Ein komplexes Geschäft
13.06.2025 Bremgarten, Energie, GewerbeDer Energiepool Freiamt über Strompool und die Entwicklung im Stromgeschäft
Der Energiebedarf verändert sich. Durch die Regulatorien des Bundes und die verschiedenen Einflüsse auf dem Strommarkt wie auch durch die Lebensgewohnheiten wird die ...
Der Energiepool Freiamt über Strompool und die Entwicklung im Stromgeschäft
Der Energiebedarf verändert sich. Durch die Regulatorien des Bundes und die verschiedenen Einflüsse auf dem Strommarkt wie auch durch die Lebensgewohnheiten wird die Planbarkeit für die Energieanbieter in den Gemeinden immer komplexer. Wegen dieser Situation haben einige Mitglieder des Energiepools Freiamt einen Strompool Freiamt (SPF) gegründet.
Verena Anna Wigger
Fünf Männer bilden den Lenkungsausschuss des Strompools Freiamt. Der Strompool Freiamt wurde gegründet, um gemeinsam Energie zu beschaffen. Dieser gehört zum Energiepool Freiamt (EPF), dessen Gründer und Präsident Markus Wey aus Hermetschwil ist. Ebenfalls im Lenkungsausschuss ist Karl Suter aus Merenschwand, er ist Vizepräsident EPF. Weiter dabei sind André Meier aus Rudolfstetten, Leandro Perugini aus Jonen und Albert Amstutz aus Sins dabei. Der Lenkungsausschuss beschäftigt sich damit, den gemeinsamen Einkauf aufzubereiten. Einen Dienstleister zu suchen, ein Konzept auszuarbeiten und sich laufend mit den ändernden Regulatorien zu beschäftigen. Bereits 2018 hatte Wey die Idee, gemeinsam Strom einzukaufen. «Das kam nicht zum Laufen», so der Initiant. Vor rund zwei Jahren habe es dann «Klick gemacht», sagt Markus Wey weiter.
Sieben Werke aus der Region gehören dem Strompool Freiamt an. Es sind dies die Elektra Aristau, Jonen, Rudolfstetten-Friedlisberg, Sins, Hermetschwil-Staffeln, Widen und Merenschwand. Dazu gibt es fünf Anwärter, die zum Teil eine Absichtserklärung unterschrieben haben. «Der Strompool, wie er heute besteht, funktioniert», erklärt André Meier. Für neue Mitglieder werde es interessant sein, von den Vorarbeiten und Erfahrungen der Gründer zu profitieren, erklärt Markus Wey. Sicherlich profitieren die bestehenden Mitglieder des Strompools Freiamt ebenfalls von einem grösseren Einkaufsvolumen. «Ein attraktiver Pool für attraktive Anwärter», so Albert Amstutz.
Der Energiepool Freiamt wurde 1999 als lose Kooperation und als Interessengemeinschaft gegründet mit diversen Zielen: gemeinsamer Stromeinkauf sowie gemeinsame Werbung und gegenseitige Unterstützung in technischen, administrativen oder kommerziellen Fragen. Im 2023 wurde die lose Kooperation in einen Verein überführt.
Heute sind 31 Elektrizitätsversorger aus der Region Mitglied im Energiepool Freiamt.
Sorgloser Energie-Einkauf – das war einmal
Früher gaben die Elektrizitätswerke im August eine Bestellung für das kommende Jahr ab. Damit erhielten sie im darauffolgenden Jahr genügend Strom. Diese Bestellung wurde berechnet aus dem Stromverbrauch von Haushalten und Betrieben. Zudem kannte man das Bauvolumen in der Gemeinde für das kommende Jahr. Diese Angaben führten zur Bestellung. Albert Amstutz räumt ein, dass diese Art der Bestellung heute für ein kleines Elektrizitätswerk gar nicht mehr machbar sei. Heute sind die Bedürfnisse vielfältiger. «Die Komplexität nimmt durch die Regulierung des Bundes zu», erklärt Karl Suter. Dazu kommt, dass es überall mehr Strom benötigt. Und er nannte Beispiele: E-Zigarette, Klimaanlagen, E-Auto bis zu mehr Elektrizität für die Industrie und Privathaushalte. Seit einigen Jahren entstehen Photovoltaikanlagen, sowohl in der Industrie wie auch im privaten Umfeld. Hier entsteht Strom, der nicht unmittelbar am Produktionsort verbraucht wird und daher ins Netz eingespeist werden muss. Auch deshalb müsse das Stromnetz umgebaut werden. Dies kostet Zeit und Investitionen. Ein weiterer Faktor ist das Wetter, das dank der Sonne mehr Energie liefert. Bei Regen und Kälte benötigen dagegen die Kunden wieder mehr Energie. Alle diese Faktoren führen dazu, dass der Einkauf von Energie komplexer geworden ist. Als wäre diese nicht schon komplex genug, kommen noch die Regulatorien des Bundes dazu. Der Regulator verlangt eine Digitalisierung und Automatisierung der Abläufe.
Auf den Tag genau einkaufen
Heute wird Strom auf den Tag genau eingekauft. Dazu sind Bedürfnisse, Wetter, Produktion der PVA und weitere Faktoren einzubeziehen. Die Bevölkerung habe Ja gesagt zur Energiestrategie, «wir bewegen uns darin. Unser Fokus liegt auf dem Weiterentwickeln», so André Meier. Aus diesem Grund hat Strompool Freiamt einen Experten als Partner bei der Energiebeschaffung hinzugezogen. Aus sieben Kandidaten wurde Elektra Baselland ausgewählt. Dieser «Brooker» schreibt die Aufträge unter den 32 Anbietern in der Schweiz aus. Er empfiehlt dem Pool Mix und Wahl des Angebots. Dazu lanciert er die automatisierten Bestellungen.
Denn Strom muss heute bis zu drei Jahre im Voraus eingekauft werden. Die mengenmässige Beschaffung sei nicht mehr der entscheidende Faktor. «Es ist komplexer geworden, und das muss man gemeinsam mit einem Dienstleister lösen», erklärt Präsident Wey.
Zusammen stark sein
«Es kommt eine komplexe Zeit auf uns zu. Wenn wir kooperieren, ist es besser, dies gemeinsam zu lösen», davon ist Albert Amstutz überzeugt. Dies entspricht auch dem Zeitgeist, gemeinsam Lösungen zu schaffen für die Zukunft. «Zusammen sind wir stark», diesen Slogan hatte Markus Wey schon bei der Gründung des Energiepools Freiamt im Hinterkopf und heute werde er gelebt. Markus Wey und André Meier sind sich da einig: «Ruhig sein, Risiken abwägen und das Schiff halten in den nächsten drei Jahren.»