Ein fulminanter Start
21.03.2023 Bremgarten«Die Fledermaus»-Inszenierung der Operettenbühne Bremgarten feierte grosse Premiere
Unter den Augen zahlreicher Besucher, unter ihnen viel Lokalprominenz, feierte die Bremgarter Operettenbühne einen gelungenen Auftakt in die diesjährige Spielzeit. ...
«Die Fledermaus»-Inszenierung der Operettenbühne Bremgarten feierte grosse Premiere
Unter den Augen zahlreicher Besucher, unter ihnen viel Lokalprominenz, feierte die Bremgarter Operettenbühne einen gelungenen Auftakt in die diesjährige Spielzeit. Die Inszenierung von der «Fledermaus» hielt, was sie versprach und sorgte allenthalben für hochzufriedene Gesichter.
Marco Huwyler
Am Ende der fast dreistündigen Vorstellung erhob sich der gut gefüllte Saal des Casinos zu einer Standing Ovation. Minutenlanger Applaus zeigte den Darstellern und Musikern, dass es sich wahrlich gelohnt hatte, all die Anstrengungen der intensiven letzten Monate auf sich zu nehmen. «Ich bin überglücklich», sagte eine strahlende Myriam Rufer-Staubli nach dem Auftakt. «Diese Momente, wenn man spürt, dass es gelungen ist, den Funken springen zu lassen, sind einfach wunderschön und durch nichts zu toppen.»
Das Publikum, das anlässlich der Premiere so manch bekanntes Gesicht beinhaltete, fühlte sich offensichtlich bestens unterhalten von der Bremgarter Version der «Königin der Operetten». Dies bestätigt auch Raymond Tellenbach. Der Bremgarter Stadtammann ist ein kleiner Operettenexperte. «Damit bin ich bereits aufgewachsen. Die Schallplatten liefen bei uns zu Hause jeweils am Sonntagnachmittag.» «Die Fledermaus» hat Tellenbach bereits «mindestens fünfmal» live gesehen. Doch die diesjährige Bremgarter Version gefiel ihm besonders. «Vor allem das Bühnenbild und das Orchester waren sehr imposant.»
Dies bestätigt auch Pius Fischbach. «Weltklasse», bezeichnet der Bremgarter Galerist die musikalische Darbietung gar. Ballett und Chor hätten zudem bestens harmoniert. «Und Tenor Daniel Zihlmann (der mit Gabriel von Eisenstein die männliche Hauptrolle spielt, Anm. d. Red.) ist immer eine ganz besondere Nummer und höchst unterhaltsam», sagt der Kulturliebhaber.
Auch Grossrätin Karin Koch-Wick lobt das Schauspiel und die «wunderschönen, eingängigen Melodien, die ins Herz gehen». Der Operettenbesuch gehört für sie als Bremgarterin einfach dazu. «Man ist auch ein wenig stolz darauf, dass wir hier so etwas Tolles beheimaten dürfen», lächelt sie. «Was Myriam und ihr Team alle seit Jahrzehnten auf die Beine stellen, ist einfach hervorragend.»
Endlich durfte die Fledermaus fliegen
Operette Bremgarten: Premiere von Johann Strauss’ «Fledermaus» im Casino
Lange mussten die Organisatoren warten, umso grösser war nun die Vorfreude auf die Premiere ihrer neusten Produktion. Zur 100-jährigen Operettentradition präsentiert die Operettenbühne in Bremgarten die Königin der Operetten. Noch bis Mitte Mai dürfen die Zuschauer den dreiteiligen Akt geniessen.
Simon Huwiler
Diese Premiere hatte es in sich. Ursprünglich für 2021 und dann 2022 geplant, aber wie so viele Events Virus-bedingt vertagt, durfte die Fledermaus nun endlich fliegen. Im Casino Bremgarten feierte der Klassiker von Johann Strauss Premiere. Bis zur Dernière am 13. Mai folgen 22 weitere Aufführungen.
Mit grosser Vorfreude
«Die Vorfreude auf die kommenden Wochen ist riesig», erzählt Präsidentin Myriam Rufer-Staubli kurz vor der Premiere. Denn die Vorbereitungen für die «Fledermaus» begannen eigentlich vor vier Jahren, nach der Dernière zu Paganini. «Ich bin demütig und dankbar und habe eine Riesenfreude. Ich werde heute so oder so mit einem Lächeln hinauslaufen», sagt Rufer-Staubli. Das durfte sie nach der Vorstellung auch guten Gewissens. Denn die Premiere überzeugte die Besucher und Gäste durchs Band.
Manch einer hatte zuvor wochenlang auf die Bremgarter Operette hingefiebert. Stadträtin Claudia Bamert hat sogar extra am Abend vor der Premiere in der Musikkiste gewühlt und sich die Kompositionen von Johann Strauss angehört – Kindheitserinnerungen kommen hoch, «denn ich kenne die ‹Fledermaus› noch aus der Schulzeit», erzählt sie.
Sie und ihre vier Kolleginnen und Kollegen des Stadtrats freuten sich auf die Erstaustragung. «Ich bin sehr gespannt, was wir zu sehen bekommen», sagt etwa Daniel Sommerhalder. Theophil Rau ergänzt: «Ich will mich einfach gut unterhalten lassen.» Ein Wunsch, der sich an diesem Abend erfüllte.
Eine hundertjährige Tradition
Genau 100 Jahre ist es her, dass die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bremgarten erstmals in den Genuss einer Operette kamen. Und wie sich das für eine richtige Premiere bei einer Operette gehört, traf man auch diesmal schon bei dem gediegenen Apéro im Vorfeld das eine oder andere bekannte Gesicht an.
«Ich war 2001 das erste Mal an einer Operette, als ich neu in den Grossen Rat gewählt wurde. Das war sehr speziell. Meine Schwester wohnt in Bremgarten und war immer schon begeistert von Operetten. Diese Leidenschaft ist in der Familie geblieben», erzählte Nationalrat Andreas Glarner.
Dass nach Jahren der Vorbereitung die Bremgarter Bühne endlich wieder zum Leben erwacht, das ist wohl der schönste Lohn für die 180 Helferinnen und Helfer. «Es freut mich, dass im Reusstal so was gemacht wird, die Leute sich so extrem engagieren und dass diese Tradition in der Bevölkerung verankert ist», sagte Nationalrat Matthias Jauslin.
Und Bremgarten ist ja nicht alleine in der Operettenwelt des Kantons Aargau. Regierungsrat Alex Hürzeler: «Ich freue mich, dass nun auch Bremgarten in den Rhythmus kommt. Es ist schön, dass alle vier Operetten im Aargau laufen. Und natürlich freut es mich, dass der Verein Operettenbühne Bremgarten Covid gut überstanden hat. Operetten und Laienkultur sollen gefördert werden.»
Alte Bekannte auf der Bremgarter Bühne
Daniel Zihlmann, bereits zu Zeiten von Paganini 2019 auf der Bremgarter Bühne, spielt diesmal Gabriel von Eisenstein, ein sich selbst überschätzender Lebemann aus dem kleinbürgerlichen Milieu. Angela Kerrison spielt Rosalinde, seine Ehefrau.
Nicht nur die beiden, auch all die anderen Solisten – von Stefanie Frei als Stubenmädchen über Wolf Latzel als Dr. Falke bis hin zu Sebastian Fuchsberger als Alfred, der Gesangslehrer, verzückten das Publikum mit ihren emotionalen Auftritten. Dieses verdankte die Premiere mit Standing Ovations.
«Es war super. Vor allem haben es alle Protagonisten so gemacht wie in der Generalprobe. Ein bisschen Nervosität ist normal, wenn der Saal voll ist. Doch das Publikum lachte. Wir sind wunschlos zufrieden, es war eine fulminante Aufführung, es hat sich gelohnt. Wenn du ein Publikum hast, das dir sagt, dass du es toll gemacht hast, ist das das Schönste», sagt Valentin Brunner, Medienverantwortlicher und Chormitglied bei der Operettenbühne Bremgarten.
Und Rufer-Staubli ergänzte: «Nach diesem wunderbaren Abend bin ich zuversichtlich, dass in den nächsten rund zwei Monaten noch zahlreiche folgen werden.» Die Präsidentin der Bremgarter Operettenbühne hat allen Grund dafür, optimistisch zu sein. Denn für eine erfolgreiche Operettensaison sind wahrlich alle Zutaten vorhanden. Das hat bereits die Premiere gezeigt. Wer es in den kommenden Wochen versäumt, zum Casino zu pilgern, ist selber schuld.
Information über die Operette, die Termine der weiteren Vorführungen sowie Tickets im Vorverkauf auf: www.operette-bremgarten.ch/fledermaus
Zum Stück
Statt im Gefängnis seine Strafe für Beamtenbeleidigung anzutreten, vergnügt sich Gabriel von Eisenstein lieber inkognito feuchtfröhlich auf dem Ball von Prinz Orlofsky. Doch am nächsten Morgen folgt die grosse Aus- bzw. Ernüchterung: Der exotische Ballflirt entpuppt sich als eigene Ehefrau und der neue Freund als Gefängnisdirektor. Blamiert muss Eisenstein erkennen, dass er Opfer einer Racheintrige seines Freundes Dr. Falke geworden ist, der Eisenstein für seinen Walk of Shame im Fledermauskostüm nach einer durchzechten Nacht verantwortlich macht. Mit hintersinnigem Witz sowie berauschenden Walzern, Polkas und Galopps thematisiert Johann Strauss’ Erfolgsoperette unterhaltsam die Lüste, Verwirrungen und Zwänge der bürgerlichen Gesellschaft sowie deren Drang, diese Fesseln zu sprengen.