«Ein gewaltiges Projekt»
16.05.2023 BremgartenDen Knoten lockern
Projekt zum Ausbau der Bibenlos-Kreuzungen vorgestellt
Der Kanton kommunizierte gemeinsam mit der Stadt, wie man die Stau-Problematik vor Bremgarten angehen möchte. Anlässlich der «Gmeind» wird das Projekt ...
Den Knoten lockern
Projekt zum Ausbau der Bibenlos-Kreuzungen vorgestellt
Der Kanton kommunizierte gemeinsam mit der Stadt, wie man die Stau-Problematik vor Bremgarten angehen möchte. Anlässlich der «Gmeind» wird das Projekt den Stimmberechtigten vorgelegt.
Marco Huwyler
Das Projekt «Knoten Bibenlos» beschäftigt die Involvierten schon eine Weile. Ganze zehn verschiedene Varianten zur Entlastung des dortigen Verkehrs hat man in den vergangenen Jahren durchgespielt. «Wir haben alle Bedürfnisse eingeholt und sämtliche Perspektiven miteinbezogen», sagt Marcel Voser, der das Projekt im Auftrag des Kantons leitet. Nun liegt das Ergebnis der gründlichen Evaluation vor. Kürzlich wurde es im Bremgarter Zeughaussaal der Bevölkerung präsentiert.
Entschieden hat man sich bei den Verantwortlichen für eine Variante, die vor allem auf eine veränderte Verkehrsführung und mehr Spuren als bis jetzt setzt. Wartezeiten und Rückstaulängen lassen sich so gemäss den Simulationsmodellen des Kantons signifikant reduzieren. Im Zug des Projekts soll zudem auch die Situation für Fahrradfahrer und Postautolinien optimiert werden. Zudem werden die Werkleitungen erneuert.
Über 20 Millionen teuer
3,7 Millionen Franken hoch ist der Betrag, mit dem sich die Stadt Bremgarten gemäss dem seit 2020 geltenden Verteilschlüssel am über 20 Millionen Franken teuren Projekt beteiligen soll. Anlässlich der Gemeindeversammlung am 1. Juli stimmen die Stimmberechtigten darüber ab, ob sie das Kreditbegehren genehmigen wollen. Läuft alles nach Plan, wird in rund zwei Jahren mit dem grossen Ausbau des Bibenlos-Knotens gestartet. A bgeschlossen wird das Projekt nach einer dreijährigen Bauphase voraussichtlich 2028 sein.
Wie der Kanton den Bibenlos-Knoten optimieren will
An der Bremgarter Sommer- «Gmeind» kommt am 1. Juni der «Ausbau Knoten Bibenlos» zur Abstimmung. Bremgarten soll sich mit 3,7 Millionen Franken an den Gesamtkosten eines Projekts beteiligen, das die Involvierten schon jahrelang beschäftigt.
Marco Huwyler
Die Dimensionen sind eindrücklich. Gegen 3000 Fahrzeuge passieren den Verkehrsknotenpunkt Bibenlos in nur einer Stunde zur Spitzenzeit zwischen 17 und 18 Uhr. Und aufgrund der demografischen Entwicklung und der Bedeutung als Hauptverkehrsachse wird erwartet, dass sich diese Zahl in den kommenden Jahren weiter erhöht. «Wir gehen bis 2040 von einem Anstieg auf gegen 4000 Fahrzeuge aus», berichtet Marcel Voser. Deshalb sei es nun an der Zeit, zu handeln. Der kantonale Projektleiter informiert die Bevölkerung anlässlich einer Informationsveranstaltung, zu der der Kanton gemeinsam mit der Stadt im Zeughaussaal geladen hat. Hier stellt er sein Vorhaben vor, zu dessen Kredit die Bevölkerung an der «Gmeind» am 1. Juni Ja sagen soll. «Ein gewaltiges Projekt», wie Bremgartens Stadtammann Raymond Tellenbach es am Rand der Veranstaltung ausdrückte.
Zusätzliche Spuren
3,7 Millionen Franken hoch ist der Betrag, mit dem sich Bremgarten am über 20 Millionen teuren «neuen» Bibenlos-Knoten beteiligen soll. Dafür wird ihm eine Entlastung des neuralgischen Verkehrsknotens versprochen, der an Bremgartens Ortseingang schon so manchen Autofahrer an den Rand der Verzweiflung trieb. «Der Knoten ist bereits heute an seiner Belastungsgrenze», sagt Projektleiter Voser. Deshalb habe sich eine Arbeitsgruppe schon seit längerer Zeit intensiv mit den Möglichkeiten befasst, wie man das Problem angehen könnte. «Insgesamt 10 Varianten haben wir auf Herz und Nieren geprüft.»
Darunter haben sich auch spektakuläre Lösungen befunden. Ein grosser oder mehrere kleine Kreisel etwa. Oder zusätzliche Rampen, Bypässe, Tunnelsysteme und Überführungen. Entschieden hat man sich letztlich aber für eine Version, die auf den ersten Blick unspektakulär anmutet.
Kompatibel mit weiterem Ausbau
Die gewählte «Variante A» will der Herausforderung Staureduktion vor allem mit einem Ausbau der Verkehrsführung am Knoten auf zusätzliche Fahrspuren begegnen. «Wir haben uns nach gründlichem Abwägen dafür entschieden, weil es die pragmatischste Lösung ist. Ein Kreisel beispielsweise könnte die Fahrzeugmengen beim Bibenlos-Knoten gar nicht schlucken, das haben Berechnungen ergeben», sagt Voser. Zudem sei das Projekt, so wie es jetzt stehe, aufwärtskompatibel. «Das heisst, dass wir je nach Entwicklung der Situation in einigen Jahren zusätzliche Massnahmen ergreifen können, wie zum Beispiel den Bau einer Rampe», erklärt der Verkehrsplaner.
Baustart 2025
Im nun zur Abstimmung gelangenden Projekt soll das Erhöhen der Anzahl Spuren im Knotenbereich für ein besseres Vorsortieren der abbiegenden Fahrzeuge sorgen, wodurch künftig ein flüssigerer Verkehr möglich wird. So soll beispielsweise die Mutschellenstrasse pro Knotenarm neu auf fünf statt wie bisher drei Spuren aufgeteilt werden. Auf der Zürcherstrasse wird es künftig eine Busbevorzugung Richtung Bremgarten geben. Die Bushaltestellen der Badenerstrasse werden erneuert und behindertengerecht gestaltet. Dort, wo sich bis zur Einmündung «Im Ittenhard» aufgrund der regen Begehung heute ein Trampelpfad gebildet hat, soll es künftig einen regulären Gehweg geben. Zwei neue Fussgängerstreifen mit «Insel» im Bushaltestellenbereich der Badenerstrasse sind geplant.
Der Ausbau des Bibenlos-Knotens soll zudem dazu genutzt werden, um neben Strassenbelägen auch die Wasserleitungen und das dortige Fernwärmenetz der AEW zu erneuern. Die Bauarbeiten zum «neuen» Bibenlos-Knoten sollen 2025 beginnen und rund drei Jahre dauern. Obwohl die Platzverhältnisse kompliziert sind, sollen die Verkehrsteilnehmer in dieser Zeit möglichst wenige Einschränkungen erfahren. Passerelle, AVA-Zugstrecke sowie Fussgänger- und Velounterführung werden allesamt nicht angetastet und bleiben durchgehend in Betrieb.
«Ja» auch wegen der Agglo-Gelder
Das Gesamtprojekt wird in drei Teilprojekten – je einem pro Strasse – umgesetzt und ist in den Planungen von Kanton und Stadt kostenmässig separat aufgeschlüsselt. Weil die Mutschellenstrasse als ausserorts gilt, trägt dort der Kanton die Kosten von rund 9,7 Millionen zu 100 Prozent. Bei den Teilprojekten der Zürcherstrasse und der Badenerstrasse kommt Bremgarten gemäss dem geltenden Verteilschlüssel ein Anteil von 35 Prozent zu.
Gesamthaft würden so 3,7 Millionen Franken die Stadtkasse belasten. Vorläufig. Denn einerseits versucht die Stadt derzeit ihren Anteil in Gesprächen mit dem Kanton noch zu senken, andererseits wird sich voraussichtlich auch der Bund mit Agglomerationsgeldern am Projekt beteiligen, was den Stadtbeitrag um 860 000 Franken senken würde. Voraussetzung dafür ist aber ein Baustart vor 2028. «Für uns ist diese Deadline mit ein Grund, weshalb man an der Gemeindeversammlung Ja zum Projekt sagen sollte», sagt der zuständige Bremgarter Stadtrat Daniel Sommerhalder. Zumal die Auswirkungen eines Neins je nachdem klein sein könnten – hat der Kanton doch die Kompetenz, Bremgarten per Dekret zum finanziellen Mitmachen zu «verdonnern». Der Neubau des Bibenlos-Knotens wird vom Städtli aus also höchstens verzögert, kaum aber verhindert werden können.