Diskussion um «Umgang im Dorf»
02.09.2025 Mutschellen, Oberwil-Lieli, WahlenPodiumsdiskussion zu den Gemeinderatswahlen
Ende September wird in Oberwil-Lieli ein neuer Gemeinderat gewählt. An einer sehr gut besuchten Podiumsdiskussion haben am Freitag die drei neuen Kandidierenden Jenny Gerber, Marco Feusi und André Künzler sowie ...
Podiumsdiskussion zu den Gemeinderatswahlen
Ende September wird in Oberwil-Lieli ein neuer Gemeinderat gewählt. An einer sehr gut besuchten Podiumsdiskussion haben am Freitag die drei neuen Kandidierenden Jenny Gerber, Marco Feusi und André Künzler sowie der Bisherige Dominik Widmann gesagt, wie sie im Falle einer Wahl politisieren würden.
Es ist 19.45 Uhr am Freitagabend, eigentlich Zeit, sich zurückzulehnen und zu erholen. Nicht so in der Aula des Schulhauses «Falter» in Oberwil-Lieli. Rund 100 Leute strömen in die Aula, um die Podiumsdiskussion zu den anstehenden Gemeinderatswahlen mitzuerleben. Es müssen noch mehr Stühle her, damit alle Besucherinnen und Besucher einen Platz finden. Auf dem Podium stehen am heutigen Abend die drei neuen Kandidierenden Jenny Gerber (FDP), das Zweier-Ticket André Künzler und Marco Feusi, die sich als «liberale Alternative» positionieren, und Dominik Widmann, der als Einziger der bisherigen Gemeinderäte am Gespräch teilnimmt.
«Weiher-Fiasko» hallt nach
Das zentrale Thema des Abends ist das politische Klima im Dorf. Dazu gehört der Umgang des Gemeinderates mit der Bevölkerung. Passend dazu kommt die Frage aus dem Publikum: «Was würden Sie anders machen, um ein weiteres Weiher-Fiasko zu verhindern?» Mit dem «Weiher-Fiasko» ist eine denkwürdige Gemeindeversammlung gemeint, bei der es um die Frage ging, ob die Gemeinde in Lieli einen Weiher bauen soll. Gegen den Willen des Gemeinderates stimmte eine Mehrheit dafür, darunter auch ein Gemeinderat und eine Gemeinderätin. Gemeinderatskandidat Marco Feusi findet, die Informationen, die vor der Versammlung veröffentlicht wurden, seien tendenziös gewesen. Er hätte transparenter und ausgewogener kommuniziert. Eine Frau ergänzt, dass man in Zukunft den «Wochenfalter» vermehrt als Kommunikationsmedium nutzen könnte, um die Bevölkerung sachlich und neutral zu informieren. Sie kritisiert auch den unkollegialen und respektlosen Umgang, der an dieser Gemeindeversammlung herrschte. «Wenn das Volk anders entscheidet, als der Gemeinderat möchte, muss dieser den Entscheid akzeptieren und ihn umsetzen,» rundet Marco Feusi die Diskussion ab.
Erschwinglichen Wohnraum ermöglichen
Auf die Frage des Moderators Stephan Späni bezüglich des erschwinglichen Wohnraumes im Dorf erwähnt Dominik Widmann, der aktuell im Gemeinderat für das Bauwesen zuständig ist, das Projekt in Oberwil, das sich bereits im Bau befindet. Damit soll Wohnraum für Einheimische geschaffen werden. Widmann erklärt aber auch, es sei nicht einfach, in Oberwil-Lieli günstige Wohnungen zur Verfügung zu stellen, da das Bauland beschränkt und der Bodenpreis entsprechend hoch seien. Zum Thema Bauland hat auch Marco Feusi eine Meinung: «Angesichts des knappen Baulandes wird unser Dorf nicht mehr sehr stark wachsen. Umso wichtiger ist es, dass wir zueinander Sorge tragen.» So kommt er wieder auf das Klima im Dorf zu sprechen, der Dauerbrenner des Abends.
Schliesslich bringt Moderator Späni noch das Thema der Dreifach-Turnhalle auf den Tisch, die zu den Legislaturzielen des nächsten Gemeinderats gehört. Darauf zu antworten, sei nicht einfach, ohne die Dossiers zum Thema eingesehen zu haben, erklärt André Künzler. Dominik Widmann fügt trocken an: «Meine Frau war Primarlehrerin und sagte immer, bei einer Dreifach-Turnhalle wolle niemand die mittlere haben.» Gelächter im Saal. Widmann spricht auf die Frage nach den Geschäften, die ihn gerade beschäftigen, die Kreisschule Mutschellen an, wo er seit einem Jahr dem Vorstand angehört. «Die Schule brennt», sagt Widmann, deshalb sei Kontinuität wichtig, um die Probleme zu lösen. Deshalb möchte er diese Aufgabe weiterhin wahrnehmen. Auch für Jenny Gerber ist die Bildung wichtig. Sie äussert sich dazu in mehreren Voten. Zur Schule in Oberwil-Lieli, die in den letzten Jahren mit Problemen zu kämpfen hatte, sagt sie. «Mit der neuen Schulleitung sind wir auf einem guten Weg.»
Sachpolitik machen
Generell stellen die Kandidaten klar, dass es ihnen um Sachpolitik geht und sie faktenbasiert entscheiden wollen. André Künzler vom liberalen Zweier-Ticket betont, sie legten Wert auf das «Wieso?». Deshalb findet er es wichtig, dass der Gemeinderat seine Entscheide öffentlich begründet und die Bevölkerung stärker einbezieht. «Wenn wir gewählt werden, möchten wir möglichst nahbar sein und eine Anlaufstelle für die Bevölkerung schaffen. Entweder in Form einer Sprechstunde oder digital.»
Die Stimmberechtigten von Oberwil-Lieli haben am 28. September die Wahl: Für die fünf Sitze kandidieren sieben Personen, vier Bisherige und drei Neue: Jenny Gerber, Marco Feusi und André Künzler. Die drei haben am Freitag zusammen mit dem bisherigen Dominik Widmann die Chance genutzt, sich dem Publikum zu stellen und Rede und Antwort zu stehen. Klar ist schon jetzt: Die Wahl wird nicht nur über die Köpfe, sondern auch über den Ton im Dorf bestimmen. --gum