«Eigentlich ein Fulltime-Job»
23.05.2025 BremgartenWas soll der Ammann verdienen?
Heikle Lohnfrage im Zentrum der «Gmeind» am 12. Juni
Das Amt des Stadtammanns soll künftig eine 80-Prozent-Stelle sein. Dies beantragt die Regierung an der «Gmeind» in drei Wochen. Nicht das einzige ...
Was soll der Ammann verdienen?
Heikle Lohnfrage im Zentrum der «Gmeind» am 12. Juni
Das Amt des Stadtammanns soll künftig eine 80-Prozent-Stelle sein. Dies beantragt die Regierung an der «Gmeind» in drei Wochen. Nicht das einzige Traktandum, das Diskussionsstoff bietet.
Marco Huwyler
Nach 16 Jahren erhält Bremgarten 2026 einen neuen Stadtammann. Schon länger ist klar, dass Raymond Tellenbach zum Ende dieser Legislatur abtritt. Die Bewerber für dessen Nachfolge stehen bisher aber nicht gerade Schlange. Noch hat niemand seine Ambitionen öffentlich angemeldet.
Es herrscht ein breiter Konsens darüber, dass das Amt neben allen Ehren, die es mit sich bringt, dem Träger auch viel Opferbereitschaft und Zeit abverlangt. Bisher wurde dies in Bremgarten mit einem 50-Prozent-Pensum vergütet. Viel zu wenig, findet der Stadtrat, der dem Amt nun durch eine Anpassung gerechter werden und es dadurch auch attraktiver machen soll. «Es ist keine Lohn-, sondern eine Pensenanpassung», sagt Stadtschreiber Beat Neuenschwander. Das Regierungsoberhaupt soll künftig eine 80-Prozent-Stelle bei der Gemeinde innehaben – was mit 152 000 Franken entlöhnt würde. Überdies sollen auch Pensum und Lohn des Vizeammanns und des zuständigen Stadtrats für Departement 3 (Schule, Kultur und Sport) signifikante Anpassungen gegen oben erhalten.
Kunstrasen und Klassenzimmer
Das dürfte viel zu reden geben. Bereits jetzt lassen die Bürgerlichen gemeinsam verlauten, dass sie diesen Kurs so
nicht mittragen. Zumal es auch um die Grundsatzfrage geht, ob man Berufspolitiker will im Städtli. Der Stadtrat kann die Notwendigkeit indes plausibel begründen und hofft auf ein Einlenken der Bevölkerung trotz schwieriger Finanzlage. Schliesslich möchte man auch künftig fähige Personen für die anspruchsvollen politischen Ämter mobilisieren. Die Stadtrats-Entschädigungsfrage dürfte nicht die einzige sein, die am 12. Juni im Casino zu reden geben wird. Auch die Bärenmatte, die Badi, Schulfragen oder die Rechnung 2024 könnten für Diskussionen an der «Gmeind» sorgen.
Die «Gmeind» beschäftigt sich mit dem Lohn und den Pensen der Regierung
Der Stadtrat traktandiert am 12. Juni seine eigene Entlöhnung. Die Pensen sollen erhöht werden. Mit einer 80-Prozent-Stelle würde der Ammann so de facto zum Berufspolitiker. Eine Entscheidung, welche die personelle Besetzung auf Jahre massgeblich beeinflussen könnte – im Positiven, wie der Stadtrat betont.
Marco Huwyler
Zu den Gesamterneuerungswahlen im kommenden Herbst treten Vizeammann Doris Stöckli und Stadtammann Raymond Tellenbach nicht mehr an. Die drei verbleibenden Stadtratsmitglieder dagegen wollen sich nochmals für eine Amtsperiode zur Verfügung stellen. So viel ist bekannt. Doch darüber, ob jemand – und wer von ihnen – das Amt des Ammanns künftig bekleiden möchte, darüber herrscht bislang auffälliges Stillschweigen. Und dafür gibt es gute Gründe.
«Die verbleibenden Stadträte möchten erst nach der Gemeindeversammlung – an der die Entschädigung für die nächste Amtsperiode festgelegt wird – entscheiden, ob sie sich für diese Positionen zur Wahl stellen», hiess es in der offiziellen Pressemitteilung der SP zu diesem Thema, als sie die erneute Kandidatur ihres Stadtrates Dani Sommerhalder ankündigte.
Offenbar ist der Satzeinschub – also die Frage nach der finanziellen Entschädigung für das Amt – für den Entscheid pro oder kontra Ammannkandidatur mit- oder gar matchentscheidend für jene die sich dafür interessieren. «Die langjährigen Regierungsmitglieder haben bereits einen ziemlich guten Einblick und eine Vorstellung davon, was es braucht, um diesem Amt gerecht zu werden», sagt der bisherige Inhaber Raymond Tellenbach. Aktuell ist dafür eine 50-Prozent-Stelle veranschlagt. «Und das ist schlicht und einfach viel zu wenig.» Das hätten die letzten Jahre gezeigt.
Führungsrolle gerecht werden
An der «Gmeind» in drei Wochen beantragt der Stadtrat daher, die Festlegung der Entschädigung zu überarbeiten. Neu soll das Teilpensum des Stadtrats von 50 auf 80 Prozent angehoben werden – der Lohn soll künftig so 152 000 Franken statt wie bisher 95 000 Franken betragen. «Die jetzige Entschädigungsformel ist nicht mehr zeitgemäss und blieb jahrelang nahezu unangetastet», sagt Stadtschreiber Beat Neuenschwander. 2015 – nach der Fusion mit Hermetschwil-Staffeln – hatte man zum letzten Mal nennenswerte generelle Anpassungen vorgenommen. «In den letzten Jahren aber ist das Amt viel komplexer geworden. Die Anforderungen nehmen laufend zu», sagt Neuenschwander. Das Amt des Ammanns komme mittlerweile der Führung eines stattlichen KMU gleich – schliesslich beschäftigt die Stadt rund 150 Angestellte. Da sei ein engagierter, kompetenter Chef mit einem 50-Prozent-Pensum illusorisch.
Hinzu kommt die Verantwortung und die Erwartungen an einen Bezirkshauptort, denen Bremgarten gerecht werden soll und will. «Wir möchten weiterhin eine führende Rolle bei überregionalen Projekten und Organisationen einnehmen», sagt Neuenschwander. Auch das trage letztlich zur Belastung des Amtes bei. So leitete Tellenbach in den letzten Jahren beispielsweise etwa die Gremien der Repla und der Gemeindeammännervereinigung – und vertrat Anliegen Bremgartens und der Region mehrfach auf Kantons- oder gar Bundesebene. «Es ist eine Rolle, die wir weiterhin spielen wollen. Diese Einflussnahme ist wichtig für die Zukunft Bremgartens», findet der Stadtschreiber.
Fronarbeit wurde immer mehr
Auch wenn er selbst nicht mehr von den Anpassungen profitieren würde, steht der abtretende Ammann Tellenbach voll hinter den angedachten Entschädigungs-Massnahmen und hat sie gar massgeblich mitaufgegleist. «Es ist ein fälliger Schritt, mit dem wir uns lediglich in viele vergleichbare Gemeinden einreihen würden», sagt Tellenbach. Der Ammann hat in den vergangenen Jahren Buch geführt über seine Arbeitszeit. «Es waren nahezu 100 Stellenprozente, die ich aufgewendet habe», sagt er. So sei er beispielsweise 2023 97 Prozent über der Sollzeit gewesen – und 2024 gar 102 Prozent. «Es wurde eigentlich Jahr für Jahr immer mehr. Die Verantwortung grösser und die Aufgabenbereiche komplexer», erklärt Tellenbach. «So bin ich mit der Zeit quasi in diesen Fulltime-Job hineingerutscht.»
Dass er dies nicht entsprechend vergolten bekam, stört den Ammann nicht. «Ich bin ja mittlerweile im Pensionsalter und habe diese Fronarbeit für Bremgarten immer gerne gemacht», sagt er. Dennoch erwartet er nicht, dass dies für einen Nachfolger genauso gelten müsse. «Nicht jeder hat das Privileg eines sehr flexiblen Berufes oder der zeitlichen Verfügbarkeit eines Rentners.» Und das Amt des Stadtammanns müsse auch für Personen in der Mitte des Lebens möglich und erstrebenswert bleiben. «Wenn man erwartet, dass dafür der bisherige Beruf hinten ansteht oder sogar aufgegeben wird, dann muss dies nun mal auch finanzielle Konsequenzen haben», sagt Tellenbach.
Missgunst gegenüber einem Nachfolger, der massiv besser entlöhnt würde als er selbst jahrelang, empfände der abtretende Ammann keine, im Gegenteil. «Ich würde mich sehr freuen, wenn das Amt die Anerkennung bekäme.» Denn langfristig profitiere dabei Bremgarten. «Unsere Stadt hat es verdient, qualitativ gute, kompetente und fähige Ammänner stellen zu können.» Bei einer Ablehnung der vorgeschlagenen Pensenaufstockung sieht der Ammann die Gefahr des Gegenteils – nämlich, dass man künftig des Öfteren ohne Ammannkandidaten dastehen könnte. Oder mit einem, der den Anforderungen nicht gewachsen ist.
Die Schulstadträtin soll zum Spezialfall werden
Das Amt des Oberhaupts ist indes nicht das einzige innerhalb des Stadtrates, das finanzielle Anpassungen erfahren soll, wenn es nach der Regierung geht. Auch der Vizeammann soll künftig mehr erhalten (48 000 statt 40 000 Franken). Das entspricht 10 Stellenprozenten mehr, als das Pensum eines «normalen» Stadtrats, mit einem Lohn von 32 000 Franken für ein 20-Prozent-Pensum.
Separat aufgestockt werden sollen überdies Pensum und Entlöhnung des Stadtrats von Departement 3 (Schule, Kultur und Sport). Jenes Regierungsmitglied – aktuell Claudia Bamert – würde künftig eine Sonderstellung innerhalb des Entschädigungssystems des Gremiums haben. Die Departementsleitung soll in eine 40-Prozent-Stelle umgemünzt werden. Das entspräche neu 64 000 Franken. «Es hat sich gezeigt, dass in jenem Departement die Belastung noch grösser ist als anderswo und sehr viel Arbeitseinsatz und Sonderefforts nötig sind», sagt Neuenschwander. Insbesondere die Abschaffung der Schulpflege führte zu einem grossen Mehraufwand für die Schulstadträtin.
Nicht selten gelangen seither Einzelfälle von Schülern bis vor die Stadträtin. Das politische Amt ist viel stärker als früher in den Entscheidungsprozess eingebunden und bringt mehr Verantwortung mit sich. Speziell auch in Bremgarten mit seiner grossen Schule inklusive Oberstufe und Bezirksschule. «Es sind rund 150 Lehrpersonen mittlerweile», rechnet Neuenschwander vor. Hinzu kommen zahlreiche komplexe Schul- und mit der Schule verbundenen Bauprojekte, in welche die Stadträtin miteingebunden ist. Und die weiteren Departementsaufgaben von Kultur und Sport. «Ein 40-Prozent-Pensum ist dafür noch konservativ gerechnet», sagt auch Tellenbach.
Kommt die vorgeschlagene Sonderstellung des Departements durch, würde Bremgarten eine Vorreiterrolle einnehmen in einem Bereich, mit dem viele Gemeinden seit der Abschaffung der Schulpflege zu kämpfen haben. «Vielerorts wird dies einfach mit Sonderentschädigungen geregelt. Wir finden den nun vorgeschlagenen Weg effizienter und transparenter», sagt Neuenschwander.
Auch Alternativen geprüft
Insgesamt ergeben sich durch die geplanten Lohn- und Pensenanpassungen für die Stadt jährliche Mehrkosten von 100 000 Franken. Die Gesamt-Lohnsumme des Stadtrats würde von 228 000 auf 328 000 Franken steigen.
Als Alternative hat der Stadtrat andere Modelle geprüft. Beispielsweise eine Erhöhung auf sieben Stadtratsmitglieder. Oder die Umstellung auf ein Verwaltungsleiter- oder Geschäftsleitungsmodell, bei dem man die Aufgaben und Kompetenzen auf zusätzliche Angestellte delegiert. «Dabei hat sich einerseits gezeigt, dass dies a) wohl teurer wäre und b) nicht dem Willen von Regierung und der Verwaltung entspricht», sagt Tellenbach. Man wolle in Bremgarten Verhältnisse eines Elfenbeinturms vermeiden und weiterhin einen Stadtrat mit direktem Draht zu den Abteilungsleitern haben, der auch operative und personelle Führungsaufgaben wahrnimmt.
Der Stadtrat ist optimistisch, dass dieser Weg und die damit einhergehende Anpassung von der Bevölkerung mitgetragen wird – trotz schwieriger Finanzlage. «Doch man wird es den Leuten natürlich sehr gut erklären müssen», wie Tellenbach betont. Dafür wird er am 12. Juni zum letzten Mal an einer Sommer-«Gmeind» gefragt sein.
Neuer Anlauf auf der Bärenmatte
«Gmeind» am 12. Juni: Nach der Abfuhr für das Gesamtprojekt soll der Kunstrasen nun vorgezogen werden
Nach der Rückweisung des Projektierungskredits für eine neue Sportanlage Bärenmatte will sich der Stadtrat nun stattdessen erst mal einem Teilprojekt widmen: dem Ersatz des Naturrasens durch einen Kunstrasen. Die Eile diesbezüglich ist begründet.
Marco Huwyler
Konsternation und Enttäuschung beim FC Bremgarten waren gross nach der vergangenen Winter-«Gmeind». Von allen Vorhaben und Projekten hatte der Souverän ausgerechnet jenem eine Abfuhr erteilt, das für den grössten Bremgarter Verein und dessen Jugendarbeit im Vorfeld als überlebenswichtig taxiert worden war. Doch das Gesamtprojekt für die Schulen und Vereine mit neuer Dreifachturnhalle, neuer Infrastruktur (inklusive Vereinslokale und Garderoben für den FCB und den Tennisclub), neuer Tiefgarage und Ersatz des Naturrasens durch einen neuen Kunstrasen war der Bevölkerung letztlich mit einem Gesamtvolumen von über 35 Millionen Franken deutlich zu teuer. Das Projekt wurde an den Stadtrat zurückgewiesen – es soll eine Generalüberarbeitung erfahren und künftig abgespeckt daherkommen.
Realisierung bis 2029 – sonst gibts kein Fördergeld
Selbstverständlich freilich, dass diese ein halbes Jahr später noch nicht vorliegt. Und dennoch kommt nun der Stadtrat erneut mit der Bärenmatte an die Sommer-«Gmeind». Der geplante Ersatz des Naturrasens durch einen Kunstrasen soll vorgezogen werden. Grund dafür ist nicht nur das akute Bedürfnis der Fussballer, welche sich lautstark beklagen, keine würdigen Trainings- und Spielbedingungen im Städtli vorzufinden (durch einen Kunstrasen würde die Problematik erheblich entlastet, da dieser viel stärker beansprucht werden kann) – es sind gesprochene Fördergelder, welche zur Eile mahnen. So wurde erst nach der Abfuhr des Bärenmatt-Projekts an der Winter-«Gmeind» entschieden, dass Bremgarten in den Genuss von einer unterstützenden Summe von bis zu 400 000 Franken aus dem Swisslos-Sportfonds kommt, wenn man das Kunstrasenprojekt vorantreibt. Die Stadt Bremgarten wurde von Kanton und vom aargauischem Fussballverband als eines von 11 Kunstrasenprojekten ausgewählt, welche zum Handkuss kommen. Bedingung für den Unterstützungsbetrag ist allerdings, dass bis Dezember 2027 eine Baubewilligung für ein Projekt vorliegt – und dass dieses bis Ende 2029 realisiert ist.
420 000 Franken für Planung
«Es ist daher notwendig, dass wir hier Nägel mit Köpfen machen», sagt Stadtammann Raymond Tellenbach. Die Stadt möchte deshalb bereits jetzt einen Projektierungskredit von 420 000 Franken für das Kunstrasenprojekt abholen. Ein Betrag, der einigermassen hoch anmutet, wenn man ihn in Relation zu den 1,8 Millionen setzt, welche die Projektierung für das Gesamtprojekt gekostet hätte – zumal der Ersatz eines Naturrasen durch einen Kunstrasen gemeinhin nicht als besonders kompliziert taxiert werden würde. Insgesamt 282 000 Franken hat die Stadt aber für Fachplaner und Spezialisten veranschlagt. Der gesamte Planungskredit beläuft sich auf 420 000 Franken.
Verschwinden Parkplätze?
Grund dafür ist auch, dass die Flächenverhältnisse eine Anpassung erfahren müssen. Das Spielfeld beträgt heute 100 x 62 Meter – was nicht der Norm des Fussballverbandes entspricht. Die Rasenfläche wird deshalb inklusive Sicherheitsräumen auf 106 x 70 Meter angepasst werden müssen. Und dafür sind Anpassungen der gesamten Anlage notwendig. Mutmasslich müssen dafür die Parkplätze auf der Sportstrasse weichen. «Wobei es auch Aufgabe der Projektierung sein wird, ob es nicht auf der anderen Seite sinnvoller wäre», sagt Tellenbach. Auch die Baugrunduntersuchung (samt Sondierung für die Geologie und Versickerung), Architektur, Bau- und Elektroingenieur sowie das Baumanagement kumulieren sich zu den veranschlagten Projektierungskosten. «Wir hoffen, dass wir so schon einmal einen Teil des ambitionierten Gesamtprojekts in die richtigen Bahnen lenken und mit Hilfe von Unterstützungsgeldern vorzeitig angehen können», sagt Tellenbach. Damit würde das Mammut-Vorhaben-Bärenmatte in Zukunft zumindest schon ein bisschen kleiner. Und eines der akutesten Probleme der Anlage wäre schon einmal behoben. Der FC übrigens würde sich an der Lösung – falls sie zustande kommt – ebenfalls mit 250 000 Franken beteiligen. Wie teuer das «Bauprojekt Kunstrasen» wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.