Doppelt vererbt
23.01.2024 SportBob: Gleich zwei Freiämter Talente bestreiten ihre ersten Rennen im Europacup
Das Freiamt war ein Nest für starke Bobfahrer. Dies scheint auch in Zukunft so zu bleiben. Nils Reich und Jan Scherrer gelten beide als vielversprechende Talente – und haben nun ...
Bob: Gleich zwei Freiämter Talente bestreiten ihre ersten Rennen im Europacup
Das Freiamt war ein Nest für starke Bobfahrer. Dies scheint auch in Zukunft so zu bleiben. Nils Reich und Jan Scherrer gelten beide als vielversprechende Talente – und haben nun einen weiteren, wichtigen Schritt auf ihrem noch jungen Weg geschafft.
Stefan Sprenger
Keine Region der Schweiz beheimatet so viele starke Bobfahrer wie das Freiamt. Max Forster, Daniel Schmid, Christian Reich und Dominik Scherrer sind alle Freiämter und allesamt frühere Spitzen-Bobfahrer und Olympioniken. Hinzu kommt Melanie Hasler, die Quereinsteigerin aus Berikon, die aktuell an der Weltspitze im Mono- und Zweierbob mitfährt. Eine mögliche Erklärung: Turnen und Leichtathletik sind in der Region stark verbreitet und sind eine gute Voraussetzung, um in den Bobsport einzusteigen. Forster, Schmid und Scherrer waren beispielsweise allesamt auch starke Athleten neben dem Eiskanal.
Nun kommt eine weitere Erklärung hinzu: «Vererbung», wie Christian Reich lachend sagt. Der Küntener, der im Schweizer Fernsehen die Bobrennen kommentiert, spricht damit die beiden neuen Freiämter Bobtalente an. Jan Scherrer aus Auw und sein Sohn Nils Reich aus Künten. Nils Reich peilte erst eine Karriere als Fussballtorwart an, durchlief beim FC Wohlen alle Nachwuchsstufen und galt als grosses Talent. Er wandelte damit auf den Spuren seiner Mutter Christine Huser, die einst im Frauenfussball-Nationalteam spielte. Doch dann wechselt er in den Bob. Sein Vater Christian, der Olympia-Silber gewann und nach der Karriere als Trainer, Bobkonstrukteur, Materialexperte und Vizepräsident des internationalen Bobverbandes tätig war, unterstützt ihn. «Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut laufen würde für ihn», sagt der Vater. «Aber er macht grosse Fortschritte.»
Vor wenigen Tagen fährt sein Sohn erstmals ein Rennen im Europacup mit. In St. Moritz schaffen es Reich und sein Anschieber Joshua Eichenberger auf den 13. Rang (von 32 Schlitten) im Zweierbob-Rennen. «Damit bin ich sehr happy und zufrieden.»
Vom Kugelstossen in den Eiskanal
Ebenfalls sein Europacup-Debüt in St. Moritz gab Jan Scherrer aus Auw. Im Zweierbob fuhr er auf den 15. Rang (mit Anschieber Lars Grüninger) und im Viererbob auf Rang 11 (von 20 Teilnehmern). Auch der 23-Jährige hat den Bobsport in den Genen. Sein Vater Dominik Scherrer war einst ein Weltklasse-Steuermann und nach der Karriere Nationaltrainer und Sportchef beim Schweizer Bobverband – und auch Trainer der britischen Bobfahrer. «Ich bin praktisch auf der Bobbahn aufgewachsen», sagt Jan Scherrer, der auch im Kugelstossen stark ist und damit zwei sportliche Standbeine hat. Der Bobsport hat ihn schon immer fasziniert, vor wenigen Jahren hat es ihn gepackt. Wie Nils Reich strebt auch Jan Scherrer eine «internationale Karriere im Bobsport an». Beide wollen «alles geben und schauen, wie weit es reicht». Für beide gilt nun, so viel wie möglich zu fahren und Erfahrungen zu sammeln.
Beide sind an der Junioren-EM am Start
Beide träumen von einer Medaille an einer Weltmeisterschaft oder einer Olympiateilnahme. Was meint der Experte? Christian Reich sagt: «Beide sind gut unterwegs. Beide sind Kandidaten für die Zukunft und könnten in einigen Jahren den Lead im Schweizer Bobsport übernehmen.» Wundervolle Aussichten für das Freiamt und seine Bobgeschichte. Anfang Februar werden Jan Scherrer und Nils Reich beide an der Junioren-Europameisterschaft in Innsbruck an den Start gehen.