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07.07.2023 Künten, Region BremgartenMit Velos Freiheit schenken
Fahrräder aus Künten für Flüchtlinge
Walter Rüthemann stellt aus ausgedienten Velos wieder funktionstüchtige her und verschenkt diese weiter. Ein Stück Freiheit bedeute das Fahrrad für ...
Mit Velos Freiheit schenken
Fahrräder aus Künten für Flüchtlinge
Walter Rüthemann stellt aus ausgedienten Velos wieder funktionstüchtige her und verschenkt diese weiter. Ein Stück Freiheit bedeute das Fahrrad für einen Flüchtling, insbesondere bei alltäglichen Tätigungen. «Ich flicke gerne, und wenn ich damit anderen etwas Gutes tun kann, umso besser», sagt der 70-jährige. Die reparierten Velos übergibt er Hilfswerken oder er spendet sie den in der Region lebenden Asylsuchenden. --sab
Walter Rüthemann macht alte und kaputte Velos wieder flott und schenkt sie weiter
Ob nach Afrika oder an Asylsuchende in der Schweiz – der Pensionär Walter Rüthemann gibt nicht mehr funktionsfähigen Fahrrädern ein zweites Leben und spendet sie solchen, für die ein Velo von grossem Wert ist.
Sabrina Salm
«Diese Freude in seinem Gesicht – unbeschreiblich», lächelt Walter Rüthemann, als er von dem Augenblick erzählt, an dem er Velos an einen Flüchtling, der in der GOPS (Geschützte Operationsstelle) in Muri wohnt, überreicht. Ein Moment purer Freude von beiden Seiten. «Für andere waren die Fahrräder Abfall, weil sie kaputt waren oder einfach nicht mehr neu. Für Flüchtlinge bedeuten die wieder reparierten alten Velos ein Stück Freiheit.»
Eingefädelt hat die Aktion Marianne Kürsteiner von der Kirchenpflege der reformierten Kirche Muri-Sins. «Ich hatte davon gehört, dass Walter Rüthemann aus ausgedienten Rädern wieder funktionstüchtige herstellt und schon viele solcher Velos an ukrainische Flüchtlinge abgegeben hat», berichtet Kürsteiner. «Also fragte ich an, ob er auch für die GOPS-Flüchtlinge ein Velo abgeben könnte, damit sie einen grösseren Radius hätten, um sich zu bewegen.» Denn manche Orte, die sie besuchen möchten, liegen zu Fuss etwas weit weg, wie zum Beispiel Obfelden und Wohlen. Mit dem Velo wären sie jedoch gut erreichbar. «Der Zug und das Postauto sind für die Flüchtlinge sehr teuer. Ich hatte mir deshalb überlegt, dass man für drei, vier Leute ein Velo zur Verfügung stellen könnte, das sie sich teilen könnten.» Prompt kam die positive Antwort von Rüthemann. Kurz darauf brachte er die ersten vier Fahrräder vorbei.
Bereits 150 Fahrräder auf Vordermann gebracht
Geschraubt, hantiert und repariert an Velos, Autos oder Töffs habe er schon in Jugendjahren immer. Der gelernte Maschinenschlosser ist seit über vierzig Jahren in Künten zu Hause und hat bei sich eine Hobbywerkstatt eingerichtet. Hier repariert und verkauft er seit Jahren nebenbei Räder und Kleingeräte wie Rasenmäher oder Kettensägen.
Seit einem halben Jahr bringt er nun nicht nur Velos von Kunden auf Vordermann, sondern auch solche für die Organisation Velafrica. Diese bringt fahrtüchtige Fahrräder nach Afrika. Dort erleichtern sie den Weg zur Schule oder zum Markt und helfen beim Transport von schweren Lasten. Ebenfalls bereitet Rüthemann Velos für die Organisation Ökoservice in Altstetten vor. Bisher hat er 150 Velos ein Zweitleben ermöglicht und diese an Hilfsbedürftige und Asylsuchende verschenkt. «Anderen eine Freude zu machen, ist schön. Und sie können die Fahrräder wirklich gebrauchen.»
Ruhestand kennt er nicht
Es ist sein Credo, die alten neuen Velos mit einem guten Gefühl abzugeben. «Ich verschleudere keinen Seich», meint der Vater von drei Töchtern. «Ich bekomme zum Teil Velos, die in einem sehr guten Zustand sind. Von anderen wiederum kann ich nur Einzelteile gebrauchen.» Ob Kinder-, Damen oder Männervelos, er macht alle wieder fit. «Für die Velos, die nach Afrika gehen, wären jedoch Räder mit breiten Pneus ideal», weiss er. Seit fünf Jahren ist der 70-Jährige im Ruhestand. Obwohl, «Ruhestand» kennt Rüthemann nicht. «Ich muss aktiv sein», sagt er. Sei dies eben mit seinem handwerklichen Geschick oder beim Sporttreiben. Früher habe er viele Bergläufe und Marathons gemacht. Auch Biken ist eines seiner Hobbys.
Der Wiederverwendungsgedanke spielt bei ihm ebenfalls eine grosse Rolle. «Ich kann die Verschwendungsgesellschaft, in der wir sind, nicht nachvollziehen.» Vieles sei zu schade, um weggeworfen zu werden, und könne mit einfachen Reparaturen für den Gebrauch wiederhergestellt werden. Für ihn ist es eigentlich nichts Weltbewegendes, dass er Fahrräder auf Vordermann bringt und sie verschenkt. «Ich mache das gerne. Und wie Sie sehen, hat es lauter Vorteile. Für mich, für die Umwelt und für andere.»