Dietrich über Rücktritt
12.11.2024 BremgartenBremgarter bald nicht mehr SP-Co-Präsident
Nach zweieinhalb Jahren ist für die Kombi Stefan Dietrich / Nora Langmoen im SP-Aargau-Präsidium überraschend Schluss. Der Bremgarter erklärt weshalb.
Sie waren damals nicht die ...
Bremgarter bald nicht mehr SP-Co-Präsident
Nach zweieinhalb Jahren ist für die Kombi Stefan Dietrich / Nora Langmoen im SP-Aargau-Präsidium überraschend Schluss. Der Bremgarter erklärt weshalb.
Sie waren damals nicht die Favoriten. Doch im April 2022 setzten sich Stefan Dietrich und Nora Langmoen etwas überraschend gegen Lelia Hunziker und Rolf Schmid durch. Ebenso überraschend folgt nur zweieinhalb Jahre später nun die Rücktrittsmeldung des Duos aus Bremgarten und Baden. «Unterschiedliche Vorstellungen» führen zum vorzeitigen Ende des Co-Präsidiums. Wir haben Stefan Dietrich etwas genauer zu den Hintergründen befragt und ziehen mit ihm Bilanz. --huy
«Ich werde nicht verschwinden»
Stefan Dietrich über seinen Rücktritt als Co-Präsident der SP-Aargau
Vor zweieinhalb Jahren hat der Bremgarter Grossrat und Lehrer Stefan Dietrich gemeinsam mit der Badener Einwohnerrätin Nora Langmoen das Co-Präsidium der SP-Aargau übernommen. Gross waren Freude, Enthusiasmus und Fleiss. Doch nun haben die beiden überraschend ihren Rücktritt auf April 2025 angekündigt.
Marco Huwyler
Herr Dietrich, «unterschiedliche Vorstellungen über die Entwicklung der Partei» hätten zum Aus Ihres Co-Präsidiums geführt, heisst es im offiziellen Wortlaut. Und was heisst das konkret?
Stefan Dietrich: Dazu kann ich leider nicht viel mehr sagen. Darauf haben wir uns intern geeinigt.
Weshalb bleibt man da so schwammig bei der SP?
Weil es um Grundsatzfragen geht, welche wir zuerst parteiintern klären möchten. Die Basis wird in absehbarer Zeit die Gelegenheit erhalten, über den künftigen Weg der SP zu befinden. Dann wird auch die Öffentlichkeit davon erfahren. Diese Diskussion bereits vorgängig in der Öffentlichkeit zu führen, wäre nicht zielführend.
Warum denn der angekündigte Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt?
Wir finden, dass es jetzt passt. So hat die Partei ein halbes Jahr Zeit. Die Gross- und Regierungsratswahlen sind durch und man kann sich darauf konzentrieren, sich zu formieren und neu aufzustellen. Unsere Mitglieder können sich darüber Gedanken machen, für welches Amt sie sich allenfalls zur Verfügung stellen möchten.
Dass in einem Co-Präsidium Meinungsverschiedenheiten auftreten können, wusste man. Dass mit Ihnen und Nora Langmoen unterschiedliche Profile in der Parteileitung vertreten sind, verkauften Sie einst als Vorteil. Was hat sich denn geändert? Zumal Sie beide sich bereits zuvor gut kannten.
Das Amt, so wie wir es ausgeübt haben, ist sehr intensiv. Wir haben uns tatsächlich gut ergänzt, daran hat sich nichts geändert. In den letzten Monaten haben wir zusammen viel in den Wahlkampf gesteckt. Auch viel Herzblut. Das Ergebnis war für uns dann sehr ernüchternd. Da ist es normal und logisch, dass man gewisse Dinge überdenkt.
Vor zweieinhalb Jahren waren Sie mit dem Ziel angetreten, verlorene Wähleranteile zurückzuholen. Das gelang nicht – im Gegenteil. Wären Sie nun nicht zurückgetreten, wenn es besser gelaufen wäre?
Das ist eine schwere Frage. Sagen wir es so: Hätten wir im Oktober einen überragenden Sieg bejubelt, hätten wir vielleicht noch ein Jahr zusammen weitergemacht bis zum ordentlichen Parteitag.
Sind Sie beide als Co-Präsidium gescheitert?
Nein, dagegen wehre ich mich vehement. Nora und ich haben einen steinigen Übergang in schwierigen Zeiten sehr gut gemeistert. Es folgten zwei sehr intensive Wahlkämpfe, in denen wir alles gegeben haben. Die Zusammenarbeit zwischen Nora und mir hat dabei wunderbar funktioniert. Wir sind auch jetzt überhaupt nicht zerstritten.
Ich freue mich weiterhin darauf, die nächsten Monate bis zu den Präsidiums-Neuwahlen an ihrer Seite zum Wohle der Partei zu arbeiten. Und bei den Wahlen im Herbst haben wir zwar unsere Ziele nicht erreicht. Doch bei den aktuellen politischen Gegebenheiten, Strömungen und der Weltlage muss man vielleicht froh sein, dass wir nicht massiv verloren haben. Wir konnten unsere Grossratssitze halten und mit Dieter Egli auch jenen im Regierungsrat. Trotzdem bin ich natürlich enttäuscht darüber, dass wir nicht zulegen konnten, das ist klar.
Wie präsentiert sich die SP Aargau nach zweieinhalb Jahren Langmoen/Dietrich intern?
Wir haben einiges bewirkt. Basis, Parteileitung und Fraktion sind näher zusammengerückt. Sekretariat und Geschäftsleitung sind neu aufgestellt und gestärkt worden. Auch Auftritt und Wirkung gegen aussen haben wir verbessert. Unsere Social-Media-Reichweite und auch die Medienpräsenz konnten wir klar erhöhen. Inhaltlich haben wir uns auf unsere Kernthemen konzentriert. Ich denke, wir haben wirklich gute Aufbauarbeit geleistet.
Dennoch kommen auf Ihre Nachfolger herausfordernde Zeiten zu. Nach den Wahlen dürfte es noch schwieriger werden, Mehrheiten für linke Positionen zu finden im Aargau.
Das ist so. Gerade für mich als sozialdemokratischer Grossrat wird das nicht einfach. Auch wenn ich weiterhin mit all meiner Kraft versuchen werde, Mehrheiten für soziale Anliegen zu finden. Was die Partei betrifft, stehen wir in der Pflicht, in einer Oppositionsrolle politische Alternativen aufzuzeigen zur rechtsbürgerlichen Mehrheit, welche Politik für wenige Privilegierte betreiben wird und bestehende Missstände nicht anpackt, sondern nur bewirtschaftet.
Weshalb stellen Sie sich dieser Herausforderung nicht als Parteipräsident?
Diese Frage zielt in eine falsche Richtung. Ich renne nicht weg, im Gegenteil. Es ist nur das Präsidium in seiner jetzigen Konstellation mit Nora und mir, das so nicht weitermacht. Ich werde nicht verschwinden und der Partei weiterhin zur Verfügung stehen, sofern die Basis das möchte. Ich bin weiterhin sehr motiviert.
Könnte es also sein, dass Sie im April erneut fürs Präsidium kandidieren? Allenfalls mit einem anderen Co-Präsidium?
Ich werde mir Zeit nehmen. Möglich wäre es, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen. Letztlich entscheidet die Basis. Schön ist, dass ich seit der Rücktrittsankündigung am Freitag bereits eine überwältigende Zahl an Nachrichten und Anrufen erhalten habe, die das bedauern und mich ermuntern, mich weiterhin für die SP einzusetzen. Das gibt einem Kraft und Energie. Sicher ist: Ich bleibe Politik und Partei treu.
Könnte es auch sein, dass Sie sich in der Bremgarter Lokalpolitik wieder mehr engagieren?
Ja, durchaus. Bremgarten bleibt mir ein Herzensanliegen. Auch in Aarau versuche ich weiterhin die Anliegen unseres Städtchens und Bezirks miteinzubringen. Die finanzielle Belastung von Zentrumsgemeinden wie Bremgarten von kantonaler Seite zu lindern, wäre beispielsweise angezeigt, wie ich finde.
Das bringt uns zum Thema Steuern. Wie stehen Sie zum Budget 2024 und dem Kurs des Bremgarter Stadtrats, der den Steuerfuss massiv anheben möchte?
Es ist wohl schlicht eine Notwendigkeit. Wir haben bei der SP seit Jahren gemahnt. Doch zu lange hat man den Schritt hinausgeschoben und mit Investitionen zugewartet. Jetzt erhält man die Quittung dafür. Was man mit Bedacht über Jahre hätte machen können, kommt nun geballt. Unsere Parteiparole steht zwar noch aus, aber ich werde Ja sagen zur Steuererhöhung. Wir haben in Bremgarten kaum eine ernsthafte Alternative.



