Doch noch drei Königinnen
10.01.2025 BremgartenStimmungsvoller Neujahrsapéro im Zeughaussaal
Wie es die Tradition gebührt, wurden auch heuer im Städtli am Neujahrsapéro drei Kuchenesser gekrönt. Wenngleich diesmal mit etwas Verzögerung. Ansonsten überzeugte der Anlass einmal mehr mit ...
Stimmungsvoller Neujahrsapéro im Zeughaussaal
Wie es die Tradition gebührt, wurden auch heuer im Städtli am Neujahrsapéro drei Kuchenesser gekrönt. Wenngleich diesmal mit etwas Verzögerung. Ansonsten überzeugte der Anlass einmal mehr mit fröhlicher Geselligkeit. Und neben kulinarischen auch mit musikalischen Leckerbissen.
Marco Huwyler
So ganz 100-prozentig astrein ging es wohl nicht zu und her mit der Ermittlung des Königstrios dieses Jahr. Doch dies hätte allen Beteiligten egaler nicht sein können. Zumal die siebenjährige Hanna als Letzte gekrönt wurde – welche sich über die Aufmerksamkeit als eine von drei Bremgarter Königinnen sichtlich und allerliebst freute.
Zuvor war lange gerätselt und gesucht worden. Die drei überdimensionierten Königskuchen waren zwar bis auf den letzten Krümel verputzt. Der Saal leerte sich langsam. Und doch standen da lange nur zwei Glückliche vor den Präsidenten der Bremgarter Wirtschaftsverbände, um ihren Krönungspreis in Empfang zu nehmen. Bis schliesslich verschmitzt lächelnd die kleine Hanna auftauchte.
Gesangliche Kostproben gefallen
Dem krönenden Abschluss des Abends war eine Veranstaltung vorausgegangen, die einmal mehr als herzlich und gelungen bezeichnet werden darf. Der neu formierte hgv-Vorstand verzichtete darauf, an der simplen, aber bewährten Erfolgsformel der Bremgarter Neujahrseröffnung etwas zu verändern.
Dazu gehört neben dem Apéro mit Königskuchen und Getränken auch Livemusik. Heuer war es am Musicalverein Mutschellen, den gut gefüllten Saal musikalisch zu verzaubern. Die Kostproben, die das Ensemble von seinem neuen «Camping-Musical» «Nix erlaubt!» zum Besten gab, kamen hervorragend an im Zeughaus und waren beste Werbung für die Vorstellungen vom 20. Februar bis 1. März – wenngleich man solche eigentlich gar nicht unbedingt nötig hätte. «Denn der Vorverkauf läuft wirklich hervorragend», wie die Organisatoren glücklich lächelnd verrieten. Wer sich noch eines der Tickets ergattern möchte, sollte sich offenbar beeilen.
Das Smartphone prägt unsere Zeitrechnung
Zwischen den stimmgewaltigen und abwechslungsreichen Musikeinlagen übernahm der Stadtammann das Wort und hielt traditionell eine stimmige Neujahrsansprache. Raymond Tellenbach erinnerte einigermassen verblüfft daran, dass das neue Jahrhundert, welches gefühlt «gerade erst» mit viel Brimborium (inklusive Millenniums-IT-Sorgen und Weltuntergangsankündigungen) eingeläutet worden war, nun bereits zu einem Viertel wieder vorbei ist.
Tellenbach blickte dabei mit den Anwesenden zurück auf 25 Jahre in den 2000ern und auf damit verbundene Ereignisse – allen voran auf «das Aufkommen vom Smartphone als einschneidende Änderung unserer Zeit», welche Kommunikation auf und mit der Welt fundamental verändert habe. Im positiven, aber auch im negativen Sinne, «mit dem heutigen Erwartungsdruck an ständige Erreichbarkeit» – und den damit verbundenen Auswüchsen von Social Media.
Der Stadtammann nahm in seiner Rede natürlich auch auf die lokale Veränderung Bezug – schliesslich hat er sie lange Jahre mitgemacht und -beeinflusst. Den Zusammenschluss Bremgartens mit Hermetschwil-Staffeln etwa, die Erstellung des Doppelkreisels auf der Umfahrungsstrasse, die Einführung der integrativen Schule. «Veränderung findet überall statt. Sie kann rasch sein oder schleichend erfolgen. Doch, dass sie ständig erfolgt, ist so sicher, wie das Amen in der Kirche», sagte Tellenbach. Angesichts dessen sei es wichtig, dass jeder einzelne in diesem Prozess eine aktive, gestalterische Rolle einnehmen. «Damit die Veränderung eine möglichst positive ist.»
Gemeinsam Zukunft gestalten
Er sei gespannt darauf, wie sich die Welt und Bremgarten im nächsten Vierteljahrhundert präsentiere, sagte der Stadtammann und wagte einen Ausblick. «Wer weiss – vielleicht ist die Altstadt 20250 eine handyfreie Zone», schmunzelte Tellenbach. Sicher sei, dass die neue Bärenmatt-Turnhalle bis dann stehe, versprach der Stadtammann augenzwinkernd. Die Feuerwehren Bremgarten, Zufikon und Mutschellen hätten dann sicherlich auch längst fusioniert mit dem neuen Standort «zentral am Sädelkreisel». Oder aber – ganz verwegen – 2050 sei die Umfahrung vielleicht vollständig überdeckt. «Untendurch fahren Autos, die miteinander kommunizieren und ihre Geschwindigkeit aufeinander abstimmen können und obendrauf sind Sportanlagen angesiedelt.»
Raymond Tellenbach lud alle Anwesenden ein, sich an solchen Zukunftsszenarien zu beteiligen, gemeinsam zu visionieren und mitzugestalten «Nur so können Lösungen entstehen, die greifen, die sinnvoll sind, und die auch von Dauer sind.» Tellenbach wünscht sich den Mut, die Zukunft als Herausforderung und Chance zu sehen. «Es ist in der Verantwortung eines jeden von uns, vorwärtszuschauen, vorwärts zu denken und vorwärts zu handeln.»
Das Rätsel blieb
Gewiss waren solche Vorschläge und Visionen zur Gestaltung der Zukunft bereits beim einen oder anderen Thema in den zahlreichen kleinen und grösseren Gesprächen, welche sich anschliessend bei Gebäck und Apéro in heiterer Runde ergaben. Vor allem aber war es erst mal eine vorzügliche Gelegenheit, mit vielen bekannten und neuen Gesichtern auf ein gelungenes Jahr 2025 anzustossen.
Am Ende des Abends blieb bloss das Rätsel offen, wo denn der dritte König so lange geblieben sein mochte. Wurde der weisse Plastikkönig am Ende von jemandem verschluckt? Hatte ihn der Bäcker unterschlagen? Oder mied jemand bewusst das Rampenlicht? Und wo hatte Hanna eigentlich plötzlich ihren kleinen weissen Königsmacher her? Der gelungenen Neujahrsveranstaltung tat das kleine Mysterium indes überhaupt keinen Abbruch – im Gegenteil. Schliesslich hatte Bremgarten doch noch eine dritte Königin gefunden. Eine zudem, die auch in 25 Jahren noch in der Blüte ihres Lebens stehen wird – und die für die beschworene positive Zukunft stand, wie sonst kaum jemand im Saal.