Die Weltmeisterin
13.05.2025 Sport, KampfsportKarate: Die Freiämterin Angela Felber vom Karate-Club Anglikon holt sich in Leipzig den IFK-Titel im Vollkontakt-Karate
«Das kann mir niemand mehr wegnehmen.» Die 28-jährige Angela Felber ist jetzt die erfolgreichste Schweizer Karatekämpferin ...
Karate: Die Freiämterin Angela Felber vom Karate-Club Anglikon holt sich in Leipzig den IFK-Titel im Vollkontakt-Karate
«Das kann mir niemand mehr wegnehmen.» Die 28-jährige Angela Felber ist jetzt die erfolgreichste Schweizer Karatekämpferin aller Zeiten. Weil das nächste Highlight schon bald ansteht, hat sie nur mit Wasser auf den grössten Sieg ihrer Karriere angestossen.
Stefan Sprenger
Am Montagmorgen liegt Angela Felber auf ihrem Sofa in ihrem Zuhause in Wohlen. In der Hand einen Kaffee, im Kopf lauter wunderschöne Gedanken. «Auch wenn ich mich fühle, als wäre ein Lastwagen über mich gerollt, geht es mir hervorragend», sagt sie lachend.
Wazari, Ippon, Punktsieg
Mit dem Bus ging es am letzten Wochenende an die Weltmeisterschaft des IFK-Verbands (International Federation of Karate), wo rund 800 Kämpferinnen und Kämpfer teilnahmen. 12 Stunden dauert die Fahrt nach Leipzig. «Doch es ging bestens», sagt Felber.
Die Sarmenstorferin steht am Samstagmorgen um 8 Uhr bereit in der Halle. Und muss lange auf ihren ersten Einsatz warten. Weil sie 2023 den 3. Rang und 2022 den 2. Rang an der IFK-WM gewann, darf sie in der Vorrunde pausieren. Nach der Mittagspause geht es gegen eine Polin über die volle Kampfdistanz. Am Mattenrand wird sie angefeuert von ihren Clubkolleginnen Simone Muntwyler und Sina Burri. Auch Mutter Karin Felber (in Wohlen aufgewachsen) ist da.
Und Angela Felber enttäuscht ihren Anhang nicht. Ein Beinschlag auf den Kopf (Wazari) bringt ihr den Sieg. Im nächsten Kampf macht sie kurzen Prozess mit ihrer Konkurrentin aus Belgien. Nach 40 Sekunden gewinnt sie durch K. o. der Gegnerin. Bauchtritt, Ippon, Final.
Präsident: «Weltelite»
Dort geht es erneut gegen eine Polin. Nach den ersten drei Minuten steht es unentschieden. Dann dreht Felber auf. «In den letzten 30 Sekunden habe ich alles rausgehauen, was ich habe», sagt sie. Felber gewinnt nach Punkten. 5:0. Weltmeisterin im IFK-Verband.
Und ihr Club ist aus dem Häuschen. Peter Hubschmid, Präsident des Karate-Clubs Anglikon, sagt: «Es ist die Bestätigung, dass Angela Felber in diesem Sport zur Weltelite gehört.» Auch Vizepräsident und Wohler Karatekoryphäe Heinz Muntwyler ehrt Felber mit folgenden Worten: «Das ist für mich der grösste Erfolg einer Schweizer Karatekämpferin. Sie hat im mentalen Bereich alles weggesteckt und eine super Leistung gezeigt. Ihre Konstanz über Jahre hinweg ist beeindruckend.»
In den letzten Jahren schaffte es Felber an Welt- und Europameisterschaften regelmässig auf das Podest. Für den Sieg reichte es nicht – bis zum vergangenen Samstagabend. Jetzt ist sie Weltmeisterin. Und damit die erfolgreichste Schweizerin aller Zeiten in diesem Sport. Wie fühlt sich das an? «Es ist ein langjähriges Ziel und ein Karate-Traum, der jetzt in Erfüllung ging. Eine Bestätigung, eine Genugtuung, niemand kann mir das wegnehmen. Alle Trainings, alle Tränen, der ganze Verzicht, alles hat sich gelohnt», sagt Felber, die nach 20 Jahren in diesem Sport ihr sportliches Lebenswerk vergoldet – und auf dem Zenit steht.
Geschlafen hat sie erst im Bus
Und von jenem Zenit steigt sie vorerst nicht runter. Die Physiotherapeutin wird am 31. Mai an der WFKO-Vollkontakt-Weltmeisterschaft in Japan starten. Ein Turnier, wo alleine die Qualifikation schon schwierig ist. «Ich freue mich und werde wieder ein paar Tränen vergiessen, wenn sie in Japan den nächsten Erfolg feiert», sagt Heinz Muntwyler und traut ihr einiges zu.
Weil dieses Turnier vor der Tür steht, konnte Angela Felber beim Feiern des WM-Titels nicht Vollgas geben. «Wir feierten mit Döner und Pizza. Alkohol gab es nicht. Okay, ein Bier habe ich mir gegönnt, aber das wars. Die Party dauerte dennoch lange. Wir gingen, ohne zu schlafen, ans Frühstück und dann mit dem Bus nach Hause. Dort konnte ich schlafen», erzählt Felber.
«Das Dessert in Japan»
Felber hat keine groben Blessuren von der WM mitgetragen. Gute Voraussetzungen für ihren nächsten Auftritt in Japan – wo ihre Eltern dabei sein werden. «Jetzt steht das grosse Highlight in Japan an. Das Dessert. Ich will das geniessen, ich kann ohne Druck in dieses Turnier gehen und werde alles rausholen, was geht.»
Am Freitagabend gibt es für Felber einen Empfang im Dojo des KC Anglikon. «Vorher wird aber noch trainiert», sagt Felber, die im Sommer zudem die letztmögliche Meisterprüfung im Karatesport ablegen wird. Felber kann sich mit weiteren Titeln in diesem Sport ein Denkmal setzen.