre beginnen möchte, er sei gerade auf der Suche nach einem Lehrling. «Du kannst ihn nehmen», meinte damals Adolf Christen und zeigte auf seinen Sohn.
Bis dahin war der Beruf Maler bei der Familie Christen kein Thema gewesen. «Auch ich wusste damals nicht, dass ich Maler werden würde», erinnert sich Beat Christen.
«Das ist es»
Mit dem Gedanken «Ich schau mal» nahm er den Weg von Kallern nach Meisterschwanden auf sich und stellte sich im Malergeschäft vor. «Das ist es», meinte er damals als 15-Jähriger. Damit war für Christen die Lehrstellensuche, bevor sie richtig begonnen hatte, bereits beendet. Da man offiziell erst in dem Jahr, in dem man 16 Jahre alt wurde, eine Lehre beginnen konnte, arbeitete er vom August bis zum Frühjahr des kommenden Jahres ohne Lehrvertrag im Betrieb.
31 Jahre war Beat Christen bereits in der Firma, als Josef Meier das Geschäft seinem Sohn André übergab. Für den gelernten Maler änderte sich nicht viel. Er kannte André Meier bereits von der Zusammenarbeit. Zehn Jahre malten und renovierten sie gemeinsam unter Josef Meier, bis er die Führung in jüngere Hände legte.
In den vielen Jahren im Betrieb wurde Beat Christen zu einem wertvollen Mitarbeiter, der auch heute noch praktisch alle Arbeiten erledigt. «Gipserarbeit mache ich nicht so gerne», meint er schmunzelnd, «doch die Jungen können es noch nicht so gut.» Dafür sind sie in der Bodenbeschichtung versierter als Christen. «Das möchte ich dafür nicht mehr machen.»
Im Wandel der Zeit
Ein halbes Jahrhundert im selben Beruf, da hat man einiges erlebt. Von der Immobilienkrise unter Josef Meier bis hin zum Lockdown während Corona. Nicht immer bestand die Arbeit aus Fassadenmalen oder Renovationsarbeiten. Da wurden über Monate die Schnäbel von Plastik-Enten-Schaukeln oder Kochlöffel aus Holz als Werbung von Hand bemalt. Auch beim Arbeitsmaterial, der Farbe, ist man heute sensibilisierter als früher. Damals wurde noch mit Lösungsmitteln gearbeitet, heute sind die Farben auf Wasserbasis. «Muss ich dies auch noch lernen?», war kurzzeitig der Gedanke des heutigen 65-Jährigen. Das Ergebnis in der Umstellung damals war bei Weitem nicht zufriedenstellend. «Man musste einige Male mehr streichen, bis das Ergebnis stimmte. So war die Umstellung zu Beginn nicht ganz einfach», erinnert sich der Maler, «aber man gewöhnt sich an alles.»
Eine körperliche Herausforderung waren vor rund 30 Jahren noch die Fensterrahmen, welche abgeschliffen, grundiert und bemalt wurden. «Eine mühsame Fleissarbeit», erklärt Christen und denkt an die vielen Stunden, die er bei den zehn Häusern im Rummelring in Wohlen verbrachte. «Das ist heute viel einfacher, da kommen die Fenster fixfertig.» Der Beruf bereitet dem Junggebliebenen auch heute noch viel Freude. Einige Kunden verlangen explizit nach dem erfahrenen Maler. «Wir sind so froh, dass Beat Christen noch weiterarbeitet», bemerkt André Meier. Neben seinen malerischen Kompetenzen ist er auch auf dem Gebiet der Spanndecken versiert. Vor über 20 Jahren kamen diese erstmals zum Einsatz, um die Akustik in Räumen zu verbessern. Seine einzige Weiterbildung wie Christen sagt, ansonsten «learning by doing».
Langsam abbauen
Nun ist Beat Christen pensioniert. Nach 50 Jahren in demselben Betrieb. Nur einmal kam ihm der Gedanke, den Beruf zu wechseln. Abwart in einem Schulhaus – doch der Gedanke war nicht lange in seinem Kopf. In den letzten zwei, drei Jahren war die anstehende Pensionierung immer wieder ein Thema zwischen ihm und André Meier. Meier verliert nur ungern seinen langjährigen Mitarbeiter und ist froh, dass Christen noch bis Ende Jahr 100 Prozent angestellt ist. Danach wird es dann weniger sein. «So lange es mir gut geht, möchte ich weiter arbeiten», meint Christen, «wer rastet, der rostet.»
André Meier ist stolz auf seinen Mitarbeiter. «Solche Qualitäten kommen nicht mehr auf die Welt», ist er überzeugt. Deshalb wurde das Jubiläum auch würdig gefeiert. Ein grosses Plakat ziert das Gebäude und auf den Firmenautos prangt ein eigenes Logo für Beat Christen. «Die Jubiläumsreise wird noch nachgeholt», meint Meier lachend.